Himmelssturz
sie für ihre Privilegien bezahlen musste. Sie hatte gewusst, dass es eines Tages so kommen musste.
Aber das bedeutete nicht, dass es ihr gefallen musste.
»Tut mir leid, dass ich eine Freundin belästigen muss«, sagte Bella, als Svetlana in ihr Büro kam, »vor allem, nachdem sie gerade ihre Schicht beendet hat. Aber ich brauche deine Hilfe.«
»Wozu sind Freundinnen sonst da?« Svetlana zog ihre Finger durchs Haar, das noch vom Duschen feucht war. Sie trug Jogginghosen und ein Taucher-T-Shirt mit einer Meerjungfrau und Schwärmen aus animierten Fischen. »Worum geht es diesmal? Will schon wieder jemand eine Scheibe von dir?«
Bella schüttelte mürrisch den Kopf. Sie hatte bereits mehrere Interviewanfragen an ihr Führungspersonal weitergegeben, einschließlich Svetlana, und sie hatten die Gelegenheit genossen. Das kluge Mädchen armenisch-amerikanischer Abstammung mit der Intelligenz eines Nuklearingenieurs und dem Körper einer ehemaligen Sporttaucherin, die sich zufällig in einen Weltraumbergmann verliebt und mehrere Tapferkeitsauszeichnungen für ihre Außeneinsätze erhalten hatte. Nicht einmal der zurückhaltende Parry erhielt seine fünfzehn Minuten, sondern wand sich wie etwas, das man unter einem Stein fand.
Zu gut, um wahr zu sein, sagten sie.
Bella nahm einen dicken Stapel Ausdrucke von ihrem Schreibtisch. »Ich fürchte, hier geht es um etwas ganz anderes. Es ist eine äußerst brisante Sache. Ich kann sie nur in sehr vertrauenswürdige Hände geben.«
»Plötzlich habe ich das Gefühl, dass es sich um eine verdammt große Belästigung handelt.«
»Viel schlimmer kann es kaum kommen.« Bella reichte Svetlana den Stapel. »Das hier sind Kopien von einhundert Zeichnungen, ausgewählt aus über sechsundfünfzigtausend Einsendungen von amerikanischen Grundschulkindern. Die künstlerische Palette reicht von Fingerfarbenschmierereien bis zu … so etwas wie passablen Ölgemälden.«
Svetlana zog das Gummiband ab und blätterte die obersten Kopien durch. »Aliens«, sagte sie mit matter Stimme. »Man hat den Kindern gesagt, sie sollen Aliens malen.«
»Es dient Erziehungszwecken«, sagte Bella.
»Es dient nur dazu, Leute zu erschrecken.« Svetlana hielt ein Bild hoch. Es zeigte so etwas wie das untere Ende einer blauen Klobürste, die mit wilden grünen Klecksen beschmiert war. »Sollten wir nicht alles tun, um Kinder vor Alpträumen zu bewahren, statt sie dazu zu ermutigen?«
»Das können nur die Schulbehörden entscheiden, nicht wir. Unsere Aufgabe ist es, die Ergebnisse zu benoten, mehr nicht.«
»Ach so! Dann lässt es sich doch in fünf Minuten erledigen. Wir ziehen einfach wahllos ein paar heraus …«
Bella verzog das Gesicht. »Ich fürchte, damit ist es nicht getan. Man möchte, dass wir die Bilder kommentieren, etwas Nettes und Konstruktives dazu sagen. Zu allen – auch zu den … ähem … künstlerisch weniger anspruchsvollen.«
»Zu allen?«
Bella nickte ernst. »Zu allen. Und zwar so detailliert, dass sich kein Kind beleidigt fühlt. Niemand soll denken, dass wir uns nicht mit ganzem Herzen für die Sache engagieren.«
»Verdammte Scheiße, Bella.«
»Und ich denke, wir sollten jegliche Art von Kraftausdrücken vermeiden.«
»Wir.«
»Oh, keine Sorge, ich habe meinen eigenen Stapel Schularbeiten zu benoten. In diesem Fall hast du das lange Streichholz gezogen. Ich werde mir die Nacht damit um die Ohren schlagen, Aufsätze über mich und meine Begegnung mit Außerirdischen zu lesen.«
Svetlana spannte das Gummiband wieder um die Blätter. »Kann es noch schlimmer kommen? Ich meine, es ist ja nicht so, dass wir nicht schon genug zu tun zu hätten.«
»Das ist noch gar nichts. Gestern hatte ich den Cosmic-Avenger- Fanclub am Hals. Sie wollten, dass ich erkläre, welche meiner Besatzungsmitglieder den fiktiven Figuren am ähnlichsten sind … und wie ich mit Situationen aus der Serie umgehen würde.«
»Ich hoffe, du hast ihnen gesagt, wohin sie sich ihre Fragen stecken können.«
Bella täuschte Entsetzen vor. »Aber nein! Ich habe die Aufgabe an Saul Regis delegiert. Er ist genau der Richtige für diesen Job.«
»Der Richtige für diesen Job.« Svetlana nickte zustimmend. »Ich vermute, das hat ihn sehr glücklich gemacht.«
»Wie ein Schwein in der Suhle.«
»Apropos, ich hoffe doch, du hast auch Craig Schrope eine nette und heikle Aufgabe zugeschoben. Er dürfte von uns allen der Einzige sein, der viel zu viel Freizeit übrig hat.«
Bella lehnte sich auf ihrem
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