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Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition)

Titel: Himmelsstürmer: Mein Leben im freien Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Baumgartner
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Brooks zur Verfügung gestellt sowie diverses Test-Equipment. Auch deshalb ist es so wichtig, dass wir diese Leute überzeugen, damit sie sicher sein können, ihr Equipment in die richtigen Hände gelegt zu haben und dass sie es heil wiederbekommen werden.
    Im November 2011 ist es dann schließlich so weit: die entscheidenden Tests an der Brooks City-Base in San Antonio, Texas. Drei Ausflüge stehen mir bevor: In der am Boden stehenden Kapsel können Flüge in große Höhen simuliert werden. Getestet werden dabei die Ausrüstung und die Systeme in der Kapsel. Auch unsere Checklisten für all die komplexen Abläufe in großer Höhe kommen auf den Prüfstand – und nicht zuletzt ich, der Athlet. Jeweils fünf Stunden muss ich es mit meinem Lieblingsfreund, dem Anzug, aushalten. Und nicht nur aushalten: Ich habe jede Menge Jobs zu erledigen in dieser Zeit, und dabei kann ich mir keine Fehler und Unkonzentriertheiten erlauben. Beim ersten Test haben wir ernstzunehmende Probleme mit der Visierheizung. Nachdem diese sich selbstständig auf höchster Stufe aktiviert, sind wir gezwungen einen Notschalter zu installieren. Der Test muss abgebrochen werden. Am zweiten Tag verläuft es nicht viel besser: Der Notschalter, den wir aus Zeitgründen über Nacht besorgen mussten, stellt sich als nicht optimal heraus und bricht ab. Damit ist auch der zweite Test gescheitert. Der dritte Test verläuft planmäßig, und uns wird bescheinigt: » The Red Bull Stratos capsule is man-rated «, die Kapsel ist geeignet für den menschlichen Transport, und zwar bis auf eine Höhe von 36 600 Metern – die bislang größte Höhe, die je in Brooks simuliert wurde. Dass wir ein Jahr später noch ein paar Tausend Meter höher fliegen würden, ahnt in diesem Moment noch niemand. Und ich bin einfach nur glücklich, weil nun endlich feststeht: »Felix kann es!« Und das ist das, was zählt.
    Die einzigen Hürden, die es bei der Zusammenarbeit mit der Air Force gegeben hatte, betrafen die Firma David Clark, die die Raumanzüge für die Air Force herstellt. Die Air Force selbst produziert keine Anzüge. David Clark hatte uns drei Anzüge verkauft – allerdings ohne die nötige Hardware mitzuliefern. Also ohne die Ventile und Regulatoren, mit deren Hilfe der Anzug unter Druck gesetzt wird. Das war wie ein Schlauchboot ohne Ventil – und somit ein gewaltiges Problem. Auch Joe und Art waren von diesem Coup komplett überrascht worden. Die Folge war, dass wir nur unpressurized testen konnten, also ohne Druck im Anzug. Im Windkanal, Fallschirmsprünge aus dem Flugzeug: alles ohne Druck im Anzug. Weil die verdammte Hardware fehlte.
    Das war wieder einer dieser tausend Fallstricke des Projekts Stratos gewesen: Da hast du das Geld, du hast das Team, du hast die Air Force, du hast David Clark überzeugt, dass wir die Richtigen sind, denen man einen Anzug verkaufen sollte – und dann verkaufen sie uns die Dinger ohne Hardware, für unser Vorhaben somit völlig nutz- und wertlos.
    Zu Beginn der Verhandlungen mit Clark hatte es noch kompromisslos geheißen: »Wir verkaufen nichts.« Eine glatte Absage. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir wohl noch nicht genügend kompetente und renommierte Leute im Team und wurden von Clark nicht ernst genommen. Dann gelang es uns, Joe an Bord zu holen, dazu noch Einar Enevoldson, einen Testpilot, der Tausende Stunden in einem derartigen Anzug verbracht hatte. Alles Leute, die in dieser Community einen Namen haben. Und als wir mit diesem Team wieder bei Clark vorstellig wurden, sagten sie plötzlich: »Wow, da ist Einar Enevoldson dabei, dazu Joe Kittinger und Art Thompson, der war schon beim B-2-Stealth-Programm involviert. Die haben ja jetzt richtig gute Leute an Bord. Wenn die alle mitmachen, dann geben wir dem Projekt eine Chance.« Und so haben wir bei Clark immerhin einen Termin für ein Meeting bekommen. Na ja, es war eigentlich kein Meeting, sondern eher ein fünfstündiges Kreuzverhör. Wir mussten alles Mögliche und Unmögliche am besten schriftlich nachweisen. Zudem erklärten uns die Leute von Clarks Team: »Ihr braucht nicht nur einen Anzug, sondern auch zwingend eine Druckkapsel!« Also ein zweites System, falls das andere ausfällt. Joe Kittinger stieg bei seinem Sprung nicht in einer Druckkapsel auf, sondern in einer offenen Gondel, die an einem Ballon befestigt war. Einzig sein Anzug schützte ihn. Clark schrieb uns also mehr Sicherheit vor, was sich durchaus mit unseren Interessen deckte. Die Kosten waren dadurch

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