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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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ziemlich verstärkt haben.
    „Voll krass, ich schwöre dir, ich hab nichts dergleichen gemacht. Das ist von alleine gekommen.“
    Luisa sah mich an und ich spürte, dass sie mir glaubte. Aber ich sah auch wieder eine Spur von Sorge in ihrem Gesicht und merkte, wie mich neue Angst beschleichen wollte.
    „Das ist jetzt doch komisch, oder?!“, fragte ich vorsichtig.
    „Naja, zum Arzt musst du. Aber solche positiven körperlichen Veränderungen können nichts Schlimmes bedeuten. Vielleicht solltest du einfach öfter Fleisch essen!“
    Luisa fing an, ihre Haare vor dem Spiegel zu richten. „…und vielleicht sollte ich mich ein bisschen anstecken bei dir, was meinst du?!“
    Es war befreiend, mit Luisa vor dem Spiegel zu lachen. Dass ich begann, gut auszusehen, war doch eine wunderbare Entwicklung. Wenn man irre wurde, fing man dagegen eher an, verrückt auszusehen. Das konnte es also nicht sein. Mein Entwicklungssprung kam vielleicht nur etwas plötzlich.
    ***
    Zu Hause war niemand. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel mit Delias Schulmädchenhandschrift: Bin bei der Kosmetikerin . Die Fensterscheibe, die ich mit Tiramisu beworfen hatte, war wieder blitzsauber. Ich stieg hinauf in mein Zimmer. Die Sonne strahlte durch die Fenster und tauchte alles in gemütliches warmes Licht. Eine friedliche und normale Atmosphäre. Ich warf meine Schultasche auf das Bett und packte meine Kreditkarte, meinen Schlüssel, Handy und das Buch, was ich gerade las, in eine kleinere Tasche, um mich auf dem Weg ins Krankenhaus zu machen. Dann konnte ich nicht umhin, noch einmal in den Spiegel zu sehen. Zuerst nahm ich jedoch den Bademantel vom Türhaken und warf ihn in die Ecke.
    Wirklich erstaunlich, jetzt hatte ich fast so schöne Haare wie Luisa. Eine Art Euphorie ergriff mich. Ich hatte auf einmal Lust, mir eins meiner Kleider anzuziehen. Als wenn ich nicht krank sein konnte, wenn ich mit einem fröhlichen Outfit im Krankenhaus aufkreuzte. Ich holte mein rotgrünes Kleid aus der Truhe. Es passte perfekt und es sah jetzt auch ohne Hose darunter richtig gut aus, weil meine Beine nicht mehr zu dünn waren. Also ließ ich die Hose weg und band mir mein rotes Tuch mit kleinen weißen Punkten ins Haar. Ich fühlte mich stark und selbstbewusst wie lange nicht. Die Welt würde noch sehen, was in mir steckte. Was immer das sein sollte.
    Überschwänglich ließ ich den Fahrstuhl links liegen und sprang die Treppen hinunter. Draußen erwartete mich ein wunderschöner warmer Spätsommertag. Es kam mir absurd vor, ins Krankenhaus zu fahren. Ich beschloss, einfach noch einen kleinen Umweg zu machen und mir bei Jonnys Kartoffeleckenstand am Mauerpark eine extragroße Portion zu genehmigen. Schließlich hatte ich mich seit Schulanfang nicht bei Jonny blicken lassen. Bestimmt wunderte er sich schon. Ich spazierte durch die belebten Straßen, am Kollwitzplatz und der Kulturbrauerei vorbei, über die Schönhauser in die Oderberger, die direkt auf den Mauerpark zuführte. Ich sog die schon leicht frische, aber dennoch warme Luft in tiefen Zügen ein und fühlte die Atmosphäre von Kreativität, die die Leute, die hier wohnten oder arbeiteten, erzeugten.
    Kurz vor der Bernauer Straße zog ein auf einen Elektrokasten geklebtes Plakat meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war nur ein Schwarz-weiß-Ausdruck, der zu einem Infoabend über die neue Reinigungsanlage des Berliner Wassers aufrief. Als Veranstaltungsort war die Redaktion einer kleinen unabhängigen Zeitung im Wedding an der Grenze zum Prenzlauer Berg angegeben.
     
    BerlinerAgent
    Adalbertstraße 4
    Redaktion: Beate Peters, Tim Hoffmann
     
    TIM. Da war er wieder. Bestimmt hatte ich eine halbe Stunde lang nicht an ihn gedacht. Und jetzt wurde ich auf diese Weise an ihn erinnert. In meine heitere Stimmung mischten sich wieder die Probleme, die es nun mal gab. Das ging also noch viel weiter. Ich war gerade nicht gut zu sprechen auf Gregor, aber deshalb hatte Tim noch lange keine schlechte Stimmung gegen ihn zu machen. Ich musste mir umgehend dieses Schmierblatt besorgen. Und ich musste mit ihm reden. Warum war er nicht in der Schule gewesen? Das konnte sich doch keiner erlauben im Abschlussjahr. Und dann kam mir siedend heiß ein neuer Gedanken: Hatte ich ihn etwa angesteckt?
    Ich lief über die Bernauer Straße, bog in den Park ein und überquerte die Wiese. Jonnys Bude stand am Ende des Flohmarktes, der am Wochenende mit unzähligen Ständen – an denen es von Ramsch, über Möbel bis zu wahren

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