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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Die Schwerkraft schien ungefähr bei Erdstandard zu liegen, obwohl das im Anzug schwer zu schätzen war. Svetlana blickte sich um und verschaffte sich ein Bild von der gesamten Höhle. Sie fühlte sich verpflichtet, alles genau zu beobachten, obwohl sie wusste, dass der Anzug alle Daten speicherte.
    In der gegenüberliegenden Wand öffnete sich eine andere Rippentür. Die plötzliche Bewegung ließ sie zusammenzucken, aber sie bewahrte Ruhe. Dann kam ein Moschushund durch die Tür.
    Zuerst erhielt sie ein völlig falsches Bild. Sie dachte, es wären mehrere und nicht nur ein Individuum. Das Alien sah aus wie zwei oder drei räudige Straßenhunde, die sich um einen Fleischfetzen stritten. Eine wilde Masse aus unterschiedlichen Gliedmaßen, Fell in der Farbe von getrocknetem Schlamm, zu viele zusammengedrängte Augen über einer schwarzen Schnauze mit vielen Zähnen. Es war schwierig, die Grundform des Körpers zu erkennen, weil sich das Wesen ständig kratzte, herumtrippelte und pisste. Aus zu vielen Öffnung schossen dampfende Urinstrahlen, während es sich scharrend und schnüffelnd durch die Kammer bewegte. Insgesamt reichte es ihr nur bis zur Hüfte.
    Als es sprach, hörte Svetlana ein schnelles, ersticktes Röcheln und Gurgeln. Irgendein Mechanismus, den sie nicht sehen konnte, überlagerte die Laute mit der kühlen, künstlichen Stimme der CNN-Nachrichtensprecherin.
    »Svetlana Barseghian, willkommen an Bord des Knorpelschiffes. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Selbstverständlich dürfen Sie jederzeit gehen, aber wir hoffen, dass sie eine Weile bei uns bleiben werden.«
    »Danke«, sagte sie. Der Anzug übertrug ihre Worte nach draußen.
    »Unsere Atmosphäre ist für Sie sicher. Es gibt keine Toxine, Viren oder Mikroorganismen, die Ihnen Schaden oder Unbehagen zufügen könnten.«
    Sie warf einen Blick auf die Helmanzeige. Die Daten bestätigten, dass die Außenatmosphäre atembar war, obwohl darauf hingewiesen wurde, dass die Werte falsch sein könnten und Vorsicht angebracht war.
    »Ich fühle mich hier drinnen sehr wohl, danke.«
    Der Moschushund schnüffelte um ihren Anzug herum. Er streifte sie mit den Hinterbeinen. »Bitte überlegen Sie es sich noch einmal. Es würde uns sehr freuen, wenn Sie unsere Atmosphäre atmen.«
    Sie schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, dass das Wesen diese Geste erkannte. Die Sprecherpuppe deutete darauf hin, dass sie sich bereits gründlich mit menschlicher Körpersprache vertraut gemacht hatten. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich den Anzug vorläufig geschlossen halten. Nicht dass ich Ihnen nicht traue – ich fühle mich hier drinnen einfach nur sicherer.«
    Der Moschushund ließ von ihr ab. »Dafür haben wir Verständnis. Vielleicht beim nächsten Mal, wenn Sie sich an unser Schiff gewöhnt haben?«
    »Vielleicht«, räumte Svetlana ein.
    »Ich darf mich vorstellen. Ich bin der Grüßende.«
    »Hallo, Grüßender. Danke, dass ich Ihr Schiff betreten durfte.«
    Der Moschushund hielt inne, um Urin in eine Ecke der Kammer zu spritzen. Svetlana bemerkte, dass sich die Wand an dieser Stelle vorübergehend verfärbte.
    »Das Vergnügen ist ganz auf unserer Seite. Würden Sie mir jetzt bitte folgen? Ich bin beauftragt, Sie zum Verhandelnden zu bringen.«
    »Nur zu«, sagte Svetlana.
    Sie folgte der wirren Masse aus rotbraunen Gliedmaßen, die immer wieder anhielt, um gegen die Wand zu urinieren. Der Moschushund führte sie in eine feuchte Kammer tief im Knorpelschiff. Hier waren die Wände mit denselben verklumpten Sekreten bedeckt, die sich in vielen Jahren abgelagert und verkrustet hatten, nach Svetlanas Schätzung bestimmt mehrere Meter dick. Wie es schien, war dieses Schiff zu einem großen Teil das Produkt solcher Absonderungen.
    »Ich werde Sie allein lassen«, sagte der Moschushund und zog sich zurück.
    Sein Artgenosse hockte vor einer Art Bildschirmwand, die ein Mosaik aus unregelmäßigen Facetten bildete, die in scheinbar wahllosen Winkeln in eine lehmartige Grundmasse gedrückt worden waren. Jede Facette zeigte einen anderen Kanal des Schiffsnetzes. Die Aufmerksamkeit des Wesens sprang mit manischer Unaufmerksamkeit von einem Bildschirm zum nächsten. Svetlana hörte das Plappern menschlicher Stimmen, die von einer synthetischen Wiedergabe in der Sprache der Moschushunde überlagert war.
    Der zweite Moschushund wartete, bis der Grüßende gegangen war, erst dann nahm er Svetlanas Anwesenheit zur Kenntnis. Er wandte sich von der Bildschirmwand

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