Himmlisch Verliebt
gesagt, sie soll uns um 20.30 Uhr im Bus treffen«, sagt Tracy und steckt ihr Handy zurück in ihre Tasche.
Wir trinken unseren Kaffee aus, essen den Kuchen und machen uns auf zum Shoppen. Perfektes Timing. Die Shopping-Meute ist inzwischen mit dem langweiligen Zeug abgezogen und hat uns die kostbaren Rohdiamanten übrig gelassen. Man braucht eben einen erlesenen Geschmack, um sie zu schätzen.
»Das würde dir wirklich stehen.« Ich schnappe mir ein ausgefallenes Raschelkleid von der Stange und halte es Tracy hin. Die dunkelroten Rüschen passen perfekt zu ihrem schwarzen Haar und ihrer olivfarbenen Haut. Aber sie ist noch nicht für Rüschen bereit, wie mir ihr Blick verrät. »Okay.« Gelassen gebe ich nach und hänge das Kleid zurück. »Kein Schnickschnack.«
Ich stöbere nach etwas für mich selbst und weiß instinktiv, dass meine Suche vorbei ist, als mein Blick auf ein pinkfarbenes Top mit Schmetterling fällt. Ich probiere es an, und Tracy nickt angemessen beeindruckt. Dann zahle ich und warte, bis Tracy sich fertig umgeschaut hat. Sie entscheidet sich für einen karierten Minirock. Ich ermutige sie dazu, ihn zu nehmen, weil ich spüre, wie unsicher sie noch immer wegen ihrer Stilveränderung ist.
»Du wirst großartig darin aussehen«, verspreche ich. »Sogar Savannah wird neidisch sein.«
»Wirklich?« Sie wirkt angespannt.
»Definitiv.« Bei Tracys formvollendeten, muskulösen Beinen besteht da kein Zweifel.
Wir streifen durch ein paar weitere Geschäfte, bevor wir den Bus nach Hause nehmen. Als wir drinnen sitzen, fangen wir an, unseren Abend auf Sams Gig zu planen.
»Wirst du deinen neuen Rock anhaben?«, frage ich und hoffe auf ein Ja. »Ich werde auf jeden Fall das Top anziehen.«
»Und was trägst du dazu?« Tracy beantwortet meine Frage nicht, und ich entscheide mich dafür, sie nicht zu bedrängen. Sie muss selbst wissen, wann sie bereit dafür ist. Ich erinnere mich noch daran, wie Ryan aus unserer Klasse plötzlich zum Emo wurde. An einem Montag hatte er eine blaue Jeans und einen Bürstenschnitt, und am nächsten Montag kam er auf einmal mit einem schwarzen Mantel und hängendem Pony in die Schule. Ein mutiger Look für einen Jungen, der Brillenträger ist und Mountainbike fährt. Aber er konnte die Typveränderung nicht durchhalten. Am Freitag trug er wieder Jeans und machte seine üblichen Witze in der Klasse.
»Erde an Gemma.« Tracy schnipst mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum. »Los, Gemma.«
»Was?« Ich bin wieder zurück in der Gegenwart.
»Was ziehst du zu dem neuen Top an?«
»Oh, Jeans, denke ich.«
»Nichts Glamouröseres?«, lockt Tracy mich. »Es werden wahrscheinlich eine Menge Jungs da sein.«
»Oh Gott – Jeff könnte kommen!« Ich schaue Tracy aufgeregt an. »Vielleicht hat Sam alle vom
Webzin
eingeladen.«
Tracy schreckt kurz hoch und sinkt dann wieder in sich zusammen. »Er steht bestimmt nicht auf Indie«, seufzt sie.
Ich zucke mit den Schultern. »Das kann man nie wissen.«
Wir starren stumm vor uns hin, bis Tracys Haltestelle in Sichtweite kommt. Sie schnappt sich ihre Einkaufstaschen und steht auf.
»Bist du um sieben bei mir?«, ruft sie mir über die Schulter zu, als sie zur Treppe geht.
»Klar!«, rufe ich zurück. »Wir brauchen mindestens eine Stunde zum Stylen!«
Als Tracy aus dem Bus hüpft, winke ich ihr zu. Spannung steigt in mir auf. Wir werden zu einem richtigen Liveauftritt gehen. Ich überlege, wie Sams Band wohl sein wird. Werden noch andere aus der Schule kommen, abgesehen von Cindy? Wird mein Haar den ganzen Abend über glatt bleiben? Jeans oder Rock?
Ich bin so in meine Gedanken vertieft, dass ich fast meine Haltestelle verpasse und die Stufen heruntertrampeln muss, um den Busfahrer auf mich aufmerksam zu machen. Er hält quietschend an, und ich danke ihm atemlos, als ich aussteige.
Ich gehe nach Hause und schlenkere mit meiner Tüte. Mein neues Top ist kurz. Dad wird es hassen. Es ist perfekt für den heutigen Abend. Ich laufe durch den Vorgarten.
»Hi!«, rufe ich, als ich im Haus bin.
»Hallo, Liebes«, ruft Mum aus dem Wohnzimmer. Ich gehe hinein und finde sie gemütlich vor dem Fernseher sitzend. Ein Schwarz-Weiß-Film läuft. »Dad und Ben sollten bald zurück sein«, sagt sie und nimmt eine Handvoll Chips aus der Schüssel auf ihrem Schoß. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich Mum das letzte Mal so entspannt gesehen habe.
Ich lasse mich neben sie aufs Sofa fallen und schwinge die Einkaufstüte auf meinen
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