Himmlisch Verliebt
»Es steht so viel zur Auswahl.«
Cindy schaut hoch. »Nimm das, was dir am wichtigsten erscheint«, schlägt sie vor. »Dann bekommt dein Beitrag auch das richtige Feeling.«
Mein innerer Nachrichtenticker bewegt sich wieder. Wie wäre es mit Cindy Jensen: Mein Leben in ihrem Schatten von Barbara Tweed? Ich könnte die erste Zeile schreiben. Cindy Jensen hat vielleicht ein Herz aus Stein, aber ich bin dankbar, dass ich darin einen Platz habe.
Ich höre auf. Das ist unfair. Barbara ist sicherlich nicht das coolste Mädchen der Schule, aber sie ist nicht doof. Eigentlich ist sie sogar richtig nett. So wie ich das beurteile, kann Cindy dankbar sein, dass Barbara ihre Freundin sein will, und nicht andersherum. Eiskönigin Cindy muss eine versteckte Wärme ausstrahlen, die Barbara dazu bringt, mit ihr abzuhängen.
Wieder einmal stelle ich mir Cindy in einem perfekten rosa Bett in einem perfekten rosa Schlafzimmer vor. Diesmal tauscht sie mit Barbara Geheimnisse aus:
»Ich habe mir immer deine schwarzen Haare gewünscht, Barbie«, gesteht Cindy. »Blond zu sein ist so eine Last. Jeder erwartet von mir, dass ich so perfekt reagiere, wie ich aussehe. Außerdem ist es sehr schwer, ernst genommen zu werden.«
»Ich nehme dich ernst«, tröstet Barbara sie.
Cindy tätschelt Barbaras Arm, und ihr Blick leuchtet vor Dankbarkeit. »Ich kann mich überaus glücklich schätzen, solch eine gute Freundin zu haben wie dich.« Tränen stehen ihr in den Augen. »Wenn du nicht wärst, Barb, dann hätte ich überhaupt keine richtigen Freunde.«
Gerührt von meiner Phantasterei, beschließe ich, in Zukunft netter zu sein. Ich versuche zu vergessen, dass sie mir meinen Traum gestohlen und ihn durch einen astrologischen Albtraum ersetzt hat.
Ich nehme einen der Lippenstifte, starre ihn an, gebe vor, ich würde den Hersteller und die Farbnummer auf dem Etikett studieren. Dann tippe ich »Astrologie« in die Internetsuchmaske und drücke »Return«. Es gibt 38700000 Ergebnisse, zwischen denen ich auswählen kann. Hurra. Glücklicherweise kann niemand auf meinen Bildschirm gucken. Sie denken alle, ich würde nach Schönheitsprodukten recherchieren.
Ich klicke das erste Ergebnis an und überfliege den Text nur. Denn ich kann ausschließlich an meine Kolumne denken, die mit dem blödesten Namen überschrieben ist, den ich mir vorstellen kann: Jessica Jupiter. Ich seufze. Wenigstens heiße ich nicht Ursula Uranus.
»Oh, Sam!« Cindy berührt Sam am Arm und kichert. »Diesen Hintergrund können wir doch nicht benutzen.«
Ich beiße die Zähne zusammen, und mein Vorhaben, netter zu sein, droht zu kollabieren. Cindy hat echt zwei Gesichter. Uns gegenüber tritt sie als Eiskönigin auf, aber für Sam spielt sie die Zuckerfee.
Sie rückt mit ihrem Stuhl näher und legt ihre Hand auf seine, um die Maus zu benutzen. »Was ist mit dem hier?« Sie bewegt die Maus und klickt. Ich schaue lieber wieder auf meinen Bildschirm, bevor ich kotzen muss.
Astrologie umfasst eine Reihe von Kreisläufen, Traditionen und Vorstellungen, die auf der Überzeugung beruhen, dass die jeweiligen Positionen der Himmelskörper Schicksal, Persönlichkeit, menschliche Belange und andere irdische Angelegenheiten erklären oder vorhersagen können.
Danke, Wikipedia. Das ist eine große Hilfe.
Jeff kämpft sich seufzend durch die lange Veranstaltungsliste. Ich erstarre, als eine Idee in meinem Kopf aufploppt wie ein Virusalarm. »Hey, Jeff.« Ich räuspere mich verlegen. »Morgen ist das Fußballspiel der Neuntklässlerinnen.« Tracys Spiel.
Jeff saugt Luft durch seine Zähne, während er weiter auf seine Liste starrt. »Jep«, sagt er gelangweilt.
»Das wäre doch Stoff für einen großartigen ersten Artikel, oder? Schließlich ist es ein Pokalspiel.«
Jeff sieht immer noch nicht richtig überzeugt aus, also werde ich konkreter. »Wenn du Hilfe brauchst, kann ich das Spiel mit dir anschauen und Notizen für deinen Artikel machen – als Redaktionsassistentin.«
Jeff zuckt mit den Schultern. »Okay.«
Er ist zwar nicht gerade vor Begeisterung vor mir auf die Knie gefallen, aber er hat zugestimmt. Das ist immerhin ein Anfang.
Er guckt rüber zu Cindy. »Kann ich jetzt gehen? Ich hab Fußballtraining.«
Wills Kopf schießt in die Höhe. »Du musst nicht um Erlaubnis fragen.« Er nickt in Richtung Cindy. »Sie ist nicht bewaffnet.«
Sam lacht. »Noch nicht.«
Cindy wirft ihm einen geheimnisvollen Blick zu. »Die einzige Waffe, die ich brauche, ist mein
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