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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe
Autoren: Daphne Unruh
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studieren. Mit den Methoden vergrault man auch den letzten Patienten … Du wirst verhungern, nachdem sie dich alle verklagt haben!“ Plötzlich spürte ich, wie eine viel zu große Welle von Emotionen von innen heranrollte. Mir war einfach alles zu viel. Luisa machte ein tief erschrockenes Gesicht, als sie sah, wie mir Tränen die Wange hinunterliefen.
    „Oh Mann, Kira, ich wollte doch nicht … !“
    Ich schüttelte den Kopf und presste ein paar Worte vor.
    „Nein, es ist nicht wegen deinem Scherz, auch wenn der äußerst blöde war … ich, mir ist einfach gerade alles zu viel ... !“
    Es klingelte wieder zur Stunde. Die Flure leerten sich, aber wir blieben sitzen und ich erzählte Luisa von Atropa, den Schatten, dass ich zu irgendeinem unterirdischen See in einem Bunker kommen sollte und was mir das alles langsam für eine riesen Angst einjagte.
    „… und ich mach dir noch zusätzlich Stress … Das tut mir so leid.“ Luisa sank reumütig in sich zusammen. Dann sagte sie:
    „Du gehst nicht zu dieser Atropa. Das ist alles Blödsinn. Einfach nur den klaren Verstand benutzt, würd ich sagen, du hast einen Virus und das muss untersucht werden. Wenn der Körper außer der Bahn ist, auch wenn du zwischendurch fieberfreie Phasen hast, dann entwickelt man solche Ängste und sieht überall Gespenster … Ist vom Prozess her nicht ungewöhnlich, eine normale Reaktion des Körpers … Auch wenn sich deine Episoden noch so authentisch für dich anfühlen, unterm Strich hat dich bisher niemand greifbar bedroht oder geschädigt, stimmt‘s?!“
    Ich nickte. Das war wahr.
    „Na, also, es passiert nur in deiner Fantasie. Und diese Atropa wird schon wieder ausbocken, wenn sie merkt, dass du auf ihr „Rollenspiel“ nicht eingehst. Überleg mal, so wie du’s geschildert hast, war sie mit ihrer Geheimniskrämerei die ganze Zeit schon so drauf, als würdet ihr euch in einer Fantasy-Welt befinden. Und jetzt kam das eben mal so richtig raus.“
    Ich nickte wieder. Rollenspiel. Das passte. Wies aussah, spielte Atropa irgendein Rollenspiel und versuchte mich zu involvieren. Aus Luisas Sicht schien alles so klar und logisch. Warum hatte ich mich die ganze Zeit nur so verrückt gemacht?!
     „Ich würde auf jeden Fall zum Arzt gehen heute Nachmittag. Die sollen das genauer untersuchen und dann wird sich schon die Ursache finden.“
    Luisa hatte so recht. Trotzdem nahm mir das nicht alle Ängste. Vielleicht dachte Luisa sogar ähnliches? Ich musste sie fragen.
    „Meinst du, ich könnte verrückt werden?“,
    „Kira … natürlich nicht!“ Sie nahm meine Hand und schaute mir tief in die Augen.
    „Rede dir sowas nicht ein … Dafür wirkst du viel zu geerdet, viel zu aufgeräumt, schon immer … oder, naja, zumindest bis du Tim getroffen hast … !“ Luisa schmunzelte. Ich machte „Pff.“
     „Aber Fieber sollte man davon eigentlich nicht gleich bekommen …“ Ich musste lachen. Nein, weiß Gott nicht.
    „Bleib einfach cool. Wenn du wieder gesund bist, dann wird dein Verhalten gegenüber Tim wieder auf ein normales Maß kommen.“
    „Ich hoffe mal …“ Mir ging es bedeutend besser. Der ganze Blödsinn der letzten Tage schien von mir abzufallen. Dann wechselte Luisas Gesichtsausdruck von verständnisvoller Psychologin auf Anthropologin, die etwas entdeckt hat:
    „Sag mal … was ich mich die ganze Zeit schon frage … hast du dir eigentlich Extensions machen lassen?“
    Ich schnaubte. Was sollte das nun wieder heißen? „Quatsch. Wie kommst du da drauf?!“
    „Aber Shampoo mit eingebauter Tönung bestimmt.“ Sie sah mich misstrauisch an.
    Ich tippte mir an die Stirn, als sei sie übergeschnappt.
    „Aber Make-up …!“, Luisa ließ nicht locker.
    „Nun hör endlich auf!“
    „Na, guck dich doch mal an…!“
    „Wieso, was soll denn sein?! Ich hab höchstens etwas zugenommen von meiner Fressattacke.“
    „Nein, das meine ich nicht.“ Luisa zerrte mich vom Sessel hoch
    „Komm mit.“
    Das Licht im Schulklo war schonungslos. Wenn man es schaffte, in einem solchen Licht gut auszusehen, würde man auch überall sonst eine Erscheinung sein. Ich schaute zum zweiten Mal an diesem Tag in einen Spiegel und Luisa hatte Recht. Meine Haare glänzten auch ohne Morgensonne. Und das Licht machte mich nicht zur Halbleiche. Es konnte gegen meine gesunde Hautfarbe nichts ausrichten. Luisa sah dagegen blass aus, obwohl sie von Natur aus ein dunkler Hauttyp war. Erstaunlich. Das Ganze musste sich von heute früh bis jetzt noch
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