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Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)

Titel: Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Radlbeck
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winkte Willy zu sich.
    „Was ist?“
    „Er hat Fieber und Schmerzen, mag es aber vor lauter Stolz nicht zugeben. Wir müssen uns die Verletzung noch einmal ansehen!“
    „Kein Stolz!“, sagte Ethan. „Ich möchte euch nur nicht zur Last fallen.“
    „Reden Sie keinen Blödsinn!“
    Widerwillig ließ er den Verband abmachen und Grace’ Befürchtung bestätigte sich. Die Wunde hatte sich entzündet, hatte begonnen zu eitern. Jetzt sah auch der starrköpfige Kapitän ein, dass die Situation heikler war, als er zunächst wahrhaben wollte.
    Grace rechnete mit dem Schlimmsten, schickte Willy einen sorgenvollen Blick. „Was sollen wir bloß tun? Noch einmal desinfizieren?“
    Willy schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass wir mit diesem Whisky sehr viel Erfolg haben werden. An der Oberfläche vielleicht, aber nicht im Inneren. Der Einschusskanal geht bis zum Knochen, etwa fingertief. Da kommen wir mit diesem Zeug nicht ran.“
    Grace setzte sich neben Ethan auf die Bank. Der Gedanke an eine mögliche Blutvergiftung jagte ihr eine Heidenangst ein. „Ich hätte nie gedacht, dass sich die Wunde durch dieses Geschoss dermaßen entzünden kann.“
    „Ich habe so etwas befürchtet“, antwortete Willy. „Die Kugel ging erst durch das alte Holz der Reling, bevor sie ins Bein eindrang. Die Planken sind ständig feucht und dadurch voller Keime.“
    Grace starrte auf die Wunde. „Was muss eigentlich noch alles passieren? Als ob wir nicht schon genug Ärger am Hals hätten!“
    Ethan atmete schwer, wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er sah zu Grace. „Ich kenne eine Methode, die wirklich hilft.“
    „Sagen Sie schon!“
    „Versteht mich nicht falsch! Es geht hier weniger um mich, euer Vorhaben ist wichtiger, und ich möchte euch auf gar keinen Fall aufhalten. Falls ich jedoch eine Blutvergiftung bekommen sollte, habe ich hier draußen wohl keine Chance zu überleben, und Hilfe holen geht leider auch nicht.“ Mit unverblümten Worten offenbarte Ethan sein Vorhaben. „Mein Großvater war Soldat im ersten Weltkrieg. Er hat mir oft davon erzählt, was er und seine Kameraden alles durchmachen mussten. Unter anderem von solchen Verletzungen, wie ich jetzt eine habe. Es gab damals kaum Medikamente, und Sanitäter waren auch nicht immer erreichbar. Dann ging man radikal vor und hat die Wunde ausgebrannt. Das war in vielen Fällen die einzige Methode, um zu überleben.“
    Erschrocken sah Grace ihn an. „Sie wollen das wirklich machen?“
    „Haben wir eine andere Wahl? Ich muss hier warten, um euch zurückzubringen. Ansonsten wird aus eurem Abenteuer ein Himmelfahrtskommando. Hier draußen findet euch niemand!“
    Willy zog die Augenbrauen nach oben, presste die Lippen zusammen und nickte Grace zu. Dann sah er noch mal auf die Wunde. „Ich fürchte, er hat recht. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig.“
    „Und wo sollen wir das erledigen?“, fragte Grace. „Hier?“
    Ethan schüttelte den Kopf. „Nein, unten in meiner Kajüte. Wir können ein Eisen im Ofen der Kombüse erhitzen.“
    „Dann kommen Sie!“, sagte Willy und packte ihn am Oberarm.
    „Warte, nicht so schnell!“, meinte Ethan. „Zuerst suchen wir eine Stelle, wo ihr an Land gehen könnt. Anschließend ziehen wir die Sache durch.“
    Er richtete einen verkrampften Blick zu Grace. Sie erkannte, dass er gegen die Schmerzen ankämpfte, und wollte etwas sagen. Doch Ethan fiel ihr gleich ins Wort, versuchte, sie zu beruhigen. „Wenn ihr weg seid, habe ich ein paar Tage Zeit, mich auszukurieren. Mach dir keine Sorgen!“

    Nach einer Weile näherten sie sich dem Festland. Ethan hatte durch sein Fernglas eine Eisscholle entdeckt, die eine Bruchkante aufwies. Mit kleiner Fahrt fuhr er darauf zu, ließ die Philomena das letzte Stück nur noch treiben.
    Und tatsächlich, sein geschultes Auge hatte die optimale Stelle gefunden. Sie konnten direkt an der Kante anlegen.
    Willy schlug nach Ethans Anweisung lange Eisenstangen ins Eis, um das Boot vorübergehend festzumachen. Vier ausgediente Autoreifen dienten als Puffer zwischen dem Boot und der messerscharfen Kante der Eisscholle. Im Falle eines Sturmes oder bei unruhiger See müsste Ethan die Philomena losbinden und aufs offene Meer zurückkehren, um Beschädigungen zu vermeiden.

    Sie schoben durch die Luke in der Reling eine Aluminiumschiene nach draußen, die ihnen Edward vorsichtshalber mitgegeben hatte. Die Motor- wie auch die beiden Transportschlitten waren an den Kufen mit abnehmbaren Rollen

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