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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Fernseher vom Tisch zu schmeißen. Einmal hat dein Kinderbett gebrannt. Du hast seelenruhig mitten in den Flammen gesessen und es hatte den Anschein, als würdest du mit den Flammen spielen. Du hattest keine einzige Brandblase, obwohl dein Nachthemdchen völlig verbrannt war. Gregor war sich sicher, dass du mit Streichhölzern gespielt hattest, aber mir ging das langsam nicht mehr mit rechten Dingen zu. Deswegen war ich mit dir zu Dr. Schadewald gegangen. Er hatte dich behandelt und konnte die Vorgänge psychisch erklären. Nach ein paar Wochen hatte es völlig aufgehört.“ Sie starrte nachdenklich auf die Brandlöcher in meinem T-Shirt. Es stimmte, meine Haut hatte diesmal wieder nichts abbekommen. Und ich glaubte, mich dunkel an damals zu erinnern. Es war also schon einmal passiert … und ich wurde schon lange beobachtet.“
    „Was ist los, Kira? Warum tust du das alles? Bitte, sag es mir!“
    „Es stimmt, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Die schwarzen Schattenmänner sind wieder da und sie wollen irgendwas Schreckliches von mir. Ich darf nicht allein sein, verstehst du? Mama, ich werde sterben, wenn ihr mich in dieses Krankenhaus bringt. Bitte, Mama, du musst was dagegen unternehmen!“
    Delia kamen erneut die Tränen und sie sah mich mitleidig an. Natürlich, das waren die Worte einer Verrückten. Wahnvorstellungen waren für solche Menschen immer extrem real und bedrohlich. Für einen Moment kamen mir sogar selbst wieder Zweifel. Nur, dass einfach alles nicht zusammenpasste. Ich versuchte es noch einmal:
    „Aber sieh doch: „normale“ Verrückte bekommen auch Brandblasen am Körper, wenn sie etwas in Brand stecken, ich nicht! Und sie haben Ringe unter den Augen, sind blass und magern ab, wenn sie ihre Energieschübe bekommen. Ich dagegen habe endlich eine gesunde Hautfarbe und bekomme dicke Locken und überhaupt … Du musst doch sehen, dass das alles nicht zusammenpasst!“
    Delia berührte meine Hand:
    „Ach, meine Kleine, alles wird wieder gut. Es gibt für alles eine Erklärung. Die Ärzte in der Klinik haben einen guten Ruf. Du wirst wieder gesund, ich bin mir sicher.“
     
    Der Krankenwagen fuhr eine Auffahrt hinauf und hielt an. Ich wurde ausgeladen und auf einen Gang geschoben. Delia kümmerte sich an einem Tresen im Foyer um die Formalitäten. Ein Arzt kam durch eine vergitterte Schwingtür, die er erst aufschließen musste und stellte sich als Dr. Schuld, Chefarzt der geschlossenen Abteilung vor. Er gab einer Schwester das Zeichen, mich auf die Station zu bringen. Delia steckte meinen Pass zurück in meinen Rucksack mit ein paar Sachen und legte ihn mir auf mein Rollbett.
    „Du musst erst mal schlafen Kira. Ich komm dich morgen besuchen.“ Delia blieb mit dem Arzt zurück, während mich die Schwester in ein kleines schmales Zimmer schob.
    „Ich habe furchtbaren Hunger“, bettelte ich.
    „Es gibt bald Abendbrot, antwortete sie und machte Anstalten, den Raum zu verlassen.
    „Bitte, ich will nicht allein sein!“ Aber sie antwortete nicht. Stattdessen kamen zwei Pfleger, die aussahen wie Bodyguards. Sie schnallten mich ab und bedeuteten mir, mich auf das frisch bezogene Bett an der Wand zu setzen. Wenn ich mich benahm, würde ich das Essen selbstständig einnehmen können. Wenn nicht, müssten sie mich füttern, erklärten sie sehr ruhig, aber mit einer Bestimmtheit, die keine Ausnahmen duldete. Sie verließen den Raum und schlossen hinter sich ab. Dann sahen sie noch einmal kurz durch das in die Tür eingelassene panzerverglaste Fenster. Das beruhigte mich und gab mir hoffentlich einen gewissen Schutz.
    Ich hatte alles vermasselt. Ich hätte auf Atropa hören sollen. Sie hatte gewusst, was passieren würde und ich hatte ihr nicht geglaubt, genauso wenig, wie alle anderen nun mir nicht glaubten. Wie sollte ich ihnen also einen Vorwurf machen? Die Situation mit Tim stieg in mir auf und ich wurde von einem schrecklichen Schmerz in der Herzgegend ergriffen. Er hatte eine Mutter, die den Rest ihres Lebens in einer Anstalt verbrachte. Hatte ich ihn an sie erinnert? Stand er deshalb auf mich, ohne sich der Ursache meiner Anziehungskraft bewusst zu sein? Ich erwischte mich dabei, dass ich versuchte, unsere Beziehung auf die Art zu analysieren, wie Luisa es tun würde. Wie auch immer, ich war nicht die Richtige für ihn. Und ihm war das jetzt sicher klar geworden. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf, mit mir geschah irgendetwas seltsames, ich hatte furchtbare Angst und war zu allem

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