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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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aber es ist nicht so schlimm, wie wir noch vor einem Jahr befürchtet haben. Das Schlund-Projekt …« Er hielt inne, als ihm einfiel, dass Bella eigentlich nichts von dem monströsen Uhrwerk im Innern von Janus wissen sollte. Aber was konnte es schaden, wenn sie von ein paar Dingen erfuhr? »Wir haben eine Möglichkeit gefunden, dem Mond Energie abzuzapfen«, sagte er. »Ein paar andere Probleme müssen noch gelöst werden, aber im Großen und Ganzen läuft es recht gut.«
    »Ich habe die Stromausfälle bemerkt. Hier draußen wird es kalt und dunkel.« Sie erschauderte leicht. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie kalt und dunkel es hier draußen wird.«
    »Ich kann es mir sehr gut vorstellen«, sagte Parry leise.
    »Ihr vergeudet ein mehrere Kilometer langes supraleitendes Kabel, um mich hier mit Strom zu versorgen«, sagte Bella. »Ihr könnt mich jederzeit nach Crabtree zurückholen und das Kabel für einen sinnvolleren Zweck benutzen.« Sie drückte den aufgerauchten Zigarettenstummel auf dem Deckel der Kiste aus, auf der sie saß. »Oder mich einfach sterben lassen.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Parry. »Das Kabel ist zerschlissen. Wir könnten es am Schlund gar nicht gebrauchen.«
    »Dann könntet ihr es anderswo einsetzen.«
    »Du kannst nicht nach Crabtree zurückkehren, zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht eines Tages … wenn sich die Lage gebessert hat.«
    Bella lachte. Es war ein abgehacktes rasselndes Geräusch, als hätte sich ein Stein in ihrer Kehle verklemmt. »Svieta wird mich nie mehr in ihrer Nähe dulden.«
    »Es tut mir leid, dass es so gekommen ist«, sagte Parry traurig.
    »Bist du noch mit ihr zusammen?«
    »Ja«, antwortete er vorsichtig.
    »Es wird ihr nicht gefallen, dass du auch nur ein Wort mit mir gewechselt hast.«
    »Vielleicht. Sie wird sich wieder beruhigen. Sie hat diesen Besuch genehmigt, also kann sie es mir kaum zum Vorwurf machen, dass ich mit dir spreche.«
    Bella kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »War auch Craig Schrope damit einverstanden?«
    Parry wandte den Blick ab. »Schrope ist an solchen Entscheidungen nicht beteiligt.«
    »Das habe ich auch gehört. Eine Art innere Emigration. Ein katatonischer Schock. DeepShaft war sein Leben, und DeepShaft hat ihm einen Arschtritt verpasst. Das kann einen ganz schön fertigmachen, selbst einen Roboter wie Schrope. So war es doch, nicht wahr?«
    »Das kannst du mit Ryan ausdiskutieren.«
    »Geht es in Wirklichkeit darum? Um einen Arztbesuch?«
    Parry klopfte gegen die Kiste, auf die er sich gesetzt hatte. »Hier drinnen ist ein leichter Orlan. Wenn du einverstanden bist, mich zu begleiten, ziehst du ihn an und wir gehen. Ich fahre dich nach Crabtree, und nach sechs Stunden bringe ich dich zurück.«
    »Sechs Stunden?«
    »Das ist lange genug. Du hast jede Menge Zeit, mit ihm zu reden, und danach wird Ryan dich durchchecken.«
    Wieder kniff sie die Augen zusammen. »Mit wem reden?«
    »Jim Chisholm«, sagte Parry.
    Sie reagierte mit der Andeutung eines Nickens, und er wusste, dass sie nichts vergessen hatte, auch nicht das winzigste Detail.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Jim noch am Leben ist. Ich dachte, er hätte nur noch Wochen …« Sie blickte Parry in die Augen, und zum ersten Mal seit seiner Ankunft hatte er das Gefühl, wieder die alte Bella zu sehen, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment. »Wie geht es ihm, Parry?«
    »Es könnte besser sein«, sagte er.
     
    Bella legte den Anzug an und verließ ihr Gefängnis. Es gab eine Sprechverbindung, sodass Parry sich während der langen Fahrt nach Crabtree alle Mühe gab, Bella so gut wie möglich vorzubereiten, obwohl er mit einer Hälfte seiner Aufmerksamkeit den Traktor lenken musste und sich sehnsüchtig wünschte, dass die Lichter des hohen Habitats bald am Horizont erschienen.
    Bella wusste mehr und weniger, als er erwartet hatte. Offenbar hatten einige ihrer Besucher doch nicht nur Vorräte ausgetauscht und ihren Blutdruck gemessen. Trotzdem hatte sie Wissenslücken. Sie wusste von Wang Zhanmin und seinen heroischen Bemühungen, den Schmiedekessel wieder zum Leben zu erwecken. Sie wusste ein bisschen über Ofrias und Gombergs Arbeit mit den spicanischen Symbolen. Sie wusste nichts über das Schlund-Projekt oder das Studium der Lavastraßen oder die Tatsache, dass Jim Chisholm noch am Leben war.
    »Wang hatte chinesische Medikamente an Bord seines Schiffs«, sagte Parry. »Einige davon waren fortgeschrittener als alles, was Ryan in seinem Koffer

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