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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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mir besser. Das neue Selbstbewusstsein war noch da. Ich sah in den Spiegel, diesmal vorsätzlich und lange. Ich sah ungeschminkt aus wie ein sorgfältig geschminktes Model von Chanel 5. Das war doch was! Ich stellte mir vor, wie ich in die Welt zurückkehrte, meine Mutter schockierte, weil ich ein Model von Weltrang wurde und jedes Jahr mit einem anderen Star zusammen war. Nebenher würde ich Superheldinnen in Filmen spielen. Die Filmindustrie, na klar, da gab es für jemanden wie mich unbegrenzte Möglichkeiten!
    Ich war gut drauf. Mein neues Gefühl von Stärke zeigte sich nicht nur im Dunkeln. Ich zog ein ärmelloses schwarzes Shirt an und eine dunkelrote Shorts. Dazu schwarze Flipflops. Es musste wunderbar sein, das ganze Jahr über in Flipflops herumlaufen zu können. Ich band mir die Haare mit einem knallgrünen Gummi zu einem Zopf zusammen und sah noch einmal in den Spiegel. Bei dem Gedanken an Delia fiel mir auf, wie wenig mir meine Eltern in den Sinn kamen. War es erschreckend, dass ich sie so leicht entbehren konnte? Oder war es bei all den neuen Eindrücken normal? Ich stand vor dem Spiegel und sah mein Spiegelbild mit den Schultern zucken. Die Murmel aus dem See glitzerte auf dem Schreibtisch. Ich steckte sie in meine Tasche. Vielleicht würde ich zu Pio gehen. Irgendwie befürchtete ich, dass Atropa mich mit ihren Ansichten durcheinander brachte. Andererseits, ich war neugierig, was sie von mir wollte.
     
    Das Akademie-Café war zum Bersten voll. Zum ersten Mal sah ich alle Studenten auf einmal. Fünfzig bis siebzig Stimmen fielen in der Luft übereinander her. Es duftete nach Kaffee und leckerem Essen.
    Ich sah Leo an einem Tisch in der hintersten Ecke mit Kay und noch zwei Jungs. Sie waren in ein Gespräch vertieft. Gleichzeitig zog mich Fabian am Arm. Er saß genau vor mir, an einem Tisch mit Cynthia, Marie, Jonas und Dave.
    „Hi Kira!“
    „Hi“
    Ich setzte mich zu ihnen. Fabian goss mir einen Kaffee ein. Es war eine ganze Kanne da, dazu an jedem Platz ein Teller und Besteck.
    „Else bringt alles an die Tische. Sie kann den ganzen Trubel in der Küche nicht gebrauchen.“
    Cynthia erzählte gerade, dass es sich um einen recht jungen Typen handelte, den Kim am Ufer des Sees gefunden hatte. Er trug eine Taucherausrüstung. Vielleicht wieder einer von den Stadtwerken, der im unterirdischen See vom Humboldthain getaucht war. Das war schon mal vor ein paar Jahren passiert, allerdings war er im magischen See ums Leben gekommen.
    „Nichts Magisches. Unglaublich, dass er noch lebt“, überlegte Marie.
    „Kann doch eigentlich nicht sein. Bestimmt gibt es eine vernünftige Erklärung“, brummte Dave mit seinem tiefen Bass und schüttelte seine blonden Korkenzieherlocken. Ich starrte auf seine Hände, die er aneinander rieb. Es hätten die Hände eines Riesen sein können.
    „Was werden sie mit ihm machen?“, wollte Fabian wissen.
    „Wahrscheinlich Gedächtnis löschen und dann zurück“, bemerkte Jonas mit der Nickelbrille, den alle Professorchen nannten.
    „Das ist doch Mist mit dem Gedächtnis löschen!“, platzte es aus mir heraus.
    Alle Blicke richteten sich verwundert auf mich.
    „Naja, ich mein ja nur. Der Typ kann nichts dafür. Und man löscht ihm das Gedächtnis, damit niemand was von uns erfährt. Das ist doch irgendwie … elitär.“
    „Elitär? Das ist Sicherheit. Stell dir vor, die Menschheit bekäme Wind von der magischen Welt. Die würden sie kaputt machen, missbrauchen, was weiß ich …“, ereiferte sich Marie.
    Ich bereute es, mit dem Thema angefangen zu haben. Ich wollte keine Diskussion darüber. Jetzt noch nicht. Man musste es schlau anstellen. Das war oberstes Gebot. Und dieser Kreis hier hatte sich augenscheinlich noch kein bisschen Gedanken gemacht.
    „Fabian, kannst du mir noch etwas Kaffee geben?“ Ich hielt ihm meine Tasse hin, obwohl sie noch halb voll war und hoffte, das Gespräch mit der Unterbrechung in andere Bahnen zu lenken.
    „Klar doch.“
    Fabian lächelte mich auf eine Art an, die mir den Verdacht eingab, er könnte auf mich stehen. Jetzt, wo ich so gut aussah, musste ich wohl aufpassen mit meiner Freundlichkeit.
    „Wo haben sie ihn eigentlich hingebracht?“, fragte Marie.
    Cynthia zuckte mit den Schultern.
    „Wahrscheinlich in den Grünen Raum , da ist er erst mal sicher und kann nichts anstellen“, erklärte Jonas.
    „Oh Gott, möchte ja nicht in seiner Haut stecken.“ Marie verzog ängstlich das Gesicht.
    „Ach, bald hat er alles

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