Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
sein. Man brachte Bella zu essen und zu trinken, und gelegentlich fuhr Ryan Axford oder jemand aus seinem Team hinaus, um nach ihr zu sehen. Ab und zu kam jemand und reparierte eine Pumpe. Das war alles. Es gab keine Freundschaftsbesuche, nicht einmal von ihren alten Verbündeten.
    Es hatte zwei Versuche gegeben, sie aus der Haft zu befreien, aber beide Male hatte es nicht funktioniert. Ohne Ash Murrays Unterstützung waren die Befreier darauf angewiesen, Raumanzüge zu entwenden, die zur Überholung ausgemustert worden waren. Beim ersten Mal hatten Thale und seine Mitverschwörer die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als es zu Fehlfunktionen der Anzüge kam und sie unverrichteter Dinge nach Crabtree zurückkehren mussten. Saul Regis hatte nur mit einer guten Portion Glück überlebt, und Svetlana hatte darauf verzichtet, sie allzu schwer zu bestrafen. Beim zweiten Mal, nicht lange nach seiner Haftentlassung, hatte Thale es geschafft, ganz allein zu Bella zu gelangen. Trotzdem war er mit leeren Händen zurückgekommen und von Vertretern des Justizausschusses empfangen worden.
    Niemand wusste, was zwischen Bella und Thale vorgefallen war und warum er allein zurückgekehrt war. Doch nach allem, was Parry über Bella wusste, hatte sie sich vermutlich geweigert, ihn zu begleiten, weil sie nur mit offiziellem Segen aus dem Gefängnis entlassen werden wollte. Ihr musste klar gewesen sein, dass sie nicht genügend Unterstützung finden würde, um Crabtree demokratisch oder mit Gewalt zu übernehmen, und dass die Siedlung keine zweite gewalttätige Auseinandersetzung überleben würde. Also hatte sie entschieden, zum Wohl der Gemeinschaft in ihrem Gefängnis zu bleiben.
    Thale war festgenommen und zu einer längeren Haftstrafe verurteilt worden.
    Parry hatte sich bei Svetlana dafür eingesetzt, dass Bellas Haftbedingungen erleichtert wurden, aber Svetlana hatte nur die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Die Häufigkeit der Besuche wurde reduziert. Ihre Stromzuteilung wurde um dreißig Prozent gekürzt, sodass sie viele Stunden im Dunkeln verbringen musste. Ohne Zugang zum Schiffsnetz beschränkten sich ihre Informationen über Crabtree auf das, was sie während der seltenen persönlichen Besuche erfuhr. Svetlana hatte klar gemacht, dass Gespräche unerwünscht waren, die über die reinen Notwendigkeiten hinausgingen, wenn neue Vorräte geliefert, die Kuppel repariert oder ihr Gesundheitszustand untersucht wurden.
    Parry glaubte, dass die meiste Zeit Svetlanas Wünschen entsprochen wurde. Mit Ausnahme von Axford und den anderen Medizinern waren Bellas Besucher Personen, die sich während der Krise gegen sie gestellt hatten. Ausgesprochenen Lind-Anhängern wurden gar keine Besuche gestattet.
    Bella setzte sich auf eine andere Kiste und legte die Hände in den Schoß. Sie trug drei oder vier Schichten Kleidung, aber sie wirkte trotzdem abgemagert. Sie hatte sich das Haar länger als je zuvor wachsen lassen, und es war grauer geworden. Nur noch ein paar lachsfarbene Schatten waren zu erkennen. Es war ungepflegt und klebte ihr in fettigen Strähnen auf der Stirn.
    »Worum geht es?«, fragte sie und betastete ihre Haizahnkette, die vor Schmutz gelb geworden war.
    Parry griff an seinen Mehrzweckgürtel und zog eine kleine Pappschachtel hervor. »Jemand hat das hier gefunden. Wir hatten gedacht, es wären gar keine mehr übrig.«
    Er reichte ihr die Zigarettenschachtel. Sie zögerte einen Moment, während ihr Blick ihn durchbohrte und nach einer Falle suchte. Dann streckte sie eine knochige Hand aus und nahm ihm die Packung ab. Sie fummelte daran herum, bis sie sie geöffnet hatte und auf die ordentliche Reihe der weißen Röhrchen starrte.
    »Weiß sie, dass du hier bist?«
    »Natürlich.«
    »Aber du bist nicht den weiten Weg gekommen, nur um mir Zigaretten zu bringen, Parry.«
    »Es geht um mehr als nur die Zigaretten.« Dann fiel ihm etwas ein und er kramte noch einmal in der Gürteltasche, bis er ein Feuerzeug hervorzog. Auch das gab er an Bella weiter und sah dann schweigend zu, wie sie eine Zigarette entzündete und sie bis zum Filter herunterrauchte.
    »Etwas stimmt nicht. Du wärst nicht zu mir gekommen, wenn nicht irgendetwas faul wäre.« Dieser Gedanke schien sie auf geradezu perverse Weise zu entzücken – obwohl ihr bewusst sein musste, dass ihr Überleben voll und ganz von Crabtree abhängig war. »Was ist es? Sag es mir.«
    »Nicht, was du denkst«, sagte Parry. »Es sieht nicht gerade blendend für uns aus,

Weitere Kostenlose Bücher