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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Leben zu bleiben. Sie legte die vier schweren Hebel um. Jeder schien sie mehr Kraft als der vorherige zu kosten, und die fünfsekündige Wartezeit schien sich bis zu einer halben Ewigkeit auszudehnen. Diesmal geschah alles in Totenstille – keine Alarmsirene, keine Ansage.
    Dann öffnete sich die Tür.
    Im letzten Moment fiel Bella wieder ein, dass sie sich gegen die ausströmende Luft sichern musste … doch es kam keine. Die innere Tür war verschlossen, und innerhalb der Schleuse hatte Vakuum geherrscht.
    »Ich bin jetzt halb durch«, sagte sie. »Wie kommst du mit den Notanzügen voran, Mike?«
    Seine Stimme klang dünn. »Ich bin am Zug und schleuse mich gerade ein. Die Crusader ist noch nicht da, aber Nick hat mir mitgeteilt, dass sie sich im Landeanflug befinden. Die größeren Schwerkraftschwankungen rund um den Verteilerkasten sind in den letzten Minuten gefährlicher geworden …«
    »Wie sieht es bei den Ungebändigten aus?«
    »Wir sehen immer noch ein nettes Feuerwerk am Schachttor. Ich vermute, das bedeutet, dass die Guten noch nicht ganz mit den Aufräumarbeiten fertig sind.«
    Oder dass die Guten eine gehörige Tracht Prügel bezogen, dachte Bella. »Und Wang?«
    »Nichts Neues, fürchte ich. Ich wollte Nick nicht zu sehr auf die Nerven gehen. Sie haben im Moment alle Hände voll zu tun, wie es klingt.«
    »Gut.« Sie erkannte verdrossen, dass sie nicht daran gedacht hatte, wie schwierig es sein mochte, mit dem Beiboot zu landen. Es war Jahre her, seit irgendjemand mit einem so großen Schiff zum Verteilerkasten geflogen war. Der Anflug wäre auch dann nicht einfach gewesen, wenn sich die Schwerkraftfelder nicht wie ein Nest wütender Vipern winden würden. »Hörst du immer noch die Stimmen?« Sie wagte es kaum, diese Frage nachzuschieben.
    »Ab und zu. In den letzten paar Minuten scheinen sie etwas leiser geworden zu sein.«
    »Horch mal, ob sich gleich etwas ändert.« Dann schlug sie gegen die Tür.
    »Nichts«, sagte Takahashi.
    Bella versuchte es erneut. Sie hämmerte so kräftig und regelmäßig, wie es ging. Im Vakuum hörte sie nichts davon. Es war, als würde sie auf eine Matratze einschlagen. »Und jetzt?«
    »Mach es noch einmal.«
    Bella schlug weiter, bis sie befürchtete, dass sie sich den Handschuh aufriss. »Rede mit mir, Mike.«
    »Jemand hat dich gehört, Bella. Die Stimmen sind wieder lauter geworden!«
    Sie hämmerte, bis sie das Gefühl hatte, blutige Fäuste zu haben. »Und jetzt?«
    »Sie haben dich gehört. Kein Zweifel. Das kann nur bedeuten, dass sie auf der anderen Seite sind!«
    »Ich werde durch die Schleuse gehen. Der Empfang könnte schlechter werden, wenn sich die Tür hinter mir schließt.«
    »Wir warten auf dich.«
    »Gut, aber nicht zu lange. Diese Leute könnten sich vielleicht ganz woanders in Neustadt befinden, wo wir nicht an sie rankommen. Oder es ist doch nur Hintergrundrauschen von Crabtree.«
    »Sie haben dich gehört, Bella.«
    »Sie haben etwas gehört. Auf jeden Fall soll das Beiboot keine Minute länger als unbedingt nötig da draußen warten.«
    Bella aktivierte den Einschleusungsvorgang. Als sich die Außentür geschlossen hatte, strömte Luft durch die Ventile im Boden herein. Sie hatte versucht, mit Takahashi zu reden, aber jetzt empfing sie nur noch Rauschen. Vielleicht hatte er sie gehört, aber sie konnte seine Antwort nicht empfangen. Sie beruhigte sich damit, dass es im Moment ohnehin keine Rolle spielte. Bella lehnte sich gegen die Wand der Luftschleuse, bis der Druck auf den Normalwert angestiegen war. Normalerweise hätte sich die Innentür automatisch geöffnet, wenn der Druckausgleich hergestellt war, aber die Schleuse arbeitete im Energiesparmodus. Das Licht war nicht angegangen, und sie musste die innere Versiegelung manuell öffnen. Sie bediente die Hebel und spürte, wie ihre Armmuskeln unter dem zusätzlichen Gewicht schmerzten.
    Die Tür ging auf, dann klemmte sie auf halbem Wege.
    Licht stach ihr in die Augen. Menschen drängten sich in einem düsteren Raum. Einige hielten Lampen auf sie gerichtet. Bella hob die Hand und hoffte, dass sie sie durch den Helm hören konnten, wenn sie sprach. »Wer ist da?«
    »Wer, zum Teufel, bist du?«, fragte jemand in mattem Tonfall.
    »Jemand, der gekommen ist, um euch zu retten. Ihr könntet wenigstens versuchen, erleichtert zu klingen.«
    Ein Gesicht schälte sich aus der Dunkelheit, als jemand seine Lampe sinken ließ. Bella erkannte etwas in den Zügen, auch wenn sie das Gesicht selbst nicht

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