Himmelsschatten
Personal Preference Kit, dem Sammelsurium aus College-Fähnchen, Familienfotos, Gedenkbriefmarken und anderen Erinnerungsstücken, die die Astronauten auf Flügen mitnehmen durften, solange sie nicht zwei Kilogramm Masse überschritten.
»Ich hoffe, die Kiste ist nicht voll mit Glücksmünzen oder anderem Klimbim«, scherzte Tea. Die ersten Astronauten hatten Ärger bekommen, weil sie Erinnerungsstücke an Bord ihrer Raumschiffe geschmuggelt hatten.
»Das zulässige Gewicht ist nicht überschritten«, versetzte Yvonne pikiert.
»Was immer es ist, die Box befindet sich im falschen Spind« sagte Zack, nahm Patrick die Kiste ab und reichte sie an Yvonne weiter. »Die PKK s gehören in das Fach 20-B.«
Er schob sich zwischen Patrick und Yvonne und begab sich in die Luftschleuse. Die Kammer war fast so groß wie die Kabine. Wenn Zack und seine Crew in – hoffentlich – einer Woche in die Venture kletterten, um von Keanus Oberfläche abzuheben, würde man die Schleuse zusammen mit dem Rest der Abstiegsstufe zurücklassen. Doch nun diente sie als Ankleideraum, in dem Tea mit Zacks Helm in den Händen wartete, um den Anzug zu komplettieren. » Oooh , Commander Stewart«, schnurrte sie wie ein Sexkätzchen aus einem Film, »ich würde dich viel lieber ausziehen …«
»Wir haben immer noch Zeit, um im Tätigkeitsbericht vermerken zu können: ›Das erste Mal, dass auf Keanu gepoppt wurde.‹«
»Optimist«, erwiderte Tea mit ihrer natürlichen Stimme. »Trotzdem danke ich dir für den Vorschlag.« Sie stand im Begriff, ihm den Helm über die Ohren zu ziehen, als sie noch einmal innehielt.
»Was ist?« Normalerweise war Zack weder ein Erbsenzähler noch neigte er dazu, sich unnötig Sorgen zu machen, aber sie befanden sich in keiner normalen Situation.
Sie beugte sich vor und gab ihm einen sanften Kuss. »Das soll dir Glück bringen.« Dann senkte sich der Helm herunter und dämpfte das Summen und Rattern der Hintergrundgeräusche in der Venture . Tea ließ den unteren Rand des Helms in den Halsring einschnappen, wodurch der Anzug versiegelt wurde; seine Atemluft bezog Zack nun über die Tanks.
In seinem Headset hörte er, wie Pogo sagte: »Zack, das musst du dir ansehen!«
»Was ist los?«
»Die Brahma trifft ein.«
Unaufgefordert löste Tea wieder Zacks Helm aus der Arretierung und half ihm, ihn abzusetzen. »Erinnere mich daran …«
»… dass du schon zwei Minuten Atemluft verbraucht hast, ja, ja.«
An der KomKonsole hatte Pogo eine der externen Kameras nach Norden gerichtet und das Objekt herangezoomt.
Das Bild zeigte einen schwarzen Himmel über dem verschwommenen weißen Rand des Vesuv-Schlots … und einen hell leuchtenden Stern. »Sieht aus wie ein sich näherndes Passagierflugzeug«, fand der Pilot.
»Sie machen eine Live-Einspielung«, erklärte Tea und rief die weltweite Übertragung vom Flugdeck des Koalitions-Raumschiffs auf … sie sahen die schneebedeckte Oberfläche aus einer Höhe von fünfzehnhundert Metern, wie sie dem ständig aktualisierten Datenfluss entnehmen konnten.
»Sollen wir jetzt auf die Gefechtsstationen gehen oder was?«, knurrte Pogo. Er hatte den Raketenwerfer nicht vergessen.
»Aye, haltet euch bereit, einen Entertrupp abzuwehren.« Zack rechnete nicht damit, dass es zu einer »kriegerischen Aktion« kommen würde; und selbst wenn, hätte er kaum Möglichkeiten für einen Gegenschlag. »Houston, wir setzen mit der EVA -Vorbereitung aus, bis die Brahma sicher gelandet ist.«
Fünf Sekunden später bestätigte Houston. »Verstanden, Venture . Wartet, bis sich der aufgewirbelte Schutt wieder gelegt hat.«
»Taj nimmt sich viel Zeit«, meinte Tea, die die Kommentare von Coalition TV aufmerksam verfolgte.
»Er steuert doch nicht manuell, oder?«, fragte Pogo.
»Keine Sorge, Colonel – die Leute werden nicht vergessen, dass du der Erste warst, der ein Raumschiff auf Keanu gelandet hat«, spöttelte Yvonne. Pogo schoss ihr einen Blick zu, als wolle er ihr Löcher in die Stirn brennen.
»Sie geht in den Sinkflug!«, verkündete Tea.
Genau wie bei dem Venture -Landegerät brannten die Triebwerke der Brahma sauber; man sah keinen Flammenausstoß, lediglich ein gleißendes Licht an der Basis des Vehikels und Dampfschwaden, die von der mit Schnee bedeckten Oberfläche weggeweht wurden. »Das sieht aus wie in 2001 «, staunte Yvonne.
»Wie was?«, fauchte Patrick-Pogo.
»Wie in dem Film «, erläuterte Tea. Zack verstand, was gemeint war … es gab in der Tat eine
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