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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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kein Engel. Schließlich weinen Engel nicht“, brachte sie unter leisem Schluchzen hervor.
    „Es tut mir leid, was ich gesagt habe.“
    „Ich habe keine Eltern mehr. Ich hatte eine Großmutter, aber sie ist tot. Und mein Vater auch. Und unser Haus …“
    Immer neue Tränen liefen ihr über die Wangen. Neve konnte nicht weitersprechen. Was hatte ich nur angerichtet?!
    Ich nahm sie in den Arm.
    „Ich bin so ein Vollidiot.“
    „Nein, bist du nicht. Deine Mutter geht um neun zum Yoga. Bis dahin musst du weg sein“, griff Neve den Faden wieder auf.
    Sie erzählte mir, dass sie nach Hause gekommen war und durch Ranja von der Zerstörung des Gefängnisses erfahren hatte. Dann war sie mich sofort suchen gegangen, um mir und Tim zu helfen. Sie war sogar bei meinem Dom gewesen. Sie hatte keine Idee, wo ich sein konnte. Sie schwor, dass sie mich nicht dem Rat übergeben wollte, auch wenn Ranja sie deshalb in geheimer Mission losgeschickt hatte, weil sie Jerome nicht traute, der offiziell vom Rat beauftragt worden war. Neve wollte das mit Tim wieder gutmachen. Sie suchte den ganzen magischen Wald und die Durchgänge ab. Dann fand sie uns endlich am See, gerade als Tim mit Minchin abtauchte. Sie machte sich nicht bemerkbar, weil sie Atropa bemerkte und herausfinden wollte, ob man diesem Geist trauen konnte.
    Neve flog zum Ätherausgang und stürzte sich in die Himmelstiefe, um uns am Wasserdurchgang zur Spree nicht zu verfehlen. Sie wusste, dass der Durchgang durch die Abwasserkanäle wegen Tims Verschwinden und der Polizei nicht passierbar war. Sie wartete lange und hatte schon Angst, uns verpasst zu haben. Aber dann kamen wir doch noch. Ich erzählte ihr von dem Kampf mit den Undinen, dass sie mit dieser Seuche kämpften, aber die Durchgänge trotzdem schützten.
    Neve war genau so schockiert gewesen, als im Tunnel plötzlich Clarissa erschien. Aber sie glaubte Clarissa und hielt es ebenfalls für das Beste, das ich eine Weile untertauchte. Sie beschloss, sich im Hintergrund zu halten, bis ich in Sicherheit war. Das Versteck in der Kneipe war sehr gut. Sie verstand erst nicht, was ich so verzweifelt im Internet suchte, bis ich auf einmal anfing zu jumpen und mich damit in Gefahr brachte. Neve konnte mir dabei nicht folgen und beschloss, in meinem Zimmer auf mich zu warten, weil sie sicher war, dass ich da früher oder später auftauchte. Jetzt wollte sie mich in ein Haus von ein paar Freunden bringen, in dem sie seit einer Weile viel Zeit verbrachte. Neve und ein paar Freunde in der realen Welt? Das klang mehr als seltsam. Ich sah ihr an, dass etwas Anderes dahinterstecken musste.
    „Du hast dich verliebt. Ich seh’s dir an“, unterbrach ich ihren Bericht und Neve wurde rot bis unter die Ohren.
    „Quatsch, überhaupt nicht …“, wehrte sie ab, während sie nervös auf einer Haarsträhne herum kaute und sofort wieder das Thema wechselte.
    Die Idee mit dem Joghurt hatte SIE mir eingepflanzt, um mich im Wohnzimmer allein zu sehen. Doch Delia war zu schnell hinterher gekommen. Und dann belauschte sie das Telefongespräch meines Vaters. Er hatte mit Jerome telefoniert und ihm mitgeteilt, dass ich hier war, aber dass er erst nach neun Uhr kommen solle, damit Delia nichts mitbekam. Jerome hatte keine Eile. Der Rat vertraute ihm. Er sollte mich ausfindig machen, herausfinden, ob ich es geschafft hatte, Tim rauszubringen und mich vor den Rat führen. Natürlich würde Jerome diesen Auftrag nicht erledigen. Es war so weit. Die Situation hatte sich so zugespitzt, dass Jerome sich jetzt offiziell gegen den Rat stellen musste. Dazu brauchte er MICH. Und wenn ich nicht freiwillig seinem geheimen magischen Bund beitrat, dann eben mit Gewalt. Jerome hatte seine Mittel, versprach er Gregor. Mir würde keine Wahl bleiben. Und Gregor solle sich keine Sorgen machen. Auch wenn ich sie in Schwierigkeiten gebracht hatte, ihre Geschäfte würden nicht gefährdet sein.
    Was für Geschäfte? Es klang ganz so, als hätte Gregor mich an Jerome verkauft wegen irgendwelcher Geschäfte, die sie miteinander machten. Sein ganzes Verhalten erschien mir in einem neuen Licht. Natürlich, er hatte gewollt, dass ich in die Klinik gebracht wurde, damit Jerome mich mit den Schatten holen konnte. Alles war klar gewesen, alles ein abgekartetes Spiel. Wie konnte er mich nur so verschachern? Delia und ich hatten keinen Funken Ahnung gehabt. Ich war fassungslos.
    Die Zahnputz-Gläser fielen wieder übereinander her. Ein Glas zerbrach auf der Ablage, genau,

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