Himmelsvolk
schien etwas sagen zu wollen, zögerte aber und schwieg. Seine schwarze Nase arbeitete ohne Unterbrechung, als sei sie ein kleines Wesen für sich, seine Augen funkelten klein und böse, und er schlich so tief am Boden dahin, daß er fast um die Hälfte kleiner erschien.
Unter zwei gewaltigen Wurzelansätzen war der Eingang zu einer Höhle sichtbar, die durch den ausgehöhlten Stumpf tief in die Erde zu führen schien. Der Fuchs prüfte die beiden Ausgänge, die auf diese Art seitlich und nach oben hin entstanden, und schnupperte den Boden ab. Es war eine deutliche Fährte im Moos erkennbar, die ins Dickicht lief. Nun horchte der Fuchs, er hielt den Kopf schräg und hob den Vorderfuß. Und dann schien es, als nähme eine heiße innere Erregtheit ihm plötzlich alle Vorsicht, er schien den Elfen und jedes Ding um sich her vergessen zu haben, und aus dem halbgeöffneten Rachen, dessen Zähne hinter den hochgezogenen Lippen blitzten, kam ein wütendes Knurren, das einen solchen Haß, so viel Kampfesgier und Zorn verriet, daß der Elf bis ins Herz erzitterte. Es wird einen großen Kampf geben, dachte er bebend, welch ein Tier mag dort hausen? Noch als er in Zweifel und Sorge bedachte, ob er den Fuchs nicht bitten sollte, von seinem Vorhaben abzustehen, erklang aus dem Innern der Höhle eine feine eindringliche Stimme von großer Schärfe, man hätte fast glauben können, daß eine wütende Katze fauchte, und der Elf verstand:
»Geh weiter! Ich warne dich, oder du hast deinen letzten Gang gemacht!«
»Reiner,« rief der Elf laut, »komm, ich bitte dich!«
Aber der Fuchs hörte nicht, seine Augen funkelten, als hätte er Feuer unter der Stirn, und sein ganzer Körper war in so hoher Anspannung, als zöge eine mächtige Hand einen Bogen bis zum Zerbrechen an. Trotzdem klang seine Stimme ruhig, als er antwortete:
»Mit solchen Worten scheucht man Kaninchen, du Tor, du hast vor Angst den Verstand verloren; komm heraus, wenn ich dich nicht in deinem Loch erwürgen soll wie eine Maus.«
Es blieb still. Der Fuchs stand so, daß er beide Ausgänge übersehen konnte. Diesen Augen und Ohren entging nichts. Der Elf empfand, daß kein Einspruch mehr nützen würde; hier war ein Haß entfesselt, der so alt war, wie das Leben selbst, und solchen Gewalten der Natur gegenüber gibt es kein Hindernis, sie toben sich aus wie die Gewitter, oder wie der Frühlingssturm, und wer nicht die Kraft hat, sein Leben im Kampf zu wahren, der muß es verlieren.
Gebannt von Entsetzen und Bewunderung sah er hinüber, und ohne daß er noch die Kraft besessen hätte, auch nur ein Wort über seine Lippen zu bringen, wurde er Zeuge des furchtbarsten Kampfes, den er jemals in seinem Leben gesehen hatte. Wohl war er nach allem Vorangegangenen auf einen Angriff gefaßt, auch ahnte er, daß er unversehens und plötzlich kommen würde, aber einen Überfall von solcher Wildheit, wie er nun jählings erfolgte, hatte er nicht für möglich gehalten.
Es schoß blitzschnell aus dem Dunkel der Höhle hervor wie ein niedriger Schatten, und nur an dem furchtbaren Anprall der beiden Körper erkannte er, daß dies heranstürmende Etwas ein Wesen von Fleisch und Blut war. Lange Zeit unterschied er nicht mehr als ein wildwogendes Knäuel, das sich ohne einen Laut, aber in unbeschreiblicher Erbitterung im Bodenlaub wälzte. Erst als die beiden Tiere sich für eine Weile losließen, wie um Atem für ein erneutes Ringen zu schöpfen, sah er, daß es ein Marder war, den der Fuchs aufgestört, und der ihn nun angefallen hatte.
Er sah kleiner und schmächtiger als der Fuchs aus, aber wie er jetzt dort im Laub hockte, an den Boden gedrückt, sprungbereit und den kleinen, bösen Kopf, in dem die Reihen der entblößten Zähne wie kleine weiße Sägen blitzten, bot er das Bild eines unheimlichen und einschüchternden Gegners, dessen Gewandtheit und Kraft unberechenbar erschienen, und dessen Raubsinn und Blutgier denen des Fuchses um nichts nachstanden, ja von noch größerer Tücke und Bosheit beherrscht sein mochten.
Wohl war der Fuchs größer und sein Gebiß war mächtiger, wie auch seine Körperkraft größer war, aber er bekam neben diesem geduckten Grimm seines Gegners beinahe etwas Harmloses. Der Elf konnte kein Auge von dem Marder wenden, er verstand den brennenden Haß, der diese beiden Tiere in eine ewige Feindschaft trieb, und jeder Versuch zu einer Versöhnung wäre einem kindlichen Vorhaben gleichgekommen.
»Einer von euch wird sterben«, stammelte er
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