Himmelsschatten
Folge davon rebellierte Teas ohnehin schon angegriffener Magen. »Okay, Leute, was zum Teufel war das?«
»Ich dachte, wir säßen auf festem Boden!«, sagte Natalia.
Durch das ihr am nächsten gelegene Fenster erblickte Tea nichts außer einem schwarzen Himmel über ihnen. »Taj, sieh dir das mal an …«
Der Vyomanaut hatte seine Nase bereits an dem viereckigen Sichtfenster in der Luke. »Da draußen gibt es massenhaft Dampf!«
Lucas zog sich auf die Liege, die sich neben der von Tea befand. »Verlieren wir Atmosphäre?«
Tea glaubte nicht, dass dies der Fall war – jedenfalls verloren sie bestimmt nicht mehr Atmosphäre als vor der Schlingerbewegung –, und ein rascher Blick auf sämtliche Panele bestätigte dies. »Keine Indikatoren. Ich habe auch nichts gehört.«
Taj wirkte aufgeregt. »Ich denke, der Vesuv ist wieder aktiv.«
Das genügte Tea als Aufforderung. Sie betätigte ihr Funkgerät. »Houston, Destiny … Lasst uns die Lift-off-Checkliste durchgehen!«
19
»Big Smart Alien«
TERMINUS, DER VON DEM NASA-ASTRONAUTEN
ZACHARY STEWART GEPRÄGT WURDE,
AUGUST 2019
Zack kam es so vor, als sänne der Architekt über seine Bitte, Megan freizugeben, nach.
Dann bewegte er sich wieder; seine linken Gliedmaßen schnellten vor und berührten die Innenwände, die rechts von Zack lagen. Auf einem Drittel der Höhe, knapp über Zacks Kopf, öffnete sich ein Fach …
Und ein Körper rutschte heraus.
Zack reagierte reflexhaft … glücklicherweise: Der Körper war der einer zappelnden, mit den Fingernägeln kratzenden, laut protestierenden menschlichen Frau.
Megan.
Beide stürzten zu Boden. Aber dank Keanus niedriger Schwerkraft konnte sich keiner dabei verletzen.
Es dauerte eine Weile, bis Megan merkte, wer sie aufgefangen hatte. »O mein Gott«, war alles, was sie sagte.
Zack hatte noch nie so viel Erleichterung in einer Stimme gehört. »Bist du verletzt?«
»Ich glaube nicht.«
Sie betrachteten einander. »Ich hoffe immer noch, dass ich irgendwann einmal verstehe, was hier los ist«, sagte Zack.
»Ich habe die Hoffnung auch noch nicht aufge geben.«
Zack richtete den Blick auf den Architekten, der, nachdem er Megan aus einem Loch in der Wand hatte heraus kullern lassen, damit fortfuhr, weiter oben in der Kammer liegende Fächer zu untersuchen, wobei er zwei oder drei seiner Körperglieder gleichzeitig benutzte. »Irgendwelche Ideen?«, brüllte Zack.
»Ich denke, er kann dich hören.«
»Und du weißt das.«
»Ja.« Sie schien kräftiger zu werden. »Wir beide wissen es.«
»Hör mir zu, Liebling … Ich habe weder Zeit noch Energie. Seit drei Tagen habe ich nicht geschlafen, und ich habe kaum etwas gegessen … Ich habe Dinge gesehen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Und ich habe auf meinen Rückflug zur Erde verzichtet. In mir tickt eine Uhr, meine Zeit läuft ab. Ich weiß nicht, ob es noch Tage oder Stunden dauert, aber falls du und der Architekt mir etwas mitteilen wollt, dann tut es bitte jetzt.«
Megan kniete sich hin, schlang ihre Arme um ihn und hielt seinen Kopf in der Weise, wie sie Rachels gehalten hatte, als diese noch ein kleines Kind gewesen war. »Sssshh«, sagte sie in einem fast gurrenden Ton. »Ich weiß. Ich weiß es wirklich. Es war … unglaublich mutig von dir, hierherzukommen.«
»Du bist diejenige, die Mut hat …«
»Wohl kaum. Ich kam bei einem Unfall ums Leben, und diese Typen haben mich zurückgeholt. Ich habe mir beides nicht ausgesucht. Aber ich hätte es getan, nur um all das hier sehen zu können.«
»Ja, sicher. Ich wollte nur, ich würde mich glücklicher fühlen.«
Sie hinderte ihn am Weitersprechen, ganz wie die frühere Megan. »Wie viele Menschen erhalten die Chance, die Weltgeschichte zu … verändern? Oder gar die Geschichte von Hunderten von Welten?«
»Na ja, bis jetzt hat mein Team keine besonders gute Arbeit geleistet.« Er peilte hoch zu dem emsig beschäftigten Architekten. »Ich möchte unserem … Gastgeber da drüben gern sagen, dass die Bombe ein kapitaler Fehler war.«
Wieder beugte Megan ihren Kopf dicht über seinen. »Ich glaube, das hast du gerade getan.«
»Glaubst du es, oder weißt du es?«
Nun fasste auch Megan den Architekten ins Auge. Das gigantische Wesen blickte zurück. »Ich weiß es. Ich nehme an, dass mein neuer Körper mit ein paar Verbesserungen ausgestattet wurde.«
»Du weißt Dinge, die du eigentlich gar nicht wissen kannst.«
»Und dieses Wissen vermehrt sich im Lauf der Zeit. Es ist, als würden
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