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Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Titel: Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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ihres Gatten wie alle arabischen Frauen nach dem Gesetz der Scharia. Ich werde nicht zulassen, verstehst Du, dass Du Dich der wunderbaren Träume unwürdig erweist, die ich für uns beide geträumt habe.»
    So ritt sie weiter frei von einer Oase zur nächsten, und wenn Slimène Urlaub erhielt, reiste er ihr hinterher, manchmal tausend Kilometer weit. Am 29. Januar 1901 war sie in Behima auf dem Dorfplatz und übersetzte einem Beduinen einen Brief aus dem Französischen, als ein junger Mann ihr mit einem Krummsäbel den Kopf zu spalten versuchte. Vor Gericht sagte er später, Allah habe ihm die Tat befohlen. Zu Isabelles Glück verhedderte sich die Klinge über ihrem Kopf in einer gespannten Wäscheleine, weshalb der Schlag nicht richtig gelang und sie nur an der Schläfe und Schulter verletzt wurde. Der Attentäter wurde zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt, obwohl Isabelle ihm vor Gericht verzieh und für ihn um Gnade bat. Und auch sie selbst musste für den Vorfall büßen: Das Gericht erkannte in ihr eine ausländische Unruhestifterin und verwies sie im Mai 1901 für unbestimmte Zeit des Landes.
    Einmal mehr ihrer Heimat beraubt, fuhr Isabelle wie befohlen übers Mittelmeer nach Marseille, dachte aber keinen Augenblick daran, sich auf Dauer in Europa niederzulassen. Sie nahm ein Zimmer am Hafen und bestellte Slimène zu sich, heiratete ihn und erlangte so die französische Staatsbürgerschaft – und wenige Tage später zog sie mit allen Rechten einer Französin triumphierend wieder in Algier ein. Da die Frischvermählten kein Geld und keine Wohnung hatten, lebten sie eine Weile bei Slimènes Familie, was aber Isabelle nicht lange ertrug. Bald schwang sie sich erneut in den Sattel und machte sich auf in den Süden.
    «Sie hatte das sanfte Gesicht eines Jünglings und das Lächeln eines Kindes», sagte ihr Schriftstellerfreund Robert Randau,«aber ihre Stimme war schief und näselnd, und sie fluchte gern und kräftig.»Es gab Zeiten, da war sie faul und träge und kaum willens, überhaupt weiterzuleben. Dann vernachlässigte sie ihre Freunde, ihre Arbeit und sich selbst; Briefe blieben ungeöffnet, Rechnungen unbezahlt, Nachrichten unbeantwortet. Sie ergab sich in Armut und Müdigkeit und unternahm keine Anstrengung, die Krankheiten zu kurieren, die sie als Preis ihrer Freiheiten mit sich umhertrug. Ihre Zähne verfaulten, denn auf Reisen hatte sie stets einen Revolver, aber nie eine Zahnbürste dabei. Immer häufiger traten Malariaschübe auf, dazu kam Tuberkulose und wahrscheinlich auch Syphilis. Manchmal war sie derart abgebrannt, dass sie Freunde absichtlich zur Essenszeit besuchte, um sich zu einer warmen Mahlzeit einladen zu lassen.
    Im Herbst 1902 schien sich alles zum Guten zu wenden. Ein Verleger in Algier bot ihr Kost und Logis an, wenn sie für die Zeitung L’Akhbar Redaktionsdienst leistete. Isabelle nahm begierig an. Wenig später kam es noch besser: Die Dépêche Algérienne schickte sie als Kriegsreporterin an die marokkanische Grenze, wo französische Truppen unter Colonel Lyautey Berberstämme bekämpften, welche hartnäckig die marokkanische Unabhängigkeit verteidigten.
    Im Oktober 1903 traf sie in Aïn Sefra ein, was auf Deutsch«Gelber Fluss»heißt, dem letzten Außenposten der französischen Kolonialverwaltung und Garnisonsstadt der Fremdenlegion.«Bei meinem letzten Besuch in Aïn Sefra war mir die Stadt langweilig erschienen», schrieb sie ins Tagebuch,«weil der Zauber des Lichts, der strahlende Glanz gefehlt hatte, der den ganzen Reichtum afrikanischer Städte ausmacht. Und jetzt, seit ich hier in einer kleinen provisorischen Unterkunft lebe, schließe ich diese Stadt ins Herz. (…) Wie sehr liebe ich doch das satte Grün und die lebenden, von runzliger Elefantenhaut überzogenen Stämme der von bitterer Milch angeschwollenen Feigenbäume, in deren Schatten Schwärme goldschimmernder Mücken summen! Ich habe lange Stunden in diesem Garten, den ich mitten in der Wüste entdeckt habe, auf dem Rücken gelegen und das Gewirr der Äste betrachtet, die sich im Wind bewegen wie das Tauwerk eines sanft schaukelnden Schiffes, und mich regungslos träumend den Liebkosungen der milden Brise hingegeben. Hinter den letzten, schon ein wenig schmächtigen und verkrüppelten Pappeln schlängelt sich der Weg durch den Sand und endet plötzlich am Fuß der makellosen Düne, die ganz aus feinem Goldstaub zu bestehen scheint.»
    Eine Weile teilte sie aus Kostengründen ein Hotelzimmer mit dem

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