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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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ins Badezimmer. Dabei stieß er einige Schmerzensschreie aus. Wahrscheinlich konnte das Tier trotz seiner Größe ganz gut zuschnappen. Zwischendrin hörte ich furchtbare Flüche:
    „So ein Irrsinn! Ich FASSE es nicht! ... TEUFEL noch mal! … AU! ... Mistvieh … Ich will dich doch nur RETTEN!“
    Ich stand unter Schock. Ich zitterte und fror und starrte auf das Chaos, das ich angerichtet hatte. Aber das Schlimmste war, Tim so wütend zu erleben. Bisher hatte er auf alles immer reif und besonnen reagiert, aber jetzt war er außer sich. Und das war mehr als nachzuvollziehen. Seine Worte fühlten sich an wie ein Steinschlag, aber er hatte mit allem so recht. Ich war wahnsinnig und vom Teufel besessen. Eine bessere Erklärung gab es nicht. Ich schnappte mein leicht angekokeltes, mit Wasserpflanzen bestücktes T-Shirt, was Tim mir geliehen hatte, zog es mir über und stürmte, so wie ich war, aus der Wohnung.
    ***
    Es war schon dunkel. Ich machte mir nicht die Mühe, das Licht im Treppenhaus anzuknipsen. Ich sah auch so genug, wahrscheinlich ein weiteres Indiz meiner Verwandlung in einen Teufel. Ich rannte die Treppen hinunter, spürte Sand und kleine Steine unter meinen Fußsohlen. Ich sah sicher schlimm aus, nass, mit viel zu großen Sachen, die überall Brandstellen hatten. Wo sollte ich hin? Nach Hause? Früher oder später ließ sich das nicht vermeiden. Aber vielleicht besser erst mal zu Luisa …
    … und da waren sie wieder, auf halber Treppe zum Hausflur und versperrten mir den Weg. Diesmal sah ich sie ganz deutlich. Zwei Schatten, die an ihren Rändern ausfransten. Sie verströmten einen intensiven rauchigen Geruch und schienen sich auf mich zuzubewegen. Wenn ich nichts unternahm, würden sie mich gleich einhüllen. Konnte das noch Einbildung sein? Ich wich zurück. Aber ich wollte nicht wieder zu Tim. Das war undenkbar. Der Geruch nahm mir den Atem. Die Schatten schienen aus dichtem Rauch zu bestehen. Plötzlich wurde alles furchtbar real. Eins der Rauchwesen versuchte, mich am Arm zu packen. Die Schatten nahmen unverkennbar Konturen von Menschen an. Sie wurden tief schwarz und undurchsichtig, doch wo ihre Gesichter sein müssten, nahm der Rauch nur plastische Formen von Augen, Nase und Mund an, so dass es aussah, als schnitten sie entsetzliche Grimassen. Ich wollte schreien, aber der Qualm ließ nur ein ersticktes Röcheln zu. Ich schlug um mich. Es gelang mir, mich dem Griff zu entziehen, weil die Hand wie Rauch zerstob, während ich sie entschlossen abwischte. Ich registrierte, wie sie sich immer mehr materialisierten und darum rangen, zu festem Stoff zu werden. Es gab nur eine Chance für mich: ich musste es wagen, mich durch sie hindurch zu stürzen, bevor sie so weit waren. Sie würden überrascht sein und ich Zeit gewinnen, um die Tür des Hausflures zu erreichen. Auf der Straße wäre ich sicher. Dort gab es Straßenlaternen und Menschen. Ich warf mich hinein in den ekligen Rauch, der zuerst auseinanderstob und dann versuchte, mich vollständig einzuhüllen. Für einen Moment schien ich zwischen beiden Rauchwesen festzustecken. „Komm mit. Es ist zu deinem Besten, du musst uns vertrauen“, vernahm ich auf einmal eine tiefe, melodische Stimme dicht neben meinem Ohr. Oh Gott, sie konnten sprechen, mit menschenähnlichen Stimmen. Geschmeidige Arme schienen sich um mich zu legen. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass sich die Umarmung gar nicht unangenehm anfühlte, sogar eine gewisse Verlockung darin lag. Aber ich hatte Atropas Worte im Ohr: die Schatten waren eine der beiden Möglichkeiten, mein Leben zu zerstören. Es gelang mir, mich loszureißen und die letzten vier Stufen mit einem beherzten Sprung hinter mich zu bringen. Ich spürte, wie sie mir folgten. Eine stahlharte Hand griff nach meiner Schulter und wirbelte mich herum. Der Qualm sah jetzt fast aus wie ein menschliches Gesicht. Ich stieß einen spitzen Schrei aus. Die große schwere Tür der Toreinfahrt war nur noch Zentimeter von mir entfernt, aber ich hatte es nicht geschafft. Ich machte zwei Schritte rückwärts. Das Qualmgesicht versuchte ein überlegenes Lächeln und kam näher, als wollte es mich einatmen. Plötzlich öffnete sich die Tür hinter mir mit einem Ruck und traf mich schmerzhaft an der Schulter. Ein Mädchen von vielleicht zwölf Jahren stemmte ein Fahrrad dagegen und versuchte, in den Hausflur zu gelangen.
    „Oh“, sagte es, „Entschuldigung“! Sie mühte sich weiter mit dem Rad ab. Ich hielt ihr die Tür auf,

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