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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe
Autoren: Daphne Unruh
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auf dem Sofa.
    Dann ging ich zurück zum Laptop und tippte:
     
    Kira: hör jetzt endlich auf mit der geheimniskrämerei, ich halte es nicht mehr aus, du machst mir angst! ich schalte sonst meinen account ab
    Atropa: wir MÜSSEN uns sehen!
     
    WOW. Für einen Moment war ich total perplex. Atropa erzählte nie etwas von sich, wich immer aus, schickte nicht mal ein Foto. Und jetzt wollte sie mich treffen??? Außerdem hatte sie am Anfang erwähnt, dass sie in Kapstadt lebte, so dass das Thema Treffen sowieso vom Tisch war.
     
    Kira: bist du etwa in berlin???
    Atropa: kennst du den alten bunker im humboldthain?
    Kira: den am bahnhof gesundbrunnen?
    Atropa: genau. in der nähe vom parkeingang ist eine eisentür. mit etwas kraft kriegst du die auf. nimm eine taschenlampe mit und geh so tief hinein, wie es nur geht. du musst dich dort nicht fürchten. es ist ein paar meter stockfinster, aber dann kommt eine biegung und eine leiter nach unten, da wird es heller, dann noch ein paar meter und du kommst in eine höhle mit einem see und ein wärterhäuschen
    Kira: ja, aber … können wir uns nicht woanders
    Atropa: NEIN. komm morgen dorthin, hörst du? und sag niemandem was davon. das ist sehr wichtig
    Kira: ich muss zum arzt
    Atropa: zu wackelkopf-pötsch?
    Kira: nein, zu einem internisten im krankenhaus
    Atropa: in lichtenberg
     
    Verdammt noch mal, woher konnte Atropa das denn wissen??
     
    Atropa: geh da auf keinen fall hin!
    Kira: nur, wenn du mir endlich sagst, was los ist!
    Atropa: morgen! ich sag dir alles morgen. du MUSST kommen, hörst du. ALLEIN
    Kira: ich weiß nicht
    Atropa: du musst mir vertrauen. Es ist deine einzige chance
     
    Und dann war Atropa wie so oft schlagartig „off“. Meine Hände zitterten. In meinem Kopf machte sich eine fürchterliche Leere breit, während sich meine Gedanken gleichzeitig überschlugen. Was hatte das alles zu bedeuten? Einzig, dass sie es nicht für nötig hielt, mich bei einem Arzt vorzustellen, beruhigte mich. Dafür war alles Andere umso unheimlicher. Ich sollte eine wildfremde Person, die darauf bestand, dass ich allein kam und niemandem davon erzählte, in der tief abgelegenen Kanalisation von Berlin treffen? Das tat man doch nur, wenn man lebensmüde war. Gleichzeitig konnte ich mir nicht vorstellen, dass Atropa etwas Übles mit mir vorhatte. Wir kannten uns doch so gut. Ich vertraute ihr alles an. Ja, ich vertraute ihr… Obwohl ich sie doch gar nicht kannte! Dann hörte ich Delia die Treppe hinaufkommen. Ich tat so, als ob ich bereits schlief. Eine Diskussion wegen dem Tiramisu konnte ich jetzt wirklich nicht auch noch gebrauchen. Delia stand einen Moment ratlos in meinem Zimmer. Dann machte sie das Licht aus und ging. Ich wartete eine Minute und knipste das Licht wieder an.
    ***
    Am nächsten Morgen wachte ich von einem stetigen Plätschern auf. So klang es, wenn Delia die Buchsbäume auf der Terrasse mit dem Gartenschlauch goss und der Strahl auf die großen, weißen Kiesel traf. Aber das konnte man nur hören, wenn man direkt daneben stand, und nicht von hier oben. Ich setzte mich im Bett auf und lauschte. Stille. Ich reckte mich und schlug die Bettdecke zur seite. Wahrscheinlich hatte ich irgendwas in der Richtung geträumt, auch wenn ich mich an nichts mehr erinnerte.
    Es war noch ungewöhnlich früh. Eine innere Daueranspannung aus Angst hatte mich die ganze Nacht nur kurz unter der Oberfläche des Wachseins gehalten. Meine Gedanken waren zwischen Sorge und Wut hin- und her geirrt. So konnte Atropa nicht mit mir umspringen, das war verantwortungslos. Ich musste noch mal mit ihr reden. Sofort. Ich schnappte mir meinen Laptop, fuhr es hoch … und wurde böse überrascht. Atropa war nicht nur nicht „on“. Sie hatte ihren Account gelöscht! Das konnte doch nicht sein! Ich gab mehrmals ihren Namen ein, aber es kam immer wieder die Meldung, dass dieser Benutzer nicht existiert. Was hatte das zu bedeuten? Entweder, sie war nach der gestrigen Nummer einfach abgetaucht oder sie wollte mit allen Mitteln erzwingen, dass ich zum Bunker kam. Das erstere sah ihr nicht ähnlich, aber das zweite auch nicht wirklich. Es war so radikal, so künstlich dramatisch, schließlich befanden wir uns doch nicht in einem Film. Das Schlimmste war, dass ich nicht wusste, wovor ich mehr Angst hatte: davor, den Treffpunkt aufzusuchen oder davor, ihn nicht aufzusuchen. Zu allem Überfluss hatte ich eine Antwort von Luisa in meinem Postfach. Sie schien mich beim Wort genommen zu haben und
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