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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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versagen –, solltest du darauf vorbereitet sein, dass sich die Situation erheblich komplizierter gestalten könnte als ursprünglich gedacht. Ich werde Inga drängen, dass dein Status offiziell befördert wird. Wenn wir die Rockhopper zur VWE-Expedition erklären lassen, gibt uns das wesentlich mehr Spielraum.«
    »Wieso das?«, fragte Bella lautlos.
    »Wir müssen noch einmal genau im Kleingedruckten nachlesen«, sagte Cagan, »aber wir verstehen die Sache so, dass der Status einer VWE-Expedition automatisch bedeutet, dass der Raum um die Rockhopper freigehalten werden muss. Wenn jemand die Exklusivität verletzt, seid ihr befugt, angemessene Mittel einzusetzen, um kommerzielle Interessen zu sichern. Natürlich ist die Rockhopper theoretisch kein bewaffnetes Raumschiff, aber …« Cagan machte eine kurze Pause. »Ich werde mich wieder bei dir melden, sobald ich etwas von Inga gehört habe.«
    Er schaltete ab.
    Bella saß verschreckt und benommen vor dem leeren Flextop. Sie hatte nicht darum gebeten, dass ihr Schiff als Instrument der VWE reklassifiziert wurde, und sie hatte auch nicht um Erlaubnis gefragt, ein anderes Schiff abschießen zu dürfen, wenn es die Interessen ihrer Firma verletzte.
    Die Rockhopper war nun seit einer Woche unterwegs. Im ganzen Sonnensystem lief ein umfangreiches koordiniertes Beobachtungsprogramm, das dafür sorgte, dass jedes größere Teleskop auf den flüchtenden Mond gerichtet war. Sogar militärische Spionagesatelliten waren zwangsverpflichtet worden, nicht mehr kritische Grenzen und die Einhaltung von Waffenstillstandsabkommen zu überwachen, sondern in Richtung des Sternbildes Jungfrau in den Weltraum zu spähen. Kommerzielle Kommunikationsnetzwerke waren dazu umfunktioniert worden, die gewaltigen Datenmengen zusammenzuführen. Vom Erdorbit bis zu den kalten, dunklen Regionen des äußeren Systems summte der Weltraum vor intensiven, fieberhaften Beobachtungsaktivitäten. Jeden Tag entfernte sich Janus weiter, aber gleichzeitig nahm jeden Tag die Überwachungs- und Datenverarbeitungskapazität zu, und für kurze Zeit übertrafen die menschlichen Anstrengungen die wachsende Entfernung des Mondes.
    Die Bilder waren schärfer geworden und offenbarten die urbane Komplexität der spicanischen Maschinen unter dem aufgebrochenen und nicht mehr vollständigen Eismantel. Was zu sehen war, war eindeutig außerirdischen Ursprungs, aber wenigstens verhielt es sich ruhig und erweckte für die Menschen den Eindruck, dass es einer gewissen Logik folgte. Die neuesten Bilder, die zur Rockhopper übermittelt wurden, waren sogar mit Beschriftungen versehen. Auffällige Teile der Maschinerie hatten vorläufige inoffizielle Bezeichnungen erhalten: Verteilerkasten, Kühlergrill, Große Nordspirale, Kleine Südspirale, Dorninsel, Magisches Königreich, Kurbelwellental. Keiner dieser Namen hatte eine tatsächliche Bedeutung, aber es war beruhigend, das unbekannte Territorium mit menschlichen Etiketten zu markieren.
    Bella glaubte, mit dem unbekannten Territorium der Aliens fertig zu werden. Immerhin hatte sie sich dazu verpflichtet, als sie sich einverstanden erklärte, mit der Rockhopper zu Janus zu fliegen. Aber niemand hatte sie vorgewarnt, in ein brisantes Wettrennen mit Beijing verwickelt zu werden.
    Theoretisch kein bewaffnetes Raumschiff, hatte Cagan gesagt, aber sie beide wussten ganz genau, wie es praktisch aussah.
    Sie betrachtete das Aquarium und sinnierte über den Irrtum nach, dem jeder aufsaß, der dachte, sie hätte diesen Luxus nur ihren besonderen Privilegien zu verdanken. Die Sache verhielt sich völlig anders. Wie sie Svetlana erklärt hatte, gehörte das komplette Aquarium zum regulären Bestand des Schiffes, mit Ausnahme der Fische. Selbst das Glas war als Material für Ersatzfenster gelistet und wurde lediglich hier statt anderswo in der Rockhopper gelagert, vorübergehend zu einem wasserdichten Kasten verklebt. Wenn das Glas jemals im Zuge von Erneuerungsmaßnahmen gebraucht wurde, würde es zu einem harten Kampf kommen … aber laut Vertrag gehörte das Material der Firma.
    Nein, für den Wassertank hatte sie nicht ein Gramm der ihr zugewiesenen Masse einbüßen müssen, aber sie hatte durchaus ein paar Hebel in Bewegung setzen müssen, um ihn genehmigt zu bekommen. Das Aquarium war ein Privileg. Genauso wie der große Raum mit dem Teppichboden. Sonst hatte niemand im gesamten Schiff einen Teppich. Niemand besaß anständige Schalldämpfung. Dies war vermutlich der Punkt, an dem

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