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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Gesicht.
    „Ja, ich weiß. Sie haben mich auch in eine Klinik gebracht, meine Eltern. Aber ich bin nicht verrückt! Ich weiß das! Ich bin abgehauen, durch das Fenster. Ich bin geflogen …“
    „Geflogen?“ Jolly zog eine Braue hoch.
    „Ja! Mit den Schatten. Sie verfolgen mich seit einer Weile. Aber ich konnte sie abhängen. Sie dürfen mich nicht kriegen, hat Atropa gesagt. Sie hat mir geglaubt, dass ich nicht verrückt bin. Nicht mal Luisa war davon überzeugt. Meine beste Freundin … Aber sie hat gesagt, dass Atropa die gleiche Krankheit haben könnte …“ Jetzt schaltete sich Ranja ein.
    „Das bestätigt, was ich seit einer Weile vermute. Deine Freundin Atropa scheint jemand zu sein, der die Durchgänge sucht. Es passiert manchmal, dass Neuankömmlinge sich vorher finden und zusammen eintreffen. Sie wollte vielleicht sehen, was mit dir passiert, bevor sie sich selbst ins Wasser stürzt. Nur, dass du kein Wasser bist.“
    „Dann hat mich Atropa ins Wasser gezogen?“
    „Vielleicht.“
    „Aber sie ist nicht hier angekommen?!“
    „Nein …“
    „Das könnte alles erklären“, rief Jerome.
    „Ja, das ist wahr …“, gab Sulannia zu und wandte sich an mich: „Dann hast du verdammtes Glück gehabt, dass du überlebt hast.“
    Jolly nickte zustimmend. „So einen Fall hat es schon einmal gegeben, vor 50 Jahren.“
    Mein Kopf füllte sich mit Fragezeichen. Ich verstand nicht richtig. Jerome klärte mich auf.
    „Es ist so: Wenn Leute in der Realwelt anfangen, ihre Fähigkeiten für ein bestimmtes Element zu entwickeln, dann stürzt sie das ins Chaos. Sie werden von ihrem Umfeld für psychisch krank gehalten. Gleichzeitig zieht sie die erwachende Kraft zu den entsprechenden Durchgängen, wenn sie so weit sind. Ganz von allein. Wasser kommt durch den magischen See, Luft durch einen U-Bahnschacht, Erde durch eine Erdhöhle, Feuer durch einen Brand. Deine Freundin Atropa ist Wasser. Sonst hätte sie den Durchgang nicht gefunden. Aber sie hat dich vorgeschickt, weil sie selbst noch nicht so weit war.“
    „Wie äußert sich denn das „soweit sein?“, fragte ich.
    Kim ergriff das Wort:
    „Es ist ein Drang, den man nicht mehr unterdrücken kann. Mit ÄtherBegabte stürzen sich nachts von einem der Hochhäuser am Alexanderplatz in die Tiefe, weil sie fliegen wollen. Wasser verläuft sich in den Abwasserkanälen bis zu dem unterirdischen See oder springt in die Spree. Erde erkundet gesperrte Baugruben. Feuer legt Feuer, um darin zu verbrennen. UndLuft folgt dem Zugwind in U-Bahnschächten. Natürlich sieht das für Außenstehende immer nach einem Drang zum Selbstmord aus. Deshalb landet, wer es nicht schafft, einen der Durchgänge aufzusuchen, meist in der Klinik.“
    „Aber ich hatte diesen Drang nicht.“
    „Noch nicht, du hattest Glück. Und Atropa wird sicher bald hier auftauchen. Mach ihr keine Vorwürfe. Sie konnte es nicht besser wissen“, sagte Ranja.
    Das war ein ganz neuer Blickwinkel. Atropa war wie ich! Deshalb hatten wir so einen engen Draht zueinander. Luisa hatte also in gewisser Weise recht gehabt. Nur, dass wir nicht krank waren. Wir waren magisch begabt. Und wir würden uns bald kennenlernen. Gut, ein bisschen sauer war ich schon. Mich so reinzulegen, nur weil sie selbst Angst hatte. Aber irgendwo verstand ich sie auch. Und noch war überhaupt nicht klar, was sie tatsächlich vorgehabt hatte. Vielleicht wollte sie die Reise mit mir zusammen unternehmen, aber etwas war schiefgegangen?! Ja, das war möglich. Zum ersten Mal konnte ich meiner Situation ein paar positive Gedanken abringen.
    Sulannia erhob sich.
    „Gut. Ich schlage vor, dass Jerome die Mentorenschaft für Kira übernimmt. Ich denke …“
    „Moment …“, Jolly ging dazwischen.
    „Du hattest gesagt, du bist geflogen … Das hätte ich gern noch mal genauer erklärt.“
    Wieder der intensive Blick von Jerome, als wollte er mir eine Botschaft übermitteln. Aber ich verstand längst. Ich wollte keinen Stress mehr. Schon gar nicht wollte ich, dass Jolly mein Mentor wurde.
    „Nein, ich bin nicht geflogen. Es war nur so ein Gefühl, von den Medikamenten. Ich wollte weg, von den Schatten. Ich riss mich von meinem Bett los. Es war ganz einfach. Sie hatten mich angeschnallt. Dann ging ich zum Fenster. Es war zu öffnen. Die Gitterstäbe auseinander zu biegen, war genau so einfach.“ Ich riskierte einen Blick zu Jerome. Er nickte unmerklich. Ich machte alles richtig und fuhr fort:
    „Ich konnte mich hinaus zwängen. Die Schatten

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