Himmelssturz
vor DeepShaft-Logos. Ist ihnen das immer noch nicht genug?«
»Das bezweifle ich.«
Parry wärmte den Flextop auf und aktivierte die Nachrichtensprecherin. »Gut«, sprach er den Schirm an, »jetzt kannst du dein Ding durchziehen.«
»Hallo«, sagte die Puppe mit Heliumstimme. »Sie sehen CNN. Ich begrüße Parry Boyce, siebenunddreißig Jahre alt, Leiter der Außeneinsätze auf den Kometen an Bord der Rockhopper und glücklicher Lebensgefährte des heißen Pin-up-Girls Svetlana Barseghian. Wie geht es Ihnen, Parry?«
»Gut.«
»Das hört man gerne. Keine Nervosität, keine Befürchtungen?«
»Nein.«
»Das ist großartig.« Die Nachrichtenpuppe strahlte. »Parry, wenn Sie Janus erreichen, werden Sie die Verantwortung für sämtliche Aktivitäten übernehmen, bei denen Menschen in der Nähe von Janus arbeiten, richtig?«
»Richtig.«
»Könnten Sie uns etwas mehr dazu sagen, wie das geschehen wird? Ich meine, wie werden Sie praktisch dorthin kommen?«
»Per EVA.«
»EVA.« Die Puppe setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Und was haben sich die Menschen zu Hause darunter vorzustellen?«
»Extravehikuläre Aktivitäten.«
»Großartig! Und was genau ist damit verbunden?«
Parry zuckte die Achseln. »Aktivitäten außerhalb des Fahrzeugs.«
»Und das Fahrzeug ist?«
»Die Rockhopper.«
»Wunderbar! Und diese Aktivitäten … worin genau werden sie bestehen?«
»Aus Janus-Einsätzen.«
»Das heißt, Aktivitäten, die in der Nähe von Janus stattfinden, richtig?«
»So in etwa.«
»Ausgezeichnet! Und wenn Sie von Aktivitäten in der Nähe von Janus sprechen …« Die Sprecherin hielt inne, als Svetlana amüsiert gluckste. Parry drehte sich zu ihr um.
»Was ist?«
Sie wand sich vor Lachen auf der Lagerpalette. »Du bist einfach ein Naturtalent, Parry! Wie du dich öffnest … und so viel von dir preisgibst! Die Zuschauer werden dir zu Füßen liegen!«
Er griff nach der Kamera und riss sie vom Klecks Geckoflex ab. »Wenn ich noch mehr von diesen Shows abliefern muss, werde ich jemanden erwürgen. Und mit dir werde ich anfangen.«
Svetlana setzte eine Unschuldsmiene auf. »Mich? Was habe ich denn getan?«
»Das weißt du ganz genau. Die Leute interessieren sich nur für dich und nicht für mich.«
»Dagegen kann ich nichts machen.«
»Du könntest wenigstens versuchen, nicht ganz so … intelligent und hübsch zu sein.«
»Es freut mich, dass du es in dieser Reihenfolge sagst. Es wäre mir sehr unangenehm, wenn meine körperlichen Attribute Vorrang gegenüber meinen intellektuellen Fähigkeiten hätten.« Svetlana machte einen Schmollmund und zog die Knie bis zum Kinn hoch. Sie trug hautenge Skihosen mit Zebramuster und eine tief ausgeschnittene türkisblaue Bluse, eine Kombination, die Parry immer wieder besonders verlockend fand. »Oder liegt es daran, dass dich meine körperlichen Attribute gar nicht so sehr beeindrucken?«
»Habe ich das gesagt?«
»Nicht direkt. Aber man könnte dich so verstehen, als wolltest du es andeuten.«
»Du siehst für mich immer noch verdammt hinreißend aus, Svetlana Barseghian.«
»Blödsinn. Das sagst du doch nur so dahin.«
»Nein.«
Sie sah ihn mit einem koketten Augenaufschlag an. »Dann beweis es mir.«
»Hier und jetzt? Ich glaube, hier wird in etwa zehn Minuten eine EVA-Truppe eintreffen.«
»Ach ja. Der gefürchtete Killerpinguin.« Sie kicherte. »Na gut, dann wollen wir sie nicht von ihrer lebenswichtigen Mission ablenken.«
»Nein, das wäre fatal.« Er grinste anzüglich.
»Womit nur noch eine Frage offen wäre: in meinem oder in deinem Quartier?«
»In deinem«, sagte er nach kurzer Überlegung. »Die fünfzig Kubikzentimeter, die du mehr hast, sind mir sehr wichtig.«
An Bord eines Raumschiff gab es nie viel Privatsphäre, aber Svetlana und Parry nutzten, was ihnen zur Verfügung stand. Ihr Quartier war kaum mehr als ein horizontaler Schacht, der vermutlich nach dem Vorbild der asketischsten und klaustrophobischsten Sarghotels von Tokio gestaltet war. Es gab einhundertfünfzig ähnliche Kammern, die in drei Ebenen ringförmig um den unteren Teil des Wohnbereichs angeordnet waren. Jede bot gerade genug Platz zum Schlafen, um ein paar persönliche Gegenstände zu verstauen und gelegentlich ein paar kostbare Momente der Abgeschiedenheit zu erhaschen. Svetlana musste über eine Leiter steigen, um ihre Kammer zu erreichen, und sich dann seitlich in die Öffnung schieben, bevor sie die lange Plastiktür zuziehen konnte. Für eine Person
Weitere Kostenlose Bücher