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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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den Kaffee“, sagte Tim und holte unsere zwei Tassen.
    Wir setzten uns auf sein Bett, lehnten uns mit einigen Kissen im Rücken an die Wand und er legte uns eine Wolldecke über die angewinkelten Knie. Von hier konnte man wunderbar beobachten, wie der Hai seine Bahnen im Aquarium zog.
    „Was soll ich jetzt tun?“, fragte ich.
    „Dich erst mal ausruhen, dir einen Plan zurechtlegen.“
    „Es war Notwehr. Er ist handgreiflich gegenüber Luisa geworden.“
    „Das kann ich bestätigen.“
    „Er ist dumm aufgekommen.“
    „Das passiert. Allerdings, ein Mädchen kann so einen Mann eigentlich nicht auf die Weise umhauen.“
    „Er ist gestolpert.“
    „Hoffen wir, dass er sich auch so erinnert. Bestimmt kommt einer vom Jugendamt vorbei. Dann gibt es eine Befragung. Am besten, du gehst mit einem Blumenstrauß zu Falke ins Krankenhaus. Wie viel Stress du bekommst, hängt allein von ihm ab. Er kann dich verklagen beziehungsweise deine Eltern anzeigen, irgend sowas.“
    „Ach, er glaubt doch selbst nicht, dass ich das war.“
    „Darauf kann man hoffen.“
    Ich spürte Tims Wärme neben mir. Ich konnte mich kaum konzentrieren, weil ich ihn am liebsten wieder geküsst hätte. Ich hatte Herzklopfen, aber das kam nicht nur vom Kaffee. Ich streifte die Decke ein wenig ab. Mir war unendlich warm.
    „… aber das ist alles nicht das Problem!“, schob er hinterher. Hatte ich etwas verpasst? Ich sah ihn fragend an.
    „Weißt du denn, was mit dir los ist? Ich mein, du hast Falke, der nicht gerade ein Leichtgewicht ist, zwei Meter weit gestemmt. Du hast beim Laufen den Weltrekord gebrochen. Und als ich dich kennenlernte, sah ich in blassblaue Augen eines sehr zarten Mädchens. Inzwischen sind deine Augen tiefgrün und haben ein verwirrendes Leuchten, während dein Körper …“ Tim seufzte und sprach nicht weiter. Er wickelte eine meiner Locken, die sich seit neuestem bildeten, um seinen Finger und sah mich auf eine Weise an, dass ich ihn einfach an mich ziehen und küssen musste.
    „Ich weiß es nicht … Es gibt so vieles, was ich nicht kapiere. Seltsame Dinge und Dinge, die mir Angst machen.“
    „Du brauchst keine Angst haben. Vermutlich machst du Erfahrungen, von denen ich seit langem träume“, antwortete Tim und strich mit seinen Fingern ganz sanft an meinem Hals entlang, über mein Schlüsselbein bis zu meiner Schulter und dann zog er mich an sich und küsste mich in einer Art zurück, die sehr leidenschaftlich war. Es war mein erster echter Kuss, meine erste Sehnsucht nach einem Jungen, die sich erfüllte. Ich hatte mich immer davor gefürchtet, dass ich „es“ nicht konnte, mich dumm anstellte oder was falsch machte. Aber nun ging alles wie von selbst. Er zog mir mein T-Shirt über den Kopf und ich ihm seins. Er betrachtete meine Brüste, während ich froh war, seit ein paar Tagen überhaupt welche zu haben. Ich war sogar ein bisschen stolz darauf, weil ich fand, dass sie schön aussahen. Tim streichelte mich überall. Es war so intensiv und aufregend. Ich hatte Angst, dass wir es zu weit treiben würden. Gleichzeitig sollte er nie mehr aufhören. Die aufsteigende Hitze vernebelte mir den Verstand. Ich schnappte nach Luft …
    Plötzlich wurde mir so heiß, als befänden wir uns in einem brennenden Haus. Durfte es wirklich so intensiv sein? Ich versuchte, die über mich hereinbrechenden Empfindungen mit dem abzugleichen, was ich in Filmen gesehen oder Büchern gelesen hatte. Ich merkte, wie mir ein bisschen übel wurde.
    Auf einmal zuckte Tim zurück und hielt sich seine Oberlippe. Ich entdeckte eine Brandblase an seinem Mund, als hätte er eine heiße Herdplatte liebkost. Doch ehe wir realisieren konnten, was geschah, stand plötzlich das ganze Bett in Flammen. Es war, als hätte jemand Benzin darüber geschüttet und einen Streichholz drangehalten. Wir sprangen schreiend auf den Fußboden. Die Flammen griffen bereits nach der Wand. Mit den Händen versuchte Tim, Wasser aus dem Aquarium auf die Flammen zu schütten. Ohne nachzudenken drängte ich ihn zur Seite, packte das gesamte Becken, stemmte es in die Höhe und warf es kopfüber auf das Inferno. Wie eine Flut ergoss sich das Wasser über das Bett und löschte die Flammen. Tim stand pures Entsetzen im Gesicht geschrieben.
     
    „Bist du denn WAHNSINNIG?“, brüllte er mich an und stürzte sich auf den kleinen Hai, der mitten auf der völlig durchnässten Decke zappelte. Eine Flosse war unter dem leeren Glasbecken eingeklemmt. Tim befreite ihn und rannte

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