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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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geben.«
    »Aber du musst doch eine vage Idee gehabt haben, wie unwahrscheinlich das war. Du kennst genug Leute im Justizausschuss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du völlig ahnungslos warst.«
    Bella biss sich auf die Lippe und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Halt dich bitte mit ungerechtfertigten Vorwürfen zurück, Svetlana. Du hast den Justizausschuss eingesetzt, nicht ich.«
    »Ich dachte, ich hätte ihn in gute Hände übergeben.«
    »Er ist in den besten Händen, die man sich vorstellen kann. Er ist eine Maschine, die Gerechtigkeit produziert, nicht mehr und nicht weniger.«
    Svetlana hob die Stimme. Der Roboter an der Decke reagierte, indem er bedrohlich die Arme bewegte. »Du willst fünfzig Jahre als Gerechtigkeit bezeichnen?«
    »Ich bezeichne sie als fünfzig Jahre. Ich streite nicht ab, dass es eine lange Zeit ist, aber danach wird Parry kaum älter sein als jetzt. Das ist der Sinn einer gerichtlich verfügten Verjüngung. Wenn dir diese Jahre so viel bedeuten, könntest du sie jederzeit überspringen.« Mit einer Gehässigkeit, die sie anschließend bereute, fügte Bella hinzu: »Ich werde dafür sorgen, dass der nötige Papierkram besonders schnell erledigt wird, Svieta.«
    »Das würde dir wunderbar in den Kram passen, was? Wenn du ein halbes Jahrhundert lang Ruhe vor mir hättest.«
    »Wenn du es so darstellst …« Neben ihr spannte das Phantom einen papierflachen Arm an. Der Roboter an der Decke rückte ein Stück vor. Bella erschauderte, als sie daran dachte, was geschehen mochte, wenn die Sicherheitssysteme unerwartet aktiv wurden. Das Phantom würde siegen, sagte sie sich, aber nicht schnell genug, um Blutvergießen zu verhindern.
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte Svetlana. »Zumindest nicht, solange ich den Verdacht habe, ich könnte dir damit das Leben leichter machen.« Sie rieb die Handschuhe aneinander, dann blickte sie ernst auf. »Sag mir noch einmal, worüber du eigentlich mit mir reden wolltest.«
    »Ach, ich bin mir sicher, dass du Bescheid weißt. Trotz allem, was zwischen uns geschehen ist, möchte ich meine Bitte persönlich vorbringen. Ich weiß, dass du deine … Qualitäten hast, Svetlana. Das habe ich dir immer wieder gesagt. Ich kann es dir nicht einmal zum Vorwurf machen, dass du mich jetzt hasst. Wenn Parry mein Mann wäre, wäre ich wahrscheinlich genauso wenig wie du zur Vergebung bereit.«
    »Worauf willst du hinaus, Bella?«
    »Ich könnte immer noch vernünftig denken. Ich würde keine gefährlichen und unratsamen Entscheidungen treffen. Zweifellos hast du die Sendung aus dem Schiff der Moschushunde gesehen.«
    »Sie war kaum zu übersehen.«
    »Richtig. Und es klingt sehr verlockend, was sie sagen. Vor langer Zeit hat McKinley mich davor gewarnt, dass die Moschushunde alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um unser Vertrauen zu den Perückenköpfen zu untergraben. Jetzt haben wir beide den Beweis gesehen. McKinley hatte Recht.«
    »Vielleicht. Aber bedeutet das zwangsläufig, dass man den Moschushunden nicht vertrauen kann?«
    »McKinley hat mir gesagt, wie katastrophal ein Kontakt mit den Moschushunden wäre.«
    »Aber was ist, wenn die Moschushunde die Wahrheit sagen? Würde er sich dann nicht alle Mühe geben, sie zu diskreditieren?«
    Bella schüttelte den Kopf. »Wir müssen hier irgendjemandem vertrauen, Svieta. Nach fünfunddreißig Jahren sehe ich keinen Grund, warum ich McKinley nicht uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringen sollte.«
    »Nicht den geringsten Grund, Bella?«
    »Keinen, der für mich eine Rolle spielen würde.«
    »Dann verrate mir, welche Funktion die Struktur hat. Wer uns hierher gebracht hat. Warum es hier auch andere Zivilisationen gibt. Wie sie hierher gelangt sind. Wie viel von ihrem Wissen enthalten die Perückenköpfe uns vor?«
    »Auf alle diese Fragen gibt es Antworten«, sagte Bella, »und McKinley wird sie uns geben, wenn die Zeit gekommen ist, wenn er findet, dass wir bereit sind, sie zu hören.«
    »Vielleicht haben die Moschushunde Recht, und die Perückenköpfe sind wirklich nur ein Haufen Parasiten, die unterlegene Zivilisationen ausbeuten. Kein Wunder, dass McKinley nicht bereit ist, uns die Augen zu öffnen.«
    »Sie haben uns wunderbare Dinge geschenkt«, sagte Bella.
    »In letzter Zeit ist dieser Strom ein wenig versiegt.«
    »Selbst wenn du McKinley nicht über den Weg traust«, sagte Bella, »solltest du wenigstens Jim Chisholm vertrauen. Zu ihm hast du doch Vertrauen, nicht wahr?«
    Durch das nächste Fenster

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