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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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schienen sie verabredet zu haben, mich nicht wieder loszuschließen.
    „Ich hab Hunger“, erklärte ich.
     „Setz dich erst mal“, sagte Delia und schob mir mit zitternder Hand einen Stuhl hin. Das hier ist Herr Dr. Schadewald, ehemaliger Leiter der psychiatrischen Klinik in Lichtenberg. Er hat dich schon einmal behandelt, als du drei Jahre alt warst.“
    Oh Mannn, der Typ war längst in Rente. Warum hatte Delia ihn angeschleppt? Warum musste sie überhaupt immer so privilegiert tun und alle Ärzte nach Hause holen?!
    „Ihr versteht nicht … Ich muss hier weg … Ich muss herausfinden, was los ist … Sie dürfen mich nicht kriegen, aber ich darf auch nicht in eine Anstalt … Mama, bitte ... Bitte, sag, dass sie mir die Handschellen abnehmen sollen. Bitte!“
    Delia zuckte mit den Augenlidern, weil ich ‚Mama‘ gesagt hatte, aber ihre Entscheidung blieb trotzdem von Dr. Schadewald abhängig. Der schüttelte unmerklich den Kopf
    Ich räusperte mich, um das Grummeln zu unterdrücken.
    Delia ging zum Kühlschrank und holte einen Joghurtbecher hervor. Das konnte sie nicht ernst meinen.
    „Nein, was Richtiges, Wurst, Steak, irgendwas.“ Sie seufzte. Da sie selbst auf Dauerdiät war, fiel es ihr jedes Mal schwer, sich in Andere hineinzuversetzen, die richtig essen wollten.
    „Wer darf dich nicht kriegen?“ fragte Schadewald mit dieser künstlich ruhigen Stimme, die Psychodoktoren so an sich haben.
    „Das geht Sie nichts an, Sie sind pensioniert...“
    Herr Schadewald nickte, als wäre ihm nun alles klar. Mein Vater erhob sich geräuschvoll:
    „Kira, das Maß ist voll, schon lange. Kommen wir zur Sache. Ich hab noch anderes zu tun, als den ganzen Nachmittag diesen Zirkus hier mitzumachen. Warum Herr Schmitt hier ist, wird dir wohl klar sein. Du bist augenblicklich von der Schule beurlaubt, weil du einen Lehrer tätlich angegriffen und schwer verletzt hast. Deine Befunde bei Dr. Neuhaus sehen laut Dr. Schadewald nicht gut aus.“
    Es klingelte an der Tür. Delia legte ein Paket eingelegte Steaks auf den Tisch und betätigte den Summer. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Am liebsten hätte ich sie aufgerissen und in mich hineingestopft, so wie sie waren. Mein Vater fuhr fort: „Aber das gefährlichste ist dein offensichtlicher Zwang zur Brandstiftung. Zusammen mit deiner Zerstörungswut, die du uns bereits hier Zuhause gezeigt hast, hält er leider einen Klinikaufenthalt für unumgänglich. Das ist in deinem Sinne und auch im Sinne deiner Mitmenschen, für die du eine allgemeine Gefahr darstellst. Delia hat bereits deine Sachen gepackt ...“
    „NEIN“ Ich sprang auf und zerschmetterte mit einem Ruck die Kette zwischen den Handschellen. Für einen Moment war sogar Gregor verblüfft. Gleichzeitig lag Anerkennung in seinem Blick, wahrscheinlich, weil ich trotz allem Stärke zeigte. Ich packte die Steaks, stürmte zur Tür, biss dabei ein großes Stück rohes Fleisch ab und schlang es hinunter. Ich bekam die Klinke zu packen, riss sie auf, doch mein Vater holte mich ein. Mit einem geschickten Griff drehte er mir den Arm auf den Rücken, wobei er ziemliche Kräfte gegen mich aufwenden musste. Delia nahm mir die Steaks ab. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie ein Würgen unterdrücken musste. Dann standen plötzlich zwei Sanitäter parat und steckten mich mit ein paar gekonnten Griffen, gegen die ich völlig machtlos war, in eine Zwangsjacke. Oh Mann, sie hatten bereits alles organisiert.
     
    Der Krankenwagen ruckelte über das Kopfsteinpflaster, bis er in eine der asphaltierten Hauptverkehrsadern einbog. Delia saß schluchzend neben mir, während ich mit zwei dicken Riemen angeschnallt auf der Liege lag. Als mich die Sanitäter nach unten geführt hatten, hatte mein Vater zu mir gesagt:
    „Kira, das hat alles seine Richtigkeit. Das wird schon. Du bist stark. Du stehst das durch.“ Er hatte mir auf die Schulter geklopft, als wäre es abgemachte Sache, mich zu einem Experiment freizugeben. Ich verstand seinen Optimismus nicht. Sonst hatte er mich immer nur mit Verachtung gestraft, wenn ich kränkelte oder in irgendwas versagt hatte.
     „Weswegen hat mich Dr. Schadewald behandelt, als ich klein war?“, flüsterte ich und sah Delia an.
    „Du warst drei Jahre alt. Du hast von einem schwarzen Mann berichtet, der dich besuchen kommt, wenn du allein bist und du hattest seltsame aggressive Anfälle. Du hast allen Puppen die Haare abgeschnitten, das Sofa mit der Schere bearbeitet und es sogar geschafft, den

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