Himmlisch verliebt
Fuß auf einen Mauerstein und wollte gerade ihr Gewicht darauf verlagern, da brach der Stein aus der Mauer und fiel polternd in die Tiefe. Elias lachte, betrachtete belustigt, wie Lilith mit einem Bein in der Luft hing und zappelte. Doch nun fand ihr Fuß einen anderen Stein, und sie fing sich wieder. Mist! Elias biss sich auf die Lippen. Es wäre zu schön gewesen, wenn sie gefallen wäre. Vielleicht hätte sie geschrien. Das hätte er zu gerne mit angehört. Tiefer und tiefer kletterte Lilith. Verdammt, gleich war sie tatsächlich an der Holztür angekommen. Elias musste sich auf den Weg machen, die Tür zu verschließen. Unruhig blickte er auf den Übersichtsplan. Wo war seine Spielfigur? Und wie gelangte er so schnell wie möglich zum Ende des Schachtes?
Plötzlich spürte er Wärme auf seinem Rücken. Als wenn ihm jemand die Hand auf die Schulter legte, die warm durch seinen Körper strömte. Ein wohliger Schauer schüttelte ihn. Als er wieder auf den Monitor schaute, packte ihn die nackte Angst. Lilith hatte bestimmt noch drei Meter zu klettern. Was, wenn sie stürzte und sich verletzte? Warum hatte er sie bloß in diese schreckliche Lage gebracht? Er musste ihr unbedingt da raus helfen. Ein Blick auf den Lageplan, und er erkannte, wie er schnellstmöglich zu ihr kommen konnte. Er rannte los.
Noch drei Meter, drei verdammte Meter. Wenn sie aus dieser Höhe fiel, konnte immer noch eine Menge passieren, aber es hatte Zeiten gegeben, in denen es schlimmer ausgesehen hatte. Lilith kletterte langsam und konzentriert weiter.
Plötzlich wurde unter ihr eine Holztür aufgerissen.
„Lilith!“, hörte sie Elias Stimme. Ihr Herz klopfte laut. Würde er ihr wieder etwas antun? Oder hatte Seraphin den dunklen Schatten hinter ihm vertrieben?
„Lilith, sei vorsichtig!“, schrie Elias jetzt. „Hier! Setz deinen Fuß hier hin. Den anderen da vorne.“
Elias stand jetzt direkt unter ihr und deutete auf verschiedene vorstehende Mauervorsprünge. Ob das eine Falle war? Vorsichtig probierte Lilith den ersten Stein aus, den Elias ihr zeigte. Tatsächlich, er hielt. Auch der andere Stein war ein guter Tipp. Einen Schritt nach dem anderen tat Lilith nun mit Elias‘ Hilfe. Gleichzeitig hätte sie vor Erleichterung und Freude laut schreien können. Elias war wieder der Alte!
Ein Meter noch, dann war sie bei ihm angekommen. Er umarmte und küsste sie lange. Was für ein wunderschönes Gefühl. Sie schmiegte sich eng an ihn. Als sie sich wieder voneinander lösten, strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht.
„Deine Augen sehen viel ruhiger aus als vorher“, sagte sie. „Ich liebe dich“, murmelte er. „Entschuldige bitte, dass ich dich in so große Gefahr gebracht habe. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.“
„Die Schattenwanderer hatten dich in ihrer Gewalt“, erklärte Lilith ihm. „Aber ich habe Seraphin zu dir geschickt.“
„Ich werde noch verrückt bei all diesen Geistern um mich herum“, seufzte Elias.
„Aber jetzt bleiben wir zusammen“, versprach ihm Lilith. „Und Seraphin wird dich beschützen.“
„Dann müssen wir nur noch Alina retten“, erinnerte sie Elias.
Am Computer warf Elias einen Blick auf den Plan der Burg: Unter dem Gang befand sich ein Verlies, das über eine Holztreppe zu erreichen war. Ob Alina hier versteckt war?
„Ich glaube, ich weiß, wo sie sie versteckt haben“, rief die Spielfigur Elias.
„Dann nichts wie los“, sagte Lilith.
Elias ergriff Liliths Hand und gemeinsam rannten sie zum Ende des Ganges. Dort war eine Holzklappe in den Boden eingelassen. Elias riss sie auf.
„Alina?“, brüllte er.
Kein Laut war zu hören.
„Alina?“, schrie nun auch Lilith.
Wieder kam keine Antwort. Lilith und Elias tauschten einen besorgen Blick. Dann stieg Elias die knarrende Stiege hinunter, die in das Verlies führte. Lilith zögerte einen Moment lang. Ob es klug war, ihm zu folgen? Wenn jemand in der Zwischenzeit die Bodenluke schloss und verriegelte, saßen sie beide in der Falle.
„Lilith? Ich habe sie!“, hörte sie da Elias rufen.
Auf der Stelle vergaß Lilith jede Vorsicht und rannte ebenfalls die Stiege hinunter. Elias kam ihr bereits entgegen, die kleine Alina auf dem Arm. Sie war an Händen und Füßen gefesselt. Ein Tuch war um ihren Mund gebunden. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Lilith an.
„Keine Angst. Wir sind auf deiner Seite“, beruhigte sie Lilith, während sie dem Mädchen das Tuch vom Mund löste. Sie war so froh, dass Alina
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