Himmelsschatten
sind zu isoliert, zu maschinenähnlich geworden. Wir können weder grob noch primitiv sein, obwohl wir nicht frei von Dummheit sind. Aber du bist lebendig, und wir sind es nicht.«
Zack wies auf den geschäftigen Architekten. »Für mich sieht er ganz lebendig aus.«
»Er ist auf dieselbe Weise lebendig, wie ich es bin.« Sie legte eine Pause ein. »Aber er ist nicht der eigentliche Architekt … Entschuldige, aber in meinem Gehirn vermischt sich das alles.« Megan lief sogar ein paar Schritte. Es war noch eine Angewohnheit, die Zack so vertraut war, dass es ihm das Herz zerriss, ihr bei ihrem Tun zuzusehen. Er hatte immer gescherzt, seine Frau sei wie Sundance Kid, der legendäre Revolverheld, der alles treffen konnte, solange er nur in Bewegung blieb. Megan konnte besser nachdenken, wenn sie sich bewegte. »Die Rasse der Architekten ist alt. Wenn man annimmt, dass es seit einer Million Jahren Menschen gibt, dann existieren die Architekten hundertmal länger. Wir besitzen keine Körper mehr. Dieselbe Technologie, die es uns erlaubt, Seelen zu identifizieren und zu kopieren, bedeutet unter diesen Umständen, dass wir ein Bewusstsein von einer Maschine zu einer anderen transferieren können, oder – falls notwendig – zu einer Rekonstruktion wie dieser hier.« An der Stelle machte sie eine mädchenhafte Verbeugung. »Das macht uns unsterblich. Aber wir verlieren unsere Fähigkeit zu kämpfen und kreativ zu denken. Uns zu grämen, wenn wir scheitern. Zu leiden.«
»Dann ist er also ebenfalls ein Revenant.« Zack trat zurück und spähte zu dem betriebsamen Architekten hinauf. »Was macht er da?«
»Er stellt Schalter.«
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht. Das ist doch einer von euren Begriffen, nicht wahr? ›Schalter stellen?‹«
»Jetzt äffst du mich nach.«
»Ich habe achtzehn Jahre lang mit dir zusammengelebt … ich brauche dich nicht nachzuäffen.«
»Das heißt, dass man ein Cockpit konfiguriert. Wie wir es in der Destiny gemacht haben.«
»Ich weiß.«
»Dann ist dieses Gebäude also ein Cockpit?«
»Ich denke, wir beide wissen, dass es eigentlich gar kein Tempel ist.« Sie überlegte kurz. »Vielleicht ein Kommandomodul?«
»Ein Kommandomodul von was? Oh«, rief Zack, dem prompt die Antwort einfiel. »Für Keanu.«
»Genau. Hier gibt es jede Menge Systeme. Ich sagte dir doch, dass hier noch mehr Kammern existieren. Eini ge von ihnen sind noch größer als die, die du bereits kennst.«
»Was befindet sich da drin? Äh, Proben dieser anderen Rassen?«
»Das verrät mir niemand.« Sie deutete auf den Architekten. »Aber was immer er da treibt, hängt damit zusammen.«
Zack fasste nach Megans Hand. Er war sich nicht sicher, wann er seine vernünftige Skepsis aufgegeben und von ganzem Herzen akzeptiert hatte, dass dieses Wesen hier Megan war … aber der Sprung war vollzogen. »Weißt du, was daran so komisch ist?«
»Ich vermag nicht viel Komisches zu entdecken, Liebling.«
»Megan, dein Leben lang warst du diejenige, die allen möglichen Leuten knallharte Fragen gestellt hat. Hättest du diesen Typen da tatsächlich interviewt, hätten wir das ganze Zeug schon vor Stunden erfahren.«
In diesem Augenblick beendete der riesige Alien seine Tätigkeit. Er stellte sich auf die Füße, und das mit einer Anmut, die Zack verblüffte. Zu seiner vollen Größe aufgerichtet, türmte er sich über den Menschen auf, aber nicht für lange. »Jetzt macht er etwas anderes«, sagte Zack, griff nach Megans Arm und zog sie zur Eingangsöffnung zurück. »Geht er vielleicht weg?«
Der Architekt hatte die Kammer bereits zur Hälfte durchquert und steuerte auf das zu, was Zack als Rückwand bezeichnet hätte. »Ja«, bestätigte Megan. »Wir sind nicht das Wichtigste, mit dem er sich befassen muss.«
»Was könnte wichtiger sein, als sich mit zwei Angehörigen dieser für ihr Überleben wichtigen menschlichen Rasse zu beschäftigen? Sind wir nicht entscheidend dafür, dass es die Architekten in Zukunft auch noch geben wird?«
»Die Rasse ist von Bedeutung. Wir beide, du und ich, besitzen als Einzelwesen weniger Wert.«
»Und das nach allem, was wir aufgegeben haben. Weiß er, dass wir nicht nach Hause zurück können?«
»Oh, darüber ist er im Bilde.«
Die Rückwand öffnete sich und gab den Blick auf das unveränderte Chaos außerhalb des Tempels frei. »Wir sollten ihm folgen«, meinte Megan.
»Dorthin? Das sieht gefährlich aus.«
»Ja.«
Sie wartete nicht auf ihn, sondern
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