Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
Vom Netzwerk:
herumschwirrte … ob es ein Insekt oder ein Vogel war, vermochte Tea nicht zu erkennen, aber es war groß genug, um lästig zu werden.
    Tea schlug ein paarmal mit der Hand nach der Kreatur und traf sie mitten im Flug. Sie bückte sich, um das tote Ding zu inspizieren. »Nanu, das ist ja seltsam.« Sie richtete sich wieder auf. »Es hat Kanten. Sieht aus wie ein fliegender Legostein.«
    »Ich interessiere mich nicht für diesen Käfer!«
    »Komm schon, Taj, versuch, dich zu entspannen …«
    »Und ich rate dir, die Situation mit etwas mehr Ernst zu betrachten!«, herrschte der Vyomanaut sie an. »Ist dir denn nicht klar, in welcher Gefahr wir schweben?«
    »Ja und? Als wir diesen Job übernahmen, wussten wir, auf welches Risiko wir uns einließen …« Sie musste sich unbedingt beschäftigen; auf ihren früheren Raumflügen hatte sie – wenn sie nicht gerade schlief – nahezu pausenlos Schalter betätigt, Experimente durchgeführt, Toiletten repariert und Essen zubereitet. Bis jetzt verlangte die Keanu-Mission viel zu wenig operative Aktivitäten. Sie fing an, große »Blätter« einzusammeln, um Pogos Leichnam damit abzudecken.
    »Tea, das ist nicht witzig! Es geht nicht nur um unsere Leben – die ganze Erde ist gefährdet!«
    Taj wirkte verbissen. Er saß in der Hocke und drehte den Kopf nach rechts und nach links, als befürchte er, jeden Moment von einem wilden Tier angegriffen zu wer den. Tea war klar, dass sie ihn ausreden lassen musste … obwohl es das Letzte war, was sie wollte. »Na schön. Inwiefern?«
    »Diese Kreaturen, die wir hier gefunden haben. Überleg doch mal, was sie repräsentieren.«
    »In erster Linie trifft hier wohl dieses alte Statement zu: ›Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden.‹«
    »Hier haben wir es mit einer extrem fortgeschrittenen Technologie zu tun! Und sie ist keineswegs harmlos, sie richtet sich gegen uns. Wenn die Keanu-Wesen nicht nur imstande sind, von einem Stern zum anderen zu reisen, sondern auch noch Kreaturen erschaffen können, die aus unserem persönlichen Leben entstammen … Tea, es gibt auf der Erde keine Waffe, die ihnen etwas anhaben kann.«
    »Schön und gut. In diesem Punkt stimme ich dir zu. Wer immer diesen Ort fabriziert hat und ihn steuert, ist uns maßlos überlegen. Trotzdem sehe ich keine Bedrohung. Was könnten wir wohl besitzen, das sie uns wegnehmen wollen? Ressourcen? Wasser? Plutonium?« Sie deutete auf die dynamische Umgebung rings um sie her. »An einem einzigen Nachmittag kreieren sie einen ganzen Dschungel! Wahrscheinlich können sie einen Kometen einfangen und ihn in alles verwandeln, was sie benötigen – Metall, Zellulose … verdammt noch mal, was weiß ich … Zauberbohnen.«
    Taj hielt die Augen geschlossen und wiegte den Körper hin und her. »Ich gehe nicht unbedingt von Feindseligkeit aus. Gleichgültigkeit ist genauso schlimm. Keanus Magie könnte uns in derselben Weise schaden, wie ein Mensch einen Ameisenhaufen zertritt. Das fürchte ich … dieser Ort kann alles erzeugen.«
    »Oder jeden .« Erst in diesem Moment kam Tea darauf; wer oder was auch immer Keanu gestaltet hatte, war in der Lage, »Untote« zu erschaffen, verstorbene Personen scheinbar zum Leben wiederzuerwecken. Menschen, die Zack, Lucas und Natalia einmal gekannt hatten; nur Taj und sie selbst waren von solchen erschütternden Begegnungen verschont geblieben.
    Bis jetzt jedenfalls. Vielleicht stand ihnen in dieser Hinsicht noch einiges bevor. Oder hatte sich das Fenster, in dem solche Ereignisse möglich waren, bereits wieder geschlossen?
    Taj rappelte sich hoch und streckte sich. Seine Bewegungen zogen Teas Blicke auf sich und zwangen sie, an ihm vorbei tiefer in Keanu hineinzuspähen.
    Und dabei gewahrte sie eine Struktur. Anfangs wirkte sie wie eine geologische Formation – ein Haufen Felsbrocken, möglicherweise Sandstein –, versteckt im Blätterdickicht. Doch je länger sie hinschaute, umso künstlicher kam sie ihr vor. Der Ausdruck von Menschenhand gebaut kam ihr in den Sinn, aber sie verdrängte ihn. Trotzdem hätten die sich nach oben hin verjüngenden Linien zu einer ägyptischen Pyramide oder einem Maja-Tempel gepasst …
    Dieses verflixte Zwielicht, das in Keanu herrschte! Sie breitete eine letzte Blätterschicht über Pogos Leiche aus, dann setzte sie sich unverzüglich in Richtung der Struktur in Marsch. »Was ist los?«, fragte Taj.
    »Von dir aus gesehen auf ein Uhr, ungefähr einen halben Klick

Weitere Kostenlose Bücher