Himmelsschatten
gewesen. Doch anstatt sich hinzusetzen, blieb er stehen, während er seinen Laptop aufklappte. »Schieß los.«
Zack kam sich vor wie ein Zehnjähriger, der Schokoladenriegel für ein Schulprojekt verkauft. »Das liegt vielleicht außerhalb meiner Gehaltsklasse, aber wenn es stimmt, dass die Brahma auf Keanu landen soll, müssen wir meiner Meinung nach die Destiny -7 ebenfalls hinschicken.« Ihm fiel eine alte Redewendung aus Michigan ein. »Es wird Zeit für die Operation Welcome Wagon .«
»Was kümmert es dich, ob wir vor ihnen da sind? Wenn ich mich recht erinnere, dann warst du von Buells kleiner Ansprache am Shackleton-Krater alles andere als begeistert.«
»Wer als Erster seinen Fuß auf Keanu setzt, ist mir völlig egal. Aber wenn wir jetzt die Chance für eine Landung nicht nutzen, werden wir es später noch jahrelang bereuen. Wie viele NEO s von dieser Größe kommen wohl noch in erreichbare Nähe?«
Jetzt setzte sich Weldon hin und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Wir haben noch nie eine Landung auf einem NEO simuliert.«
»Pass auf, haben wir nun ein Raumfahrtprogramm oder nicht? Die Destiny ist das Schiff, mit dem wir das Sonnensystem erschließen wollen. Es war bereits zweimal auf dem Mond. Es wurde konstruiert für Missionen zum Mars und – wenn ich mich nicht irre – zu erdnahen Objekten. Die Steuerteams werden sich wegen der kurzen Frist überschlagen müssen, aber das wäre genau die Herausforderung, auf die sie sich mit Freuden stürzen.«
»Hätte diese Mission irgendeinen praktischen Nutzen? Wie steht es mit wissenschaftlichen Erkenntnissen?«
»Um Gottes willen, Shane! Hier geht es nicht um Flaggen und Fußabdrücke! Wir machen uns vor Begeisterung in die Hose, weil wir auf dem Mond ein paar Tonnen Eis gefunden haben – Keanus ganze Kruste besteht aus diesem Zeug! Es wäre, als würden wir einen Ausflug zur Geburtsstätte des Sonnensystems unternehmen!« Er bemerkte, dass Weldon tatsächlich etwas in seinen Laptop eintippte. »Schreibst du das auf?«
»Das hast du sehr schön ausgedrückt. Aber etwas anderes hätte ich von dir auch nicht erwartet.«
»Du ziehst es also in Betracht.«
»Ich bin dir sogar weit voraus. Hat Kerrie dir gesagt, warum ich mich heute verspätet habe?« Zack schüttelte den Kopf. »Ich nahm an einer geheimen Konferenz mit Gabe Jones und der kompletten achten Etage teil; das Hauptquartier und das Weiße Haus wollen, dass wir die Destiny -7 zu Keanu schicken und noch vor der Koalition darauf landen.«
Er drehte seinen Computer, sodass Zack das Cover der Powerpoint-Präsentation sah. »Du Sack!« Aber in seiner Stimme schwang kein Groll mit. »Warum hast du mir nicht gesagt, ich soll die Klappe halten?«
»Ich muss diese Sache einem Haufen sehr skeptischer Abteilungsleiter schmackhaft machen. Auf jeden, der gern bereit ist, die Herausforderung anzunehmen, kommen zwei, die glauben, das Ganze wäre zu gefährlich oder einfach mit zu viel Arbeit verbunden. Ich muss denselben Enthusiasmus ausstrahlen, den du gerade gezeigt hast.«
»Schick mich hin.«
»Gut möglich, dass ich darauf zurückkomme. Wir müs sen hier mit einer Doppelspitze arbei …«
»Ich scheiß auf deine Briefings , Shane.« Zack beugte sich über den Schreibtisch. »Schick mich zu Keanu . Nimm mich in die Crew auf. Ich bin hier der Experte für das Pro jekt. Ich bin qualifiziert für die Destiny und für die Venture .«
Weldon starrte ihn an. Seine Miene war neutral, unergründlich. »Sieben hat schon eine Crew.«
»Für eine Mondmission. Ihr braucht aber einen Keanu- Spezialisten.«
»Und zufällig ist das Zack Stewart.«
»Sieh dich doch mal im Astronautenbüro um und sag mir, wer sonst auch nur annähernd in Betracht käme.« Zack wartete nicht auf einen etwaigen Widerspruch. »Außerdem bin ich auf Stand, was Flugstunden und Schulung betrifft.«
»Ohne Frage.«
»Aber du zögerst immer noch.«
»Stimmt.« Jetzt blickte Weldon ihm offen ins Gesicht. »Also, Jack … Megans Tod liegt nun zwei Jahre zurück, aber du hast dich ein bisschen von allem zurückgezogen. Bist du wirklich bereit … in psychischer Hinsicht?«
»Natürlich, andernfalls wäre ich nicht hier.« In diesem Augenblick wurde Zack eines klar: Er brauchte diese Mission – dieses neue Ziel – mehr als alles andere, das er während der letzten zwei Jahre gebraucht hatte. Wenn Weldon Nein sagte, würde er das Büro verlassen und seinen Job bei der NASA kündigen.
»Ich schätze deinen Enthusiasmus,
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