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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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und holte das Verbandszeug heraus. Grace löste inzwischen den blutgetränkten Schal, verzog ihr Gesicht, als sie das Einschussloch erblickte. Ethan zog die Hose aus, setzte sich auf die Bank an der Seite der Kabine. Die Stelle um die Wunde war stark angeschwollen. Grace tastete die Unterseite des Beines ab. „Kein Austritt, die Kugel steckt wahrscheinlich im Knochen. Verdammt! Hoffentlich gibt das keine Entzündung. Wir müssen die Wunde auf jeden Fall desinfizieren. Ist Jod im Verbandskasten?“
    Willy konnte keines finden.
    „Dann Alkohol! Haben Sie welchen da?“
    Ethan zeigte mit einem Wink seines Kopfes zum Schreibtisch. „Whisky. In der Schublade.“
    Willy griff hinein, holte eine Flasche Kilbeggan heraus und machte den Verschluss ab. Grace nahm sie an sich und zögerte einen Moment. „Das wird jetzt brennen“, gab sie fürsorglich von sich.
    Ethan nickte, biss die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich, als das teure Getränk über seinen Schenkel lief. Grace tränkte auch ein sauberes Tuch damit und entfernte die Blutreste.
    Nachdem die Wunde gereinigt war, legte sie ihm einen dicken Verband an. „So, das müsste eine Weile halten. Aber Sie müssen sofort zum Arzt, wenn wir wieder zu Hause sind.
    Hoffentlich haben wir den Job bald erledigt. Ethan griff nach der Flasche, nahm einen kräftigen Schluck und gab sie Grace zurück. „Das hilft gegen die Schmerzen“, sagte er und wischte anschließend mit dem Ärmel über seinen Mund.
    Willy holte für Ethan eine neue Hose aus der Kajüte, dann konnte der Kapitän wieder ans Ruder. Noch ein Tag, dann hätten sie es geschafft. Mit voller Fahrt nahmen sie das letzte Stück der Strecke in Angriff.

Kapitel 31
Antarktis
    Früher Nachmittag des fünften Tages der Überfahrt.
    Erste Eisfelder zeichneten sich am Horizont ab. Grace stand an der Reling, fieberte der Ankunft entgegen. Umklammert von der Angst, dass ihre Verfolger erneut auftauchen könnten. Ethan steuerte in schrägem Winkel auf den Kontinent zu.
    Das Treibeis stellte eine große Gefahr für sie dar, deshalb wollte er das Kommando auf diesem letzten Teilstück nicht an den unerfahrenen Willy abgeben. Darüber hinaus verursachte seine Wunde höllische Schmerzen, er hätte sowieso kein Auge zugetan. Er ließ sich nichts anmerken.
    Nur noch wenige Meilen, dann hätten sie eine wichtige Hürde bewältigt.
    Willy und Grace lösten die Haltestricke aus den Ösen an der Reling und entfernten die Abdeckplane über ihren Gerätschaften. Dann legten sie sich mit penibler Gründlichkeit alles zurecht, was sie auf ihre letzte Etappe mitnehmen mussten. Bei der Gelegenheit machten sie sich gleich mit der Bedienung der Motorschlitten vertraut. Doch die Handhabung dieser robusten Gefährte würde ihnen wohl keine Probleme bereiten, sie waren laut Betriebsanleitung ähnlich leicht zu fahren wie ein Motorroller.
    Das Ufer rückte immer näher, und damit auch der Beginn der wohl bedeutungsvollsten Episode in der Geschichte der Menschheit. Dessen waren sich die beiden durchaus bewusst.
    Und das gab ihnen Kraft. Eine Kraft, die stark genug war, auch die schlimmsten Strapazen auf sich zu nehmen. Die Zeit war gekommen. Sie mussten es schaffen!
    Grace ging zu Ethan in die Steuerkabine. „Wann werden wir anlegen können?“ „Sobald ich eine geeignete Stelle gefunden habe. Das Ufer sollte etwa die Höhe unseres Decks haben und muss steil abfallen, damit wir die schwere Ladung über die Rampe an Land bringen können.“
    „Ist wohl nicht gerade einfach, genau so einen Bereich zu finden?“
    „Du sagst es, mein Mädchen. Aber keine Angst, ich kenne die Küste. Irgendwo wartet dieser Platz auf uns, wir müssen nur Geduld haben.“ Dabei sah er sie kurz an.
    Doch sein Anblick löste bei Grace Betroffenheit aus. Das gerötete Gesicht ließ erahnen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. „Sie gefallen mir gar nicht!“, sagte sie besorgt, legte ihre Hand auf seine Stirn und spürte dabei die stark erhöhte Temperatur, die in ihre Finger strömte. Sie nickte fast unmerklich, ihr betrübter Gesichtsausdruck erzeugte Falten auf ihrer Stirn. „Sie haben Fieber!“
    „Ach Quatsch! Das ist nur die Heizung hier in der Kabine. Ich werde sie etwas zurückdrehen.“
    Grace schüttelte den Kopf. „Machen Sie mir nichts vor!“, sagte sie unbeirrbar. Sie wollte den Verband kontrollieren, berührte nur leicht sein Bein. Er zuckte zusammen, drehte sein schmerzverzerrtes Gesicht zur Seite.
    Grace klopfte an die Scheibe der Tür,

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