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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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ruiniert?!“
    Ich sah ihn fragend an. Ich kapierte kein bisschen, was er damit sagen wollte. Er hob die Schultern und fummelte eine Spritze aus ihrer sterilen Verpackung.
    „Frau Wende, Sie können mir nichts vormachen. Es steht Ihnen buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Und was Sie da an Drogen nehmen, ist wahrscheinlich auch noch irgendein verunreinigtes Zeug. Gerade scheinen Sie ja nicht „stoned“ zu sein. Trotzdem zieht sich die Iris um Ihre Pupillen bei Licht nicht zusammen. Und das ist alarmierend.“
    „Drogen??“ Ich fiel aus allen Wolken. Mit dieser Diagnose hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet.
    „Ich nehm keine Drogen!!“, protestierte ich. Er seufzte wieder, bedeutete mir, meinen Ärmel hochzukrempeln und band mir meinen Arm ab.
    „Leugnen hilft nichts. Mit dem Bluttest haben wir’s dann schwarz auf weiß. Und da Sie nicht achtzehn sind, muss ich auch Ihre Eltern darüber informieren.“
    Gerade wollte er mir die Kanüle ansetzen, aber ich sprang wütend auf, so dass er sie mir beinahe an eine andere Stelle gerammt hätte.
    „So ein Blödsinn! Ich nehm keine Drogen. Noch NIEE!!“
    Ich brachte ihn kurz aus der Ruhe, er zischte irgendwas wie „verdammter Mist“, aber er fing sich schnell wieder.
    „Gut, Frau Wende. Würden Sie bitte wieder Platz nehmen. Wir machen ein Blutbild und einige Tests.“
    Ich stand noch immer da wie ein Tier in Angriffsposition.
    „Wenn es keine Drogen sind, haben sie schließlich nichts zu befürchten.“ Er sah mich ganz ruhig an. Okay. Damit hatte er eigentlich recht. Ich begab mich wieder auf meinen Platz, um ihm zu zeigen, dass ich tatsächlich nichts zu befürchten hatte.
    Er zog mir drei Kanülen Blut ab, fragte mich noch nach meinen Symptomen und bestellte mich in drei Tagen wieder für die Auswertung der Befunde und einer eventuellen Computertomographie des Gehirns. Ich sollte in die Röhre, falls die Werte irgendwelche psychischen Ursachen ergaben beziehungsweise alle weiteren Untersuchungen würde das Blutbild entscheiden. Na toll. So geriet man in die Mühlen der Medizin. Unweigerlich musste ich an Atropa denken. Vielleicht hatte sie genau das mit ihrem Ratschlag gemeint, eben nicht zum Arzt zu gehen. Trotzdem war ich erleichtert, den Arztbesuch hinter mich gebracht zu haben. Ich wusste, dass ich keine Drogen nahm und fühlte mich ansonsten wieder recht normal. Also, was sollte schon sein?! Wegen des Befunds machte ich mir jedenfalls keine Sorgen.
     
    Auf dem Nachhauseweg kaufte ich einen Topf leuchtend gelber Herbstastern. Ich wollte, dass mein Leben wieder in gewohnte Bahnen kam. Ich wusste noch nicht, wie ich mit meinem Vater umgehen sollte, konnte mir nicht vorstellen, ihm in die Augen zu sehen. Andererseits, ich würde irgendwie darüber hinwegkommen, seinen Charakter als unabänderliche Tatsache abhaken. Bald war die Schule zu Ende und ich würde mein eigenes Leben beginnen. Trotzdem sollte bis dahin Frieden zu Hause herrschen. Ich würde ihm so lange aus dem Weg gehen, wann immer es ging und mich ansonsten neutral verhalten.
     
    Als ich zu Hause ankam, fand ich Delia und Rosa, unsere Haushaltshilfe, in meinem Zimmer. Rosa kippte gerade das Wischwasser in die Toilette. Alles war wieder blitzsauber, als wäre nie etwas geschehen, nur das jetzt kein Spiegel mehr über dem Waschbecken hing. Delia saß auf meinem Bett und zupfte an der Decke. Ich setzte mich neben sie und legte meinen Arm um ihre Schulter.
    „Kannst du mir das verzeihen ...?“ Sie drehte sich zu mir und ich staunte einmal mehr über ihre Hilflosigkeit. Sie hatte mir einfach nichts entgegenzusetzen. Sie hatte noch nie wirklich mit mir geschimpft. Einmal mehr kam es mir so vor, als stellte sie ihr eigenes Kind vor zu große Herausforderungen. Als wäre ich ein befremdliches Wesen, das ihr unheimlich war, so dass sie sich besonders vor Konflikten und Konfrontationen fürchtete. Einmal mehr fragte ich mich, warum hatte sie mich überhaupt bekommen? Ein Kind passte einfach nicht zu ihr.
     „Aber was war denn nur los?“, fragte sie mich mit dünner piepsiger Stimme. Ich hatte mir bereits eine Ausrede zurechtgelegt, eine, die Delia verstehen würde.
    „Ach, weißt du … es ging um diesen Tim. Luisa ist in ihn verknallt, obwohl er so ein Idiot ist. Und dann habe ich ihr das vom Pressempfang erzählt und so. Aber sie hat ihn verteidigt. Weißt du, sie war einfach nicht mehr auf meiner Seite. Dabei hatten wir uns geschworen, uns nie wegen einem Kerl auseinander bringen zu

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