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Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Titel: Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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man beweisen – haben nie einen Fuß auf St. Helena gesetzt. Nur drei Soldaten durften Napoleon auf die Insel begleiten, und die hießen nicht Engel, sondern Bertrand, Montholon und Gourgaud; außerdem bestand das Gefolge des Kaisers aus dem Historiker Las Cases sowie zehn Bediensteten, die ebenfalls nicht Engel hießen, sondern Marchand, Cipriani, Santini, Saint-Denis, Pierron, Lepage, die zwei Brüder Archambault, Rousseau, Gentilini und Noverraz. Wohin auch immer die Weltgeschichte Regula Engels Zwillinge verschlagen hat – auf St. Helena waren sie nicht.
    Zwei Jahre später war Napoleon tot, die französische Kolonie auf St. Helena verstreute sich in alle Winde. Regula Engel war auf der vergeblichen Suche nach ihrer verschollenen Tochter Catharina in der Zwischenzeit nach Italien gereist. Nun hörte sie Gerüchte, ihre ägyptischen Zwillinge seien nach Amerika ausgewandert oder hätten sich dem griechischen Befreiungskampf angeschlossen. Ihnen dorthin zu folgen, hatte Regula nicht mehr die Kraft. Sie kehrte heim nach Zürich, von wo sie vierundvierzig Jahre zuvor ausgezogen war, und veröffentlichte noch im selben Jahr ihre Memoiren, die sich anscheinend gut verkauften; schon vier Jahren später erschien eine«zweite, verbesserte Auflage»mit zusätzlichen amüsanten und publikumswirksamen Anekdoten.
    Aber reich wurde Regula Engel damit nicht. Zwar setzte sie nach jahrelangem Kampf durch, dass ihr der französische Staat eine kleine Witwenrente auszahlte, aber das Geld reichte nicht zum Überleben. Also ging sie auf der Suche nach hilfreichen Seelen armselig auf Wanderschaft, dem Zürichsee entlang ostwärts nach St. Gallen und wieder zurück, dann nach Luzern, wo sie den zweiten Teil ihrer Memoiren verfasste, in denen sie ihre Wanderschaften durch die Schweiz beschrieb.
    Erst 1844, über zwanzig Jahre nach ihrer Heimkehr, erbarmte sich die Stadt Zürich ihrer und beschloss per Präsidialverfügung,«die längere Duldung der vierundachtzigjährigen Frau Engel geb. Egli, Witwe des Hr. Oberst Engel aus Graubünden anzuordnen und daher die Pflege und Aufnahme dieser halbblinden Person als Extra-Kostgängerin à 4 Batzen täglich in den Spital»zu bewilligen. Im folgenden Jahr erhielt die Spitalverwaltung zweihundert französische Franken vom Bürgerkönig Louis Philippe und wurde bevollmächtigt, die Summe«für Kleider, kleine Bedürfnisse und etwa als Extragaben an die Witwe Engel, keineswegs aber zur Bezahlung von allfälligen Schulden derselben zu verwenden».

    Regula Engel starb am 25.Juni 1853 im Alter von zweiundneunzig Jahren. Im Totenbuch des Spitals steht unter der Rubrik«Herkommen»der Vermerk:«heimatlos». Sie wurde im Spitalfriedhof bei der Predigerkirche beigesetzt.

4 Ferdinand Hassler
    Als Marie Grosholtz im Oktober 1795 heiratete, tat sie das wahrscheinlich aus Liebe und nicht, wie damals üblich, aus Berechnung. Zwar war sie von bescheidener Herkunft, keine Schönheit und mit vierunddreißig Jahren auch schon in einem Alter, da andere eher ans Sterben als ans Heiraten dachten – aber eine bessere Partie als den mittellosen, aus dem Burgund eingewanderten Schlossersohn François Tussaud, der ihr als Gehilfe im Wachsfigurenkabinett zur Hand ging und keinerlei besonderes Talent erkennen ließ, hätte sie gewiss machen können. Wenn man zudem bedenkt, wie viel Wert Marie zeitlebens auf ihre Freundschaft mit den Mächtigen und Reichen dieser Welt legte, muss sie François das Jawort wirklich aus reiner Liebe gegeben haben. Ihre Briefe jedenfalls sind voller Liebesschwüre, und das erste Kind gebar sie im September 1796, ein knappes Jahr nach der Hochzeit. Sie gab ihm den Namen Marie Marguerite Pauline, und als es halbjährig starb, fertigte sie vom kleinen Leichnam eine Totenmaske an und stellte diese in ihrem Kabinett aus.
    Zur selben Zeit machte in Maries Heimatstadt Bern ein junger Mann von sich reden, der mit absonderlichen Instrumenten über Wiesen und Felder zog, um als Erster eine exakte Landkarte der Schweiz anzufertigen. Das gelang ihm zwar nicht, dafür ging er nach Amerika und vergrößerte das Territorium der USA auf Kosten Kanadas um mehrere hundert Quadratkilometer – und zwar nicht mit Waffengewalt, sondern mit einem schlauen Trick.
    Nichts hatte auf ein abenteuerliches Leben hingedeutet, als Ferdinand Hassler am 7. Oktober 1770 im Untertanenstädtchen Aarau als einziger Sohn einer bürgerlich-wohlhabenden Uhrmacherfamilie zur Welt kam. Er besuchte die Lateinschule seiner

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