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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kontakt, sondern eher am gründlichen Studium von Kontakten interessiert. Wenn die Tore am Ende der Röhren geöffnet werden, erhalten verschiedene Zivilisationen die Gelegenheit, miteinander zu interagieren. Das kann nicht in allen Fällen gut gehen. Aber wenn es bereits fünfunddreißig Spezies in diesem Ding gibt, ergeben sich eine Menge möglicher Kombinationen.«
    »Ich dachte, sie wären Zoowärter«, sagte Bella, »aber nun stellst du sie eher wie Spieler dar.«
    »Vielleicht sind sie das.«
    »Was passiert, wenn wir aus dem Spiel aussteigen wollen?«
    Chromis schürzte die Lippen. »Vielleicht gibt es diese Möglichkeit gar nicht. Wenn die Struktur in der Lage ist, die Perückenköpfe gefangen zu halten, ganz zu schweigen von den dreiunddreißig anderen Alien-Zivilisationen, von denen manche nicht einmal aus baryonischer Materie bestehen, dann dürfte es keine einfache Aufgabe sein, hier auszubrechen.«
    »Das sollte uns nicht daran hindern, es trotzdem zu versuchen«, sagte Bella.
    »Das mag sein. Aber eins solltest du nicht vergessen. Du weißt nicht, ob es nicht wesentlich besser wäre, innerhalb dieses Dings zu bleiben.«
    »Ich habe meinen Leuten versprochen, sie wieder nach Hause zu bringen.«
    »Manche Versprechen sollte man nicht um jeden Preis halten. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich bin Politikerin.«
    Bella schreckte zusammen, als sie Schritte hörte. Das Phantom, das die ganze Zeit in ihrer Nähe gewesen war, löste sich aus den Schatten und nahm dann wieder eine entspannte Haltung ein.
    »Hallo, Liz«, sagte Bella.
    »Ist Chromis noch bei dir?«
    Bella schüttelte den Kopf. Sie war in dem Moment verschwunden, als Liz Shen eingetroffen war. »Ist etwas passiert?«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete Shen. »Svetlana ist auf dem Weg zu den Moschushunden.«

 
Fünfunddreißig
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    Svetlana stieg zum gebrochenen Knochen des Knorpelschiffs auf, während der Skyside-Terminal allmählich zu einem Lichtknoten neben der größeren Zitadelle der Botschaft der Perückenköpfe schrumpfte. Die Wohnkuppeln und Versorgungseinrichtungen des Ebene-Zwei-Siedlungsprojekts waren kaum mehr als ein Kratzer auf der Oberfläche des Eisernen Himmels. Wenn sich die Menschen weiter in die Dunkelheit ausbreiteten, würde es noch Jahrhunderte dauern, bis sich die Bevölkerungsdichte der von größeren Städten auf der Erde angenähert hatte. Und wenn das geschehen war, wenn der Eiserne Himmel von Pol zu Pol vom Licht menschlicher Siedlungen erhellt wurde, konnten sie sich weiter nach draußen ausbreiten.
    Das Helmdisplay blinkte. Ein Anruf.
    »Sind Sie das, Svetlana?«, fragte die Sprecherpuppe in ihrer distinguierten, fast akzentfreien Stimme.
    »Ich bin es.«
    »Wir schicken Ihnen ein Shuttle, das Sie ins Schiff bringen wird. Tun Sie einfach gar nichts.«
    Svetlana schaltete den Antrieb des Anzugs aus. Während sie dahintrieb, beobachtete sie ein kleines zystenähnliches Gebilde, das sich vom Knorpelschiff löste und einen elastischen Faden spannte, bis er zerriss. Das Ding näherte sich ihr mit schwer zu schätzender Beschleunigung. Wie das Mutterschiff bestand es aus sehnigen Fasern, die sich um einen Brocken aus harten, fremdartig aussehenden Maschinen schlangen. Eine Tür öffnete sich wie ein Brustkasten, den man zwecks einer Herzoperation auseinandergezogen hatte. Der Anzug trieb in den rot schimmernden Innenraum und kam dort zur Ruhe. Die Rippen schlossen sich und sperrten Svetlana ein. Durch die Helmscheibe erkannte sie ein schwaches rosafarbenes Leuchten und die Andeutung pulsierender Oberflächen. Die Statusanzeigen des Helmdisplays blieben ruhig. Der Chakri-5 hatte nichts bemerkt, was ihm Sorgen bereitete.
    Die Reise zum Knorpelschiff dauerte nur ein paar Sekunden. Svetlana spürte keine Beschleunigung, bis die Tür wieder aufklaffte und eine größere Kammer offenbarte, die in denselben rosafarbenen Schein getaucht war. Es war eine Höhlung ohne erkennbare Trennung zwischen Boden, Decke und Wänden. Die Ausstattung bestand aus mehrschichtigen Ablagerungen in Form wächserner Klumpen und sehniger Rückstände. Stellenweise waren verschmierte Flecken in klaren Farben zu erkennen – in Gelb, Braun oder widerlichem Schleimgrün. Glatte Kugeln, die in runzligen, augenähnlichen Löchern steckten, sorgten für Beleuchtung.
    Zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch von Neustadt hatte sie wieder Gewicht. Sie trat aus dem Shuttle auf den geriffelten Boden, der zum tiefsten Punkt der Kammer hinunterführte.

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