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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Abi-Prüfungen denken. Ob ich die noch erleben würde? Ich spürte fünf Paar Augen auf mir und wie schon wieder Hitze in mir hochstieg. Dann begann Jerome zu sprechen. Ich merkte, dass ich die Luft angehalten hatte, atmete aus und schaute auf.
    „Du hast einen Weg zur Akademie der Elemente gefunden. Das gelingt nur Menschen, die das Potential haben, über eines der Elemente zu herrschen, sich seine besonderen Kräfte anzueignen und sie zum Nutzen der Welt einzusetzen. Das ist das, was du hier lernst. Allerdings sind bei dir Unstimmigkeiten aufgetreten. Und das müssen wir klären. Aber zuerst sollst du erfahren, mit wem du es zu tun hast.“
    Jerome wandte seinen Blick der Frau neben ihm zu.
    „Sulannia?“
     „Okay.“ Die Frau, die er mit Sulannia angesprochen hatte, erhob sich. Sie war groß und sehr schlank, vielleicht Ende zwanzig. Sie trug ein langes blaues Kleid mit Hosen darunter und hatte schwarze Haare bis zu den Hüften, die blau schimmerten und den Eindruck machten, als wären sie in einem ständigen Fließen begriffen.
    „Wir sind der Rat der Akademie und wir repräsentieren die fünf Elemente. Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Das sind die elementaren Kräfte, die die Welt hervorbringen, formen und zusammenhalten. Die Erdwesen nennen sich Gnome, die des Wassers Undinen, Salamander sind die des Feuers, die Sylphen die der Luft und die Engel charakterisieren den Äther. In der realen Welt ist die Gestalt der Elemente nicht erkennbar. In der magischen Welt – zu der unsere Akademie gehört – wirst du sehen, dass die Elemente Augen und Ohren haben und auch eine Gestalt. Ihr Zusammenspiel erschafft die Welt, wie du sie kennst. Doch sie sind dabei nicht ohne Führung. Es gibt Menschen, die das Talent haben, über ein Element zu herrschen, ihre Wesen zu leiten, zu führen, zu besänftigen oder herauszufordern, ihre besonderen Kräfte zu nutzen und einzusetzen. Wir gehören zu ihnen, wurden an dieser Akademie ausgebildet und leiten sie. Sie wies mit ihrer Hand auf Jerome.
    „Jerome, den du ja schon kennst, vertritt das Element Erde.“
    Sulannia wandte sich als nächstes der Person neben Jerome zu. Sie war von auffällig zarter Gestalt mit langen blonden Haaren und ganz in Schwarz gekleidet, höchstens drei bis vier Jahre älter als ich. Sie hieß Kim, vertrat das Element Äther, war sozusagen ein Engel wie Neve, konnte aber die Farbe weiß nicht ausstehen.
    Mir gegenüber hockte Jolly, ein uralt aussehender verhutzelter Mann, der das Element Luft repräsentierte.
    Neben Jolly erhob sich Ranja. Sie sah genauso aus, wie man sich eine Hexe aus dem Märchen vorstellte: bunt, mit feuerroten Haaren, einem langen ausladenden Rock mit lauter Flicken, verschiedenen Socken und einer karierten Mütze. Sie schmunzelte, weil ich nicht aufhören konnte, sie anzustarren.
    „Ja, ich mag nun mal Hexen, wie sich die Kinder das vorstellen. Genau so! Und deshalb sehe ich auch so aus! Wie ‘ne mittelalterliche Wicca. Wie das totale Klischee, na und?! Außer krumme Nase und Warze. Das hab ich mir verkniffen, man muss ja nicht übertreiben.“
    Und das stimmte. Ranja hatte ein ziemlich hübsches Gesicht. Ich schätzte sie auf Ende dreißig. Sie holte einen winzigen Besen aus der Tasche, schwenkte ihn kurz, so dass er an seinem Ende Feuer ging und wedelte das Feuer wieder aus. Ich musste grinsen, das erste kleine erlösende Gefühl, seit ich hier war.
    „Feuer?“, forschte ich vorsichtig. Und Ranja nickte. Mit Ranja würde ich mich verstehen.
    „Gut, dann bleibt noch Wasser“, stellte sich Sulannia selbst vor und machte eine kleine Verbeugung. Dabei strömten ihre Haare links und rechts über ihre Schultern. Wasser passte, nicht nur zu ihren Haaren, auch zu Ihren Bewegungen, sie waren unglaublich fließend, als hätte sie gar keine Knochen. Ich schaute noch einmal in die Runde. Sie ließen mir einige Augenblicke Zeit, das alles zu verdauen und sagten nichts. Sie wirkten so normal, lebendig und unwirklich zugleich.
    Warteten sie auf eine Reaktion von mir? Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie würden über meine Zukunft bestimmen. Ich warf Jerome einen hilflosen Blick zu, dann Ranja, weil die beiden mir bis jetzt am vertrautesten waren. Der alte Mann mit dem zerfurchten Gesicht beugte sich vor. Seine Haut war gegerbt, als wäre er immerzu an der frischen Luft. Das war ja auch sein Element, erinnerte ich mich. Er hatte eine dunkle schnarrende Stimme.
    „… Wie bist du hierhergekommen … erzähl deine

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