Himmelssturz
viele Fortschritte verzeichnen, aber wenn die Energieprobleme erst einmal gelöst sind, wird sich bestimmt etwas …«
»Ich will nicht, dass es für mich einfacher wird«, sagte sie. »Ich will, dass es härter wird.«
»Dieser Wunsch könnte durchaus in Erfüllung gehen – zumindest solange Svetlana das Sagen hat. Sie bringt es kaum fertig, deinen Namen auszusprechen.«
»Das habe ich gehört.«
»Nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen. So läuft es meistens, wenn tiefe Freundschaften zerbrechen. Und niemand kann abstreiten, dass ihr beiden sehr gute Freundinnen wart.«
»Wie auch immer sie zu mir steht … ich werde es ihr nicht übel nehmen.« Bella senkte den Blick und kam sich plötzlich wie ein kleines verletzliches Kind vor. »Ich wusste, dass Janus uns auseinander reißen würde«, sagte sie. »Ich habe es kommen sehen, lange bevor die Lage wirklich schlimm wurde. Ich habe das Wetterleuchten am Horizont gesehen.«
»Halt durch«, sagte Axford. »Für all deine anderen Freunde. Für uns alle, denen noch etwas an dir liegt.«
»Ist es wahr, was ich über Craig Schrope gehört habe?«
»Ich hoffe immer noch, dass Craig sich wieder fängt«, sagte er, aber etwas in seinem Tonfall verriet, dass er in Wirklichkeit nicht mehr damit rechnete. »Crabtree braucht jedes Paar Hände. Die Gemeinschaft muss ihn sowieso versorgen, also könnte er auch etwas für seinen Lebensunterhalt tun.«
»Hat er versucht, sich umzubringen?«
»Wenn man bedenkt, wie wenig wir ihm in seinem Quartier erlauben, müsste er dazu schon sehr viel Kreativität entwickeln. Und ich glaube, dass er noch nie besonders kreativ war.«
»Stimmt«, sagte Bella. »Das glaube ich auch. Ist er hier oben?«
Axford nickte vorsichtig. »Es ist besser, wenn er in meiner Nähe ist.«
»Ich würde ihn gerne sehen.«
»Tut mir leid. Das kann ich unmöglich erlauben.«
»Svetlana muss es nicht erfahren. Wer sollte es ihr erzählen?«
»Ich.«
»Du könntest dich dafür entscheiden, es nicht zu tun. Und Craig dürfte es wohl kaum ausplaudern, nicht wahr?«
»Warum, Bella? Was liegt dir daran? Craig hat sich gegen dich gewandt. Er hat dir das Schiff abgenommen.«
»Er dachte, dass es die richtige Entscheidung war. Damals habe sogar ich mich immer wieder gefragt, ob er nicht vielleicht recht hatte. Ich möchte ihm nur sagen …« Sie zögerte und sah Axford mit flehendem Blick an, jenem Ausdruck, der ihr in der Vergangenheit schon so viele Türen geöffnet hatte. »Nur ein kurzer Moment mit ihm. Mehr nicht.«
Er legte den Kopf schief und rümpfte die Nase. »Sie wird mich bei lebendigem Leib häuten, wenn sie es jemals erfährt.«
»Sie wird es nicht erfahren.«
»Zwei Minuten, Bella. Mehr nicht.«
»Danke.«
Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und führte sie zu einer Tür mit einem kleinen runden Fenster in Kopfhöhe. Axford schlich sich auf Zehenspitzen heran und lugte hinein. »Er ist wach. Das ist gut. Ich hätte ihn nur ungern geweckt.«
Axford ließ sie eintreten. Er blieb an der Tür stehen und behielt Bella und seinen Patienten im Auge. Craig Schrope saß auf der Bettkante. Er trug einen weißen Pyjama. Er schaukelte langsam vor und zurück, hatte die Hände im Schoß verschränkt, entweder im Gebet oder als Ausdruck einer intensiven, unheimlichen Angst. Sein Schädel war fast kahl geschoren und er roch stark nach Desinfektionsmitteln. Sein Gesicht war eine erschreckend leere Maske und hatte die wächserne Blässe einer Schaufensterpuppe. Er bewegte die Lippen, aber sonst nichts. Er sagte etwas, er bildete Worte, die knapp unterhalb der Hörbarkeitsschwelle blieben.
»Hallo, Craig«, sagte Bella. »Ich bin es, Bella. Ich wollte dich besuchen. Wie geht es dir?«
»Er wird dir nicht antworten«, warnte Axford sie leise.
Bella ging in die Hocke, um mit Schrope auf gleicher Augenhöhe zu sein. Er starrte auf den Boden und ließ nicht erkennen, ob er ihre Anwesenheit bemerkte.
»Craig, hör mir zu. So muss es nicht sein.«
»Bella«, schnurrte Axford.
Sie berührte Schropes Knie. »Etwas Schlimmes ist mit uns allen geschehen«, sagte sie. »Du wurdest in etwas hineingezogen, mit dem du nie etwas zu tun haben wolltest. Seitdem war es für dich sehr schwer, Craig, wahrscheinlich schwerer als für uns alle. Ich kann mir kaum vorstellen, was du durchmachst. Aber wir brauchen dich. Komm zurück.«
Axford löste sich von der Tür und legte Bella die Hand auf die Schulter.
»Wir sollten jetzt mit deinen Untersuchungen beginnen,
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