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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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verlassen?
    Zack brachte kein Wort über die Lippen. Hol tief Luft . Er musste stark sein, nicht nur Rachels wegen, sondern auch wegen Megans Eltern, die ihnen gegenübersaßen, die Gesichter vor Gram zerfurcht. Er tätschelte die Hand seiner Tochter und bemühte sich, ruhig und sachlich zu wirken. »Hast du dein Gedicht dabei?«
    Scheinbar entsetzt riss Rachel die Augen weit auf. Eine Emotion! Am liebsten hätte Zack laut gejubelt. »O mein Gott, ich glaube, ich hab’s zu Hause vergessen!«
    Ehe Zack darauf antworten konnte, setzte Rachel wieder die übliche kalte, abweisende Miene auf. Doch ihre Stimme troff vor teenagerhafter Herablassung, als sie sagte: »Hast du wirklich angenommen, ich könnte das vermasseln?«
    Als der Leichenzug die Begräbnisstätte erreichte, war der Wind abgeflaut, und es regnete nicht mehr. Der Friedhof war in ein diffuses Sonnenlicht getaucht, das Zack beruhigend und ungewöhnlich fand.
    Während der Sarg an Ort und Stelle bugsiert wurde, traf aus einer anderen Richtung ein weiteres Fahrzeug ein.
    Einen Moment lang hoffte Zack, es sei Harley Drake. Harley war bei dem Unfall schwer verletzt worden und würde wahrscheinlich gelähmt bleiben; er lebte, hatte das Bewusstsein aber noch nicht wiedererlangt. Zack wünschte sich, dass Harley aufwachte und genas, denn er war sein Freund – und weil er wissen wollte, wie es zu diesem Unglück hatte kommen können.
    Doch aus dem Wagen stiegen der Chefastronaut Shane Weldon und Zacks nunmehr ehemalige Crewkameraden der Destiny -5 -Mission: Tea Nowinski, Geoff Lyle und Mark Koskinen.
    Und Zacks Ersatz, Travis Buell. Der neue Destiny -5 -Kommandant – während der letzten zwei Jahre Jacks Back-up in der Reservecrew – war ein schmächtiger Mann von vierzig Jahren, der vom Äußeren her eher einem Gelehrten glich. Die Leute, die die Besatzung trainierten, pflegten zu scherzen, Zack sehe aus wie ein Militärhubschrauberpilot, während Buell etwas Professorenhaftes ausstrahlte. Zack gab zu, dass diese Beobachtungen so falsch nicht waren. Buell schien eher in ideellen Gefilden zu leben als in einer Welt der physischen Aktionen. In Buells Augen brannte das Licht des wahren Glaubens, egal, ob es sich um den biblischen Jehova handelte, die Vollkommenheit der Vereinigten Staaten von Amerika oder die Notwendigkeit, am Shackleton-Krater eine manuell gesteuerte Landung auszuführen, anstatt sich auf den Computer zu verlassen. Über diese Punkte hatten er und Zack sich zwei Jahre lang in den Haaren gelegen. Selbst aus der Entfernung und unter den gegebenen Umständen sah Zack, wie das Feuer der Rechtschaffenheit in dem Mann glühte.
    Einen Schritt hinter der Destiny -Crew kam Taj Radhakrishnan, elegant in einem London-Fog-Trenchcoat, während die Astronauten schauderhafte gelbe Plastikregenmäntel über ihren NASA -Fliegeranzügen trugen. Tea löste sich aus der Gruppe und steuerte direkt auf Zack zu. »Entschuldige unsere Verspätung«, begann sie. »Um ein Haar hätte man uns keine Landegenehmigung erteilt.« Natürlich … das Unwetter, das Megans Beisetzung beeinträchtigte, behinderte auch den örtlichen Flugverkehr, und besonders betroffen waren die kleinen NASA - Jets, die auf dem nahe gelegenen Ellington-Flugplatz landeten.
    Seit der Pressekonferenz hatten sie sich nicht mehr gesehen. Tea schlang ihre überraschend muskulösen Arme um ihn. »Mein Gott, Zack, es tut mir ja so leid.«
    Tea Nowinski in Bestform war als Astronautin das Äquivalent eines Filmstars – blond, blaue Augen, super Figur –, wie man sich die typische Amerikanerin vor stellt. Die Hälfte der Astronauten im Büro glaubten, dass sie und Zack eine Affäre miteinander hatten. Nicht dass ihm etwas in der Art niemals in den Sinn gekommen wäre. Sie fühlten sich wirklich zueinander hingezogen. Aber aus verschiedenen Gründen blieb ihre Beziehung professionell und platonisch. Zum einen zerstörte die Intimität, die den Destiny -Besatzungen aufgezwungen wurde, jede Spur von Romantik. Harley Drake pflegte es so auszudrücken: »Wenn man einmal gesehen hat, wie dein Kumpel die Toilette an der Decke des Moduls benutzt, betrachtet man ihn mit ganz anderen Augen.« Das galt umso mehr für jeden männlichen Astronauten, der Lust hatte, mit einer weiblichen Kollegin anzubandeln.
    Zum anderen hatte Tea eine Reihe leidenschaftlicher, problembeladener Beziehungen mit Männern hinter sich, einschließlich einer kürzlichen Affäre mit einem Wetteroffizier der Air Force, den sie am Cape

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