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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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mir nie wie eine Mutter vorgekommen, immer eher wie eine Schwester oder eine etwas unzuverlässige Freundin, die oft nicht da war, wenn man sie brauchte, aber wenn sie da war, dann mit ganz großen Gefühlen. Aber jetzt war sie einfach meine Mutter.
    „Ja, natürlich. Das Bett ist frisch bezogen. Damit … wenn du zurückkommst.“ Sie schlug den roten Wollüberwurf zurück. Sie hatte unsere Haushälterin Rosa meine Lieblingsbettwäsche aufziehen lassen.
    „Ach, und dein Lieblingspyjama. Er hängt hinter der Tür.“
    Delia huschte ins Bad und holte ihn. Sie versuchte es nicht mit einem Nachthemd. Nein, sie holte meinen Pyjama.
    „Oder willst du erst noch duschen?“ Delia war richtig nervös. Bestimmt war sie unsicher, ob sie jetzt alles richtig machte.
    „Ich habe noch Hunger.“
    Sie legte den Pyjama auf das Bett und eilte zur Tür.
    „Ich mach dir was. Wir haben auch Steak.“
    „Nein, nein“, hielt ich sie auf. „Bitte, leg dich schon hin. Ich hole mir nur einen Joghurt. Was leichtes.“
    Delia strahlte. Ich verlangte kein Fleisch, sondern einen simplen Joghurt. Wahrscheinlich war das das endgültige Zeichen für sie, dass ich wieder rundum gesund war.
    Ich lief die Treppen hinunter. Das vertraute orange Licht der Laternen fiel in die Wohnstube. Ich nahm das leise Summen des Kühlschranks wahr und lauschte Richtung Schlafzimmer. Dort war alles still. Gregor schien tatsächlich schon wieder zu schlafen. Ich öffnete den Kühlschrank, schaute hinein und fand einen Erdbeerjoghurt. Ich nahm ihn hinaus. Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hunger. Ich hatte nur nach einem Grund gesucht, nach unten zu gehen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Die Fenster waren blitzblank geputzt wie immer und davor lauerten auch keine Schatten. Vielleicht hielten sie sich gut versteckt, warteten bis Delia und Gregor wieder schliefen. Ich schrak zusammen, als ich Schritte auf der Treppe hörte.
    „Ich hol mir nur meine Schlafmaske“, flüsterte Delia. Ich nickte. War es wirklich schlau, wieder hier zu sein und so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung? Was würden sie unternehmen? Brachte ich Delia und Gregor vielleicht in Gefahr? Ich ging die Stufen hinauf. Delia kam hinterher.
    „Von wegen schlafen. Gregor ist schon wieder in seinem Arbeitszimmer verschwunden. In letzter Zeit ist es wirklich extrem“, sagte sie, während sie sich hinlegte und ihr Kopfkissen zurecht schob.
    Die Info gab mir einen Stich. Ich hatte im Arbeitszimmer gar kein Licht gesehen. Gregor und Jerome kannten sich. Ich wusste nicht, warum mir das keine Ruhe ließ, obwohl völlig klar war, dass Jerome mich beobachtet hatte, als meine Fähigkeiten erwachten. Und nichts lag dem näher, als bei meinem Vater offiziell als Coach aufzutreten. Schließlich war das sein Job. Unternehmensführer trafen sich oft am Wochenende mit ihrem Coach, weil unter der Woche keine Zeit dafür blieb. Das wusste ich schon lange, auch wenn ich inzwischen nicht mehr sicher war, ob es wirklich immer Coachs gewesen waren, mit denen sich mein Vater Samstagabend verabredet hatte. Nein, Jerome konnte Gregor nicht eingeweiht haben. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Ich würde weiter abwarten müssen, was geschah. Zur Not konnte ich auf die geballte Kraft meiner Fähigkeiten zurückgreifen, von deren Umfang niemand was ahnte. Ich kroch zu Delia ins Bett. Delia löschte das Licht und nahm meine Hand.
    „Du musst dich jetzt erst mal richtig ausschlafen“, sagte sie fürsorglich.
    Dann zog sie sich die Maske über ihre Augen.
    Ich versuchte zu schlafen, aber es war unmöglich. Ich war zu unruhig. Ich hatte Angst. Ich musste auf der Hut sein, auch mit Delia neben mir. Warum waren sie vor den Fenstern von Luisa und Tim auf- und abmarschiert und hier tauchte kein einziger Schatten auf? Ich sah auf die Uhr. Es war halbsechs in der Frühe. In der magischen Akademie aßen sie jetzt Abendbrot im Café. Unvorstellbar, dass sich die Akademie ganz in der Nähe befand. Ich lauschte in die Nacht. Alles wirkte ruhig.
    Trotzdem. Dass Gregor nicht wieder schlafen gegangen war, ließ mir keine Ruhe. Ich brauchte einen Vorwand, um ihn in seinem Arbeitszimmer aufzusuchen.
    ***
    Ich lauschte auf Delias Atemzüge. Sie wurden regelmäßiger. Vorsichtig entzog ich ihr meine Hand, die sie immer noch festhielt. Delia ließ es geschehen und rührte sich nicht. Ich blieb noch einige Minuten liegen. Dann schlug ich vorsichtig die Decke zurück und schlich mich nach unten. Eine Stufe knarrte. Ich versuchte

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