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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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öffnete sich der Wald zu einer riesigen Lichtung. Wie hingewürfelt verteilten sich lauter kleine und einige etwas größere Häuser mit höchstens zwei Zimmern und einem Dachboden. Sie hatten einen Sockel aus Felssteinen, Fachwerkwände und Dächer mit Schindeln. Kleine Sandwege führten zwischen saftigen Kleewiesen zu den Eingängen. Das ganze wirkte wie ein friedliches Ökodorf. Der Anblick beruhigte mich. Nach Hölle sah das schon mal nicht aus. In der Mitte erhob sich ein größeres Gebäude mit drei Etagen. Die erste Etage bestand aus Felssteinen und hatte riesige, bodentiefe Glasfenster. Die zweite und dritte Etage war aus Fachwerk mit vielen kleinen Fenstern. Das Dach hatte keine Fenster, dafür links und rechts einen Turm. Es sah aus wie eine Mischung aus Scheune und Burg.
    „Voila, die Akademie der Elemente . Und in den Häusern wohnen die Mitglieder.“
    Mir kam zuerst Harry Potter in den Sinn, dann das Auenland und alles weitere, was ich an Fantasy je gehört oder gelesen hatte.
    „Bin ich etwa in sowas wie Hogwarts gelandet?“, fragte ich ungläubig. Aber Neve lachte nur.
    „Nein, hier lernt man nicht zaubern. Hier gibt es auch keine Riesenschlangen, Dementoren oder sonstige Monster. Keine Sorge.“
    „Hobbits oder Elfen?“
    „Mittelerde ist auch nur eine Erfindung.“
    Ich versuchte es weiter und hoffte, auf meine nächste Frage auch eine abschlägige Antwort zu bekommen.
    „Vampire … Werwölfe?“
    Neve schüttelte den Kopf.
    „Blödsinn. Sowas gibt es alles nicht.“
    „Aber es gibt Engel …“
    „Ja, das schon, und Menschen mit einer besonderen Begabung für eines der Elemente: Erde, Feuer, Wasser, Luft. Sie finden hierher, wenn sie Glück haben und lernen, ihre elementare Kraft zu beherrschen und zu nutzen.“
    „Ich bin also nicht tot und auch nicht im Himmel?!“
    Neve lachte wieder ihr glockenhelles Lachen.
    „Definitiv nicht. Du bist nicht gestorben. Das denken die meisten. Ging mir am Anfang auch so. Weil man sich an der Grenze des Todes bewegt, um einen Durchgang zur magischen Akademie zu finden. Aber das erkläre ich dir alles später … falls du überhaupt aufgenommen wirst. Erst muss geklärt werden, ob du hierher gehörst.“
    Ein lauter Knall rechts neben mir verhinderte, dass ich weitere Fragen stellte. Ich warf erschrocken beide Hände auf mein Herz, was wie wild hämmerte. Irgendwas in dem Haus, das neben uns stand, war explodiert. Im Dach klaffte ein Loch. Die Fenster waren aufgeflogen und eine Windböe zerzauste meine Haare, als wütete im Innern des Hauses ein Sturm.
    „Oh Gott, da ist was passiert!“, rief ich. Aber Neve winkte nur ab.
    „Nichts Schlimmes. Lena hat nur wieder einen Wutanfall. Sie ist Element Wind, weißt du. Guck dir das Dach mal genauer an. Sie musste es schon dreimal flicken lassen. Immerhin sind die Scheiben diesmal drin geblieben. Es wird besser.“
    Neve zog mich weiter, während ich mich noch ein paar Mal ungläubig nach dem Haus umdrehte. Dann hatten wir die Akademie erreicht. Zwei Treppen führten zu einer großen Drehtür hinauf, aus der uns ein Mann entgegen kam. Er sah ganz normal aus: mit einem schwarzen Sweatshirt, hellblauen Jeans und kurzen braunen Haaren. Ich schätzte ihn auf Mitte vierzig.
    „Hi Neve. Bringst Du uns mal wieder einen Neuankömmling?“ Mir war es äußerst peinlich, im Schlafanzug dazustehen. Er wollte mir gerade die Hand reichen, zog sie aber erschrocken zurück, als er in mein Gesicht sah.
    „Ja, sie ist durch das Wasser gekommen. Aber sie ist nass.“
    „Durch das Wasser, aber nass?“ Der Mann wirkte verwirrt.
    „Wie heißt du?“, fragte er mich streng.
    „Kira.“ Er nickte, als hätte er das längst vermutet. Konnte er vielleicht auch Gedanken lesen? Er wandte sich wieder an Neve.
     „Wir sollten sofort den Rat zusammenrufen. Ich kümmere mich darum. Besorg du ihr inzwischen was Trockenes zum Anziehen und dann bring sie in den Hain, in Ordnung?“
    Er machte kehrt und verschwand eilig in der Akademie.
    „Wer war das?“
    „Jerome. Hat Erdkräfte und gehört zum Rat.“
    Dieser Jerome machte mir Angst. Er hatte mich angesehen, als wäre ich eine Bedrohung. Irgendwas stimmte nicht mit mir. Immer stimmte irgendwas nicht mit mir. In der normalen Welt nicht und auch nicht in dieser. Konnte ich dem etwa überhaupt nicht mehr entkommen? Ich spürte, wie wieder eine Wutwelle anbrandete.
    „Wir gehen zu mir“, sagte Neve.
    „Nein!“ rief ich, obwohl ich jetzt dringend was Vernünftiges zum Anziehen

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