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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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eigentlich war. Der Tag hatte mir einiges abverlangt. Wir plauderten noch ein bisschen über Tim. Ich machte keinen Hehl mehr draus, dass ich total verknallt in ihn war und ich hatte Schiss, ihm wieder zu begegnen. Aber Luisa sah das ganz gelassen. Sie war sich absolut sicher, dass ihm diese Zeitungsbeauty nichts bedeutete, aber ich würde das schon sehen an seinem weiteren Umgang mit mir. Außerdem sei ich mit meinem Kleid und dem Kopftuch schließlich auch eine „Beauty“ und müsste aufhören, mich immer so abzuwerten. Ich winkte ab, doch Luisa beharrte darauf und fand, ich sollte einfach weiterhin auf sie hören, dann würde sich alles fügen. Das meinte sie natürlich ironisch. Sie hatte nichts überhebliches, kein bisschen, aber sie machte sich auch nie so runter, wie ich es bisweilen tat.
    Außerdem hielt sie Tim auf keinen Fall für so einen „Platteimer“, der mich mit in sein Büro nahm, nur um mir vorzuführen, mit was für einer potenziellen Männertrophäe er zu knutschen pflegte. Das passte doch alles gar nicht zusammen. Und auch das Argument, er wäre nur an mir interessiert, weil ich die Tochter von Gregor Wende war, machte hinten und vorne keinen Sinn. Er hatte mich nicht auf der Pressekonferenz gesehen und hatte das erst erfahren, nachdem er mich auf einen Besuch in seine Redaktion eingeladen hatte. Das stimmte alles, war nur allzu wahr.
    Ich lag noch eine Weile wach, während Luisa neben mir begann, leise zu schnarchen. Alles war so still und ruhig, ihre Eltern längst im Bett. Sie hatten nur noch kurz den Kopf hereingesteckt, sich nach meinem Befinden erkundigt und waren dann schlafen gegangen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich am Ende des Tages noch einmal so geborgen fühlen würde. Dann schlief auch ich ein.
    ***
    Den ganzen Tag hielt ich nach Tim Ausschau, in der Hoffnung, ihm nicht zu begegnen. Wir hatten heute keine Kurse zusammen. Die letzte Stunde verging. Ich packte meine Sachen zusammen und beeilte mich, aus der Schule zu kommen. Die Zeit würde das Desaster von Gestern ein bisschen abschwächen. Außerdem wollte ich schnell den blöden Arzttermin hinter mich bringen. Ich bog eilig um die Ecke zum Treppenhaus … und rannte Tim fast um.
    „Kira ... hey … da bist du ja!“
    Ich drückte mich an die Wand, weil ich ihn beinahe berührt hätte. Er lehnte sich mir gegenüber an das Treppengeländer und strahlte mir aufrichtig erfreut ins Gesicht. Die Punkte in seinen Augen glitzerten. Ich suchte nach Worten, um mich für gestern zu entschuldigen. Ich hatte mir einige Ausreden für diesen Moment zurechtgelegt, aber plötzlich war es in meinem Kopf dicht bewölkt.
    „Das mit gestern tut mir leid, ehrlich. Ich hätte dich nicht gleich in Zusammenhang mit deinem Vater bringen sollen, das war dumm von mir.“
    Tim entschuldigte sich BEI MIR? Ich war völlig perplex, starrte ihn an und konnte immer noch nichts sagen. Tim fuhr fort:
    „… Siehst du, du lagst mit deiner Standpauke an mich voll richtig … und ich hab trotzdem den Fehler gemacht, dich mit deinem Vater „kurzzuschließen“… im Nachhinein sozusagen, was ja eigentlich noch viel schlimmer ist …“
    Er machte ein reumütiges Gesicht und seine Stimme hatte einen ironischen Unterton, aber ich merkte, Oh Mann, er meinte das wirklich ernst! Es war ihm wichtig, irgendwie korrekt mit mir umzugehen. Vielleicht wollte er sich tatsächlich mit mir befreunden, warum auch immer. Trotzdem half das nicht gegen Beauty-Beate. Auch wenn Luisa überzeugt davon war, dass er mit der nicht zusammen war, ich musste es erst herausbekommen. Nur wie sollte ich ihm verständlich machen, was mein eigentliches Problem war?! Dafür müsste ich mein Innerstes nach außen kehren und das kam absolut nicht in Frage.
    „Schon okay … Ich muss zum Arzt“ brachte ich heraus, löste mich von der Wand und straffte mich ein wenig. Tim wirkte erleichtert und wollte irgendwas erwidern. Aber ich ließ ihn stehen und eilte die Treppe hinunter.
     
    Dr. Neuhaus war ein Mann von beeindruckender Größe und Breite. Ich betrat sein Behandlungszimmer und wurde von seinem Blick durchbohrt, als hätten seine Augen die Fähigkeit zu röntgen.
    „Setzen Sie sich, Frau Wende.“ Er wies auf einen Stuhl, zog eine Lupe mit Beleuchtung aus der Tasche und besah sich meine Augen. Dann seufzte er und schaute mich noch einmal durchdringend an, als erwarte er von mir irgendein Statement.
    „Kinder, Kinder. Warum ist euch nicht klar, dass ihr damit euer Leben

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