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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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Ton angeschlagen, doch auf ihren vorherigen Flügen hatte sie gelernt, sich im Funkverkehr mit der Bodenkontrolle zu mäßigen.
    Aber beim Anblick der Destiny , die zwar bis auf den Verlust eines Solarmoduls keinen nennenswerten Schaden davongetragen hatte, allerdings so lag, dass ein Rand der Luke nur cirka drei Fuß vom Boden entfernt zu sehen war, verschwand auch der letzte Rest ihrer ohnehin arg strapazierten verbalen Diszplin. »Hat jemand eine Idee?«
    Die Zeitverzögerung schien kein Ende zu nehmen, aber Taj sprang bereitwillig ein. »Erinnere dich daran, wo wir sind, Tea.«
    Er schob sich an ihr vorbei und hüpfte zur Destiny , die selbst auf der Seite liegend doppelt so hoch war wie er. Tea ärgerte sich über Tajs vergnügten Tonfall. »Ich hab’s nicht vergessen«, schnauzte sie und wollte schon hinzufügen du verdammter Idiot , als ihr klar wurde, was der Vyomanaut meinte. »Oh! Richtig!«
    Die Destiny wog hier nur einen Bruchteil der zehn Tonnen, die sie auf der Erde wiegen würde. »Tea, Houston. Wir können sehen, dass ihr ein Problem mit dem … Zugang zur Luke habt. Und wir empfehlen …«
    »… dass wir das Schiff einfach herumrollen, verstanden, Houston.« Tea, du bist der verdammte Idiot . »Passt auf, wie wir gleich zaubern werden.«
    »Ehe ihr was unternehmt«, sagte Houston, »gebt uns fünf Minuten Zeit. Wir wollen die Atmosphäre ablassen.«
    Natürlich: Für unbemannte Orbit-Einsätze hatte die Destiny einen Druckausgleich von zehn Pfund pro Quadratzoll, ein bisschen weniger als mit einer Crew an Bord. Bei diesem Innendruck würde die Luke mit Wucht nach außen aufspringen und dabei vermutlich ihre Angeln beschädigen.
    Tea und Taj zogen sich fünfzig Meter zurück, hin zu der Stelle, wo Natalia und Lucas warteten. »Wal, da bläst er«, kommentierte Tea, als von der Basis der Destiny ein plötzlicher Dampfstrahl herausschoss. Binnen weniger Minuten hatte er sich verflüchtigt. Der Innendruck der Destiny war jetzt nahezu ein Vakuum.
    Alle vier mussten mit anpacken, zwei positionierten sich an der Seite der wie ein Kaubonbon geformten Destiny , zwei an dem dosenförmigen Servicemodul. Das Problem bestand nicht darin, die Masse zu bewegen – die bei Berührung leicht schaukelte –, sondern die Haftung bereitete Schwierigkeiten. »Wir müssen Löcher in den Boden graben, in die wir dann unsere Füße reinstemmen können«, meinte Taj.
    »Ich wünschte, ich hätte meine Footballschuhe an, die haben Stollen«, sagte Lucas. Tea war froh, dass der Größte Astronaut der Welt wieder sprach; während der letzten Stunde hatte er nur geschwiegen, ein sicheres Zeichen für einen Kräfteverfall und Mutlosigkeit.
    Natalia, die ebenfalls mürrisch und schweigsam war, trat in Aktion und scharrte für alle Vertiefungen in den Untergrund, damit sie ihren Füßen einen festen Halt verschaffen konnten. Gut, dass sie so umsichtig gewesen war, Werkzeug vom Rover Buzz mitzubringen.
    » Un, dos, tres «, zählte Lucas … und das große, bus ähnliche Vehikel rollte um zwanzig Grad, gerade genug, um die Luke frei zu machen.
    »Gottverdammt, es hat geklappt!«, freute sie sich. »Super Idee, Taj!«
    »Bedank dich bei Zack«, erwiderte Taj.
    Tea sank auf die Knie und suchte nach dem Lukengriff, während sie versuchte, sich zu orientieren. Wenn die Destiny aufrecht stand, ging die Hauptluke nach links auf … da das Schiff auf der Seite lag, würde sich die Luke in ihre Richtung öffnen wie eine Rampe. Was von Vorteil war.
    Das Einsteigen war einfach, sie brauchten nur den Griff zum Entriegeln zu finden – und der saß von ihr aus gesehen oben an der Luke, fast außerhalb ihrer Reichweite. »Houston, Tea. Ich bin bereit, die Luke aufzumachen.«
    Sie wartete. Dann meldete sich Jasmine Trieu: »Der Druck ist praktisch bei null. Du hast Go zum Öffnen.«
    Die rechteckige Luke, die so breit war, dass Tea selbst mit ausgestreckten Armen die Seiten nicht berühren konnte, schwang problemlos auf. Tea kletterte darauf und ging in die Destiny hinein.
    Und wäre um ein Haar in Ohnmacht gefallen.
    Großer Gott, lag die Abtrennung wirklich erst vierzig Stunden zurück? Sie fühlte sich, als beträte sie die Kapsel zum ersten Mal. Es gab eine verwirrende Umkehrung von örtlich vertikal und örtlich horizontal – sie betrat das Raumschiff auf einer der schrägen Innenwände. Das Hauptkontroll-Panel und die beiden nicht verstauten Liegen befanden sich direkt über ihrem Kopf. Natürlich hätte sie daran gewöhnt sein müssen;

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