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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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Entfernung.«
    »Verdammt!«, fluchte Taj. »Ich denke, das sollten wir uns näher ansehen.«
    »Wenn du nichts Besseres zu tun hast.«
    Es erwies sich als unerwartet schwierig, die Struktur zu erreichen, die Taj sofort als Tempel bezeichnete. »Schade, dass wir die wissenschaftliche Ausrüstung nicht dabeihaben«, bedauerte er. »Dann könnten wir vielleicht feststellen, aus welchem Material …«
    »Scheiße, Taj, noch zehn Minuten, dann sind wir da .« Dieser Taj – übervorsichtig, schwerfällig, der sich auf Instrumente verließ – war leichter zu ertragen als die para noide Version, die ihr vor einer Dreiviertelstunde auf die Nerven gegangen war. Aber auch nur ein bisschen leichter.
    Während sie sich annäherten, stellte es sich heraus, dass der Tempel größer war, als Tea anfangs angenommen hatte; außerdem hatte sie die Distanz viel zu gering eingeschätzt. Zum ersten Mal kamen ihr Bedenken, ob sie die Dinge nicht zu impulsiv anging … vielleicht hatte Taj ja recht. Diese Struktur sah alt und verwittert aus, aber die Crews der Destiny und der Brahma hätten ein derartig großes Gebilde niemals übersehen. Ursprünglich hatte Zack berichtet, das Innere von Keanu – vor dem »Sonnenaufgang«, als die Glühwürmchen anfingen, Licht zu spenden – bestehe aus blankem Felsgestein. Einen dreistufigen, fünf Kilometer entfernten Zikkurat hatte er nicht erwähnt. Und er war nicht der Typ, der so etwas zu erwähnen vergaß …
    »Ich finde, wir sollten erst einmal hier stehen bleiben«, schlug Tea vor, als sie den Rand der Lichtung erreichten, auf der der Tempel stand.
    »Gute Idee«, erwiderte Taj. Er schien dasselbe zu denken wie Tea, denn er bog nach links ab und bewegte sich am äußersten Saum der freien Fläche, den Blick auf den Boden geheftet.
    »Was glaubst du, wie alt das Ganze hier ist?«, fragte Tea.
    Taj hob eine Handvoll Stängel auf, die Tea an Schilf erinnerten … nur dass sie von einer blutroten Farbe waren. »Sieht aus, als wären die Stiele abgeschnitten worden.«
    »Dann ist diese Lichtung also erst vor Kurzem entstanden?« Tea war erleichtert, obwohl diese Tatsache andere Gefahren mit sich brachte.
    »Sie ist so neu wie alles andere in dieser Umgebung, denke ich.«
    Dann fasste Taj den Tempel ins Auge. »Das Gebilde gleicht gar nicht so sehr einer Pyramide, die Form ist eher rechteckig.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    Für Taj klang diese Frage wie ein Witz, und er machte keinen Hehl aus seiner Verärgerung. »Das ist nichts weiter als eine Feststellung. Es steht dir frei, eigene Beobachtungen zu machen.«
    Von Architektur hatte Tea so gut wie keine Ahnung. Klar, sie konnte einen Wolkenkratzer von einem Bungalow unterscheiden. Wenn es hochkam, erkannte sie den Unterschied zwischen Federal Style und Art déco, und sie erinnerte sich auch vage, den Begriff Bauhaus gehört zu haben. »Taj, für mich sieht das aus wie ein verdammter Haufen aus sandfarbenen Ziegeln.«
    »Im Grunde ist es das auch. Aber die Form gleicht einem Kubus. Wenn man die Proportionen der Eingangs portale und Rampen in Betracht zieht …«
    »Fang jetzt nicht an, mehr hineinzudeuten als unbedingt nötig.«
    »Ich überlege nur … ein von Menschen konstruiertes Gebäude dieser Größe hätte drei oder vier Etagen. Wie viele hat unser Tempel?«
    »Ich schätze, das gehört zu den Dingen, die wir erst noch herausfinden müssen, richtig?«
    Sie pirschten am Perimeter entlang, wobei Tea zunehmend nervöser wurde. »Ich sehe weder Türen noch Fenster.«
    »Geht mir genauso.« Taj gestattete sich eines seiner seltenen Lächeln. »Wir dürfen nicht in den Fehler verfallen, diese Struktur mit menschlichen Begriffen zu beschreiben. Wir bezeichnen sie als Tempel und suchen nach Öffnungen, die man bei einem Tempel erwarten würde. Vielleicht ist es aber nichts weiter als ein massiver Steinhaufen, wie ein gigantischer Cairn, also ein Wegweiser, oder es handelt sich um ein Grabmal.«
    »Versuch nicht, mich aufzumuntern, okay?« Taj hatte erkannt, was Tea zu schaffen machte. Wie sie alle, so benutzte auch sie vertraute Begriffe, um das zu beschreiben, was sie sahen – Rampen, Bäume, Tempel –, ohne wirklich zu wissen, worum es sich bei diesen Objekten handelte.
    Diese Vorgehensweise konnte problematisch werden. Doch dann …
    »Was denkst du?«, fragte Tea. »Könnte das der Eingang sein?«
    Eingebettet in die Außenwand des Tempels, die dem Bienenstock nicht gegenüberlag, sondern im Gegenteil von ihm wegwies, befand sich die

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