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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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zu schweben wie auf der Treppe bei Neve oder bei Leo.
    Zwei Stufen lang funktionierte es. Dafür trat ich auf die dritte unsanft auf wie ein Pferd. Es polterte. Ich war einfach zu nervös. Ich lauschte. Oben blieb es ruhig. Unten auch. Unter der Tür zum Arbeitszimmer war ein Streifen Licht zu sehen. Ich erreichte die letzte Stufe und ging darauf zu. Ich würde Gregor sagen, dass ich nicht schlafen konnte, dass ich einen Jetlag hatte, ob ich ihm Frühstück machen sollte. Eine ganz normale und unverdächtige Frage. Ich hatte die Hand fast an der Klinke. Da bewegte sich etwas in meinem linken Gesichtsfeld. Ich drehte mich zur Seite und war verblüfft. In der Tür zum Gästeklo stand Neve, weiß gekleidet wie ein Engel.
    „Hierher. Schnell! Geh nicht zu deinem Vater. Er hat dich verraten.“
    Sie griff nach meinem Arm, zog mich in die kleine Kabine und schloss lautlos die Tür hinter uns.
    Neve wirkte aufgelöst. Ihre Stimme überschlug sich.
    „Endlich bist du allein. Ich bin schon die ganze Zeit hier. Jerome muss jeden Moment hier sein. Dein Vater hat ihn alarmiert. Er scheint über alles Bescheid zu wissen. Ich habe ihn belauscht. Sie wollen dich mitnehmen, sobald deine Mutter aus dem Haus ist. Dein Vater will sie schonen. Der Rat vertraut Jerome. Sie haben ihn geschickt, um dich zu schnappen. Du musst hier weg! Wie konntest du nur herkommen? Du hättest auf Clarissa hören sollen. Warum tust du das alles? Warum hast du mir nicht gesagt, dass du lauter elementare Kräfte hast? Du hättest …“
    Neve überschüttete mich mit Neuigkeiten und Vorwürfen. Woher wusste sie alles? Weil sie Gregor belauscht hatte. Und weil sie mir gefolgt sein musste.
    „Heißt das, du spionierst mir die ganze Zeit nach, ohne auch nur einen Mucks von dir zu geben? Wer sagt mir denn, dass DU nicht vom Rat geschickt wurdest?“
    Neve machte ein entgeistertes Gesicht.
    „Aber Kira, ich bin doch deine Freundin!“
    Ihre Unschuldsmine machte mich nur wütend, ich war immer noch sauer auf sie.
    „Eine feine Freundin, die behauptet, dass Tim mit Luisa zusammen ist und mir nicht sagt, dass Leo mich besucht hat und mir heimlich nachschleicht und mich belauscht …“
    „ …Du verstehst nicht, ich will dich nur beschützen. Das ist meine Aufgabe.“
    Sie senkte den Blick und machte ein trauriges Engelsgesicht, aber davon wollte ich mich diesmal nicht weichklopfen lassen.
    „ Beschützen! – Genau dieses Engelgetue, das geht mir völlig auf die Nerven! Du bist doch kein Engel über allem. Du bist ein Mensch wie ich, mit ein paar Fähigkeiten. Weiter nichts. Aber du, du spielst dich total auf! In deinen komischen Engelkostümen. Du lügst mich an, hältst Tim und Leo von mir fern, nur weil du dich selbst nicht verlieben kannst. Das ist es doch, was dahinter steckt! Wo wohnst du eigentlich? Wer sind deine Eltern? Sind sie dir peinlich oder was? Ich habe es satt, von allen Seiten immer nur belogen zu werden. Eine Lüge nach der anderen. Egal, wo man geht oder steht. Ich habe es einfach satt!“, zischte ich und hatte Mühe, dabei nicht laut zu werden.
    Neve hatte sich auf dem geschlossenen Klodeckel zusammengekauert. Tränen liefen ihr über die Wangen. Ich hatte sie noch nie weinen sehen und bereute sofort die Härte meiner Worte. Ich wusste ja, dass Neve jetzt alles abbekam. Sie musste büßen für alle, die mich permanent an der Nase herumführten. Neve hatte mich belogen, ja, aber genauso Atropa, die in Wirklichkeit Clarissa war, Gregor, der augenscheinlich mit Jerome unter einer Decke steckte, Leo, der schon lange mit Jerome zusammenarbeitete, ohne es mir zu sagen, und verknallt in mich war, seit er wusste, dass ich angeblich mal mächtig sein würde - das war mir inzwischen klar - und zu guter Letzt Tim mit seinem Geheimnis um Minchin, seiner grandios aussehenden Frau für den Rest seines Lebens. Und nun durfte ich nicht mal ausrasten deswegen, weil wir in einem Versteck festsaßen und leise sein mussten. Die zwei Zahnputzgläser auf der Ablage klirrten gegeneinander. Ich hielt sie fest und stellte sie ein bisschen auseinander. Das Wasser fing an, alleine aus dem Hahn zu laufen. Ich drehte den Hahn so fest zu, wie es ging. Ich musste mich beherrschen. Ich hockte mich neben Neve.
    „Tut mir leid. Es ist ja nicht alles deine Schuld. Ich weiß doch, dass du es gut mit mir meinst. Ich weiß es doch. Aber …“
    Neve wischte sich ein paar Tränen ab und machte ein gefasstes Gesicht.
    „Du hast recht. Du hast ja recht. Mit Allem. Ich bin

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