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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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…“, protestierte ich. Nächstes Jahr wollte ich irgendwo in Asien sein, aber nicht auf der verdammten Schule.
    „Glaub mir, es wird kein Problem. Du bist bis dahin ein anderer Mensch. Alles wird dir extrem leicht fallen. Dein Zeugnis wird brillant sein, auch wenn du das halbe Jahr krank feierst. Du wirst viel weniger in die Schule müssen, als es unter bisherigen Umständen der Fall gewesen wäre. Du wirst sehen.“ Neve ging weiter und ich folgte ihr. Sie dozierte weiter:
    „Oder du brauchst gar kein Abi mehr, wenn du dich entschließt, deinen Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen. Manche bleiben hier und werden Mentoren, lehren oder kümmern sich um Neuankömmlinge, so wie ich.“
    „Kein Abi machen, davon werden meine Eltern ja begeistert sein!“
    „Wieso? Machst du Abitur für deine Eltern?“
    „Quatsch … ich …“, Neve brachte mich völlig durcheinander.
    „Natürlich nicht! Ich will nur weg! Das geht aber erst, wenn ich achtzehn bin …“
    „Ha, weiter weg als jetzt kannst du gar nicht sein. Und das ging, auch ohne achtzehn …“ Neve grinste. Ich war unentschieden, ob ich über ihren Scherz lachen oder wütend sein sollte.
    „Sorry …“, sagte sie. „Ich vergesse, wie neu das alles für dich ist. Du musst erst mal essen und schlafen. Wir sind gleich da.“
    Ich nickte. Aber all meine Fragen ließen mir keine Ruhe.
    „Die werden im Krankenhaus längst gemerkt haben, dass ich abgehauen bin …“
    Neve machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Darum brauchst du dir auch keine Sorgen machen. Wir gehen Morgen zu Pio. Da kannst du E-Mails an die Leute schreiben, die dir wichtig sind. Dass du abgehauen bist, ins Ausland, oder so …“
    „Was?“
    „Musst du nicht. Du kannst auch als vermisst gelten. Ist manchen lieber.“
    „Als vermisst? Heißt das, ich kann nicht mal auf Besuch nach Hause in dem Jahr?“
    „Wie soll das gehen?“ Neve machte ein mitleidiges Gesicht.
    „Willst du ihnen sagen, du lernst jetzt mal ein Jahr an der Akademie der Elemente, die sich in der magischen Welt befindet, wo sie dich aber nicht besuchen können?“
    Oh je, Neve hatte recht. Niemand würde das glauben. Ich realisierte immer noch nicht, was passiert war. Ich hatte mich nicht nur mit dem Flugzeug an irgendeinen fremden Ort verirrt. Ich war in einer anderen Dimension gelandet. Ich würde Tim nicht wiedersehen. Ein ganzes Jahr nicht. Oder noch länger. Bis dahin war er sicher längst im Ausland.
    „Du magst deine Eltern sehr, oder?!“ Neve forschte in meinem Gesicht.
    „Quatsch!“, stieß ich hervor und staunte selbst über meine Entschiedenheit. „Wie kommst du denn da drauf?“
    Neve zog die Augenbrauen zusammen und forschte in meinem Gesicht.
    „Du vermisst jemanden sehr …“ Ich war erschrocken. Natürlich, Neve war ein Engel oder zumindest jemand mit Engeleigenschaften, der mit Engeln kommunizieren konnte, wenn ich das alles richtig verstanden hatte, und sie las in mir wie in einem offenen Buch. Das war unangenehm. Das wollte ich nicht.
    „Du bist übrigens kein Engel“, gab ich schroff zurück. Sie zuckte fast unmerklich mit den Augenlidern, aber ging nicht drauf ein.
    „Wir sind da!“, rief sie stattdessen übertrieben fröhlich.
    Der Waldweg endete am Rand der Siedlung auf einer kleinen Anhöhe. Vor uns erhob sich ein einzelner schmaler Turm. Er hatte Ähnlichkeit mit den Türmen, die ich als Kind in Irland auf Friedhöfen gesehen hatte, massiv aus Felssteinen, mit einem runden Dach wie ein schlecht gespitzter Bleistift. Das Dach war himmelblau und die Tür aus dunklen schweren Holzbohlen. Drei Fensterchen übereinander ließen auf drei Etagen schließen. Das Fenster ganz oben hatte einen kleinen Balkon. Sowas gab es an den irischen Türmen nicht.
    Neve schloss die Tür auf und führte mich in eine gemütliche Küche aus alten Holzmöbeln, mit einem Herd, der ein Ofenrohr hatte und vielen bunten Blumen, Gegenständen und Büchern.
    „Komm, ich zeige dir gleich dein Zimmer.“
    Wir stiegen eine Wendeltreppe hinauf. In der zweiten Etage ging eine Tür zu einem Zimmer ab. Neve öffnete sie und ich blickte in einen weiß getünchten, runden Raum mit einem großen gemütlichen Bett, auf dem eine bunte Decke lag, einem Schrank, einem Spiegel vom Boden bis zur Decke, einer großen Truhe und einem kleinen Schreibtisch.
    „Das ist dein Zimmer. Gefällt es dir?“
    Ich suchte nach Worten. Es war kein überdimensioniertes Loft mit abweisenden Designerstücken wie mein Dachgeschoss, in dem man

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