Himmlische Leidenschaft
noch immer nicht, wie es geschehen konnte, daß er derart den Kopf verloren hatte. Er hatte sich niemals von seinen sexuellen Bedürfnissen beherrschen lassen, selbst in seinen wildesten Zeiten nicht.
Gott, sie könnte mit meinem Baby schwanger sein.
Bei diesem Gedanken kroch kalte, beklemmende Furcht in ihm hoch. Er wollte sich nicht noch für ein weiteres winziges Leben verantwortlich fühlen müssen.
Nie wieder.
»Case?«
Blitzschnell fuhr er herum und zog seinen Revolver. Noch bevor die Bewegung vollendet war, schob er seine Waffe wieder in das Holster zurück, denn es war Conner, der in der Tür stand.
Der Junge pfiff bewundernd durch die Zähne. »Mann, bist du schnell!«
»Entschuldige«, sagte Case rauh. »Ich habe nicht gehört, wie du die Tür hinter mir geöffnet hast. Ich bin ein bißchen nervös nach dem, was heute geschehen ist.«
»Könntest du mir das auch beibringen?«
»Nicht mit dem Riesending, das du da im Gürtel trägst. Dein Colt ist ja fast schon so groß und schwer, daß er für zwei reicht.«
»Was ist mit den Schießeisen, die die Banditen hatten?«
Case blickte sich mißtrauisch nach allen Richtungen um. Von Sarah war keine Spur zu sehen.
»Sie ist wahrscheinlich in den Deer Canyon gegangen«, meinte ihr Bruder. »Das ist ihr zweitliebster Ort.«
»Und was ist ihr Lieblingsort?«
»Der Felsvorsprung mit der kleinen Sickerstelle, wo du ihr zum ersten Mal begegnet bist.«
»Warum geht sie dorthin?«
»Sie sagt, der Ort wirkt beruhigend auf ihre Seele.«
Cases Augenlider zuckten.
»Aber seit die Banditen in der Gegend sind, verschafft sie sich ihre Beruhigung im Deer Canyon. Wenn sie jetzt dort hinreitet, dann muß sie der Überfall stärker erschüttert haben, als sie zugeben will.«
Der Überfall-oder das, was danach geschehen ist, dachte Case bitter.
Gott im Himmel, warum habe ich das nur getan? Ich hätte ihr vom Kopf bis zu den Zehenspitzen Lust bereiten können, ohne gleich ein Kind zu riskieren.
Er wußte keine Antwort, spürte nur den Schmerz in seinen Lenden, der ihn überwältigte, wann immer er an Sarahs seidige, leidenschaftliche, großzügige Reaktion dachte.
Er hatte sie gerade erst geliebt, und dennoch begehrte er sie schon wieder, so heftig, daß er beinahe vor Verlangen zitterte.
»Hol dir einen von den Revolvern der Banditen«, sagte er kurz angebunden.
Sein Ton ließ Conner zögern, aber nur für einen Moment. Er hatte schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt, daß Case jemals Zeit haben würde, ihm beizubringen, wie man mit einem sechsschüssigen Revolver umging. Mit der Jagd nach dem spanischen Schatz, dem Herbeischaffen von Feuerholz und Wasser, dem Wachehalten oben auf dem Felsrand, den Reparaturen an dem Blockhaus und der Suche nach geeignetem Holz für Fußbodenbretter war Case intensiver beschäftigt als drei Männer zusammen.
»Ich bin wieder zurück, bevor du merkst, daß ich weg war«, sagte Conner eifrig.
Case antwortete nicht. Er starrte gedankenverloren in Richtung Deer Canyon. Im Licht des späten Nachmittags hob sich jeder Busch und Zweig und jeder Grashalm scharf umrissen gegen den Hintergrund ab.
Und auch Sarahs geschmeidige, flinke Gestalt, die gerade einen geröllbedeckten Abhang zu der Öffnung eines nahe gelegenen Canyons hinaufkletterte.
Er beobachtete sie noch immer, als Conner zurückkehrte.
»Keine Sorge«, sagte der Junge, während er die Haustür hinter sich schloß. »Man kommt nur von dieser Seite aus in den Canyon hinein. Einen anderen Weg gibt es nicht. Sie ist sicher vor Banditen.«
Obwohl Case nickte, wandte er den Blick nicht eher ab, bis sie in den Schatten auf einer Seite des Canyons verschwunden war. Dann drehte er sich widerstrebend zu dem Jungen um, dessen schnelles Lächeln ihn nur zu schmerzlich an Sarah erinnerte.
»Welchen Revolver hast du dir ausgesucht?« wollte Case wissen.
»Diesen hier. Er liegt ausgesprochen gut in der Hand.«
Es überraschte Case nicht zu erfahren, daß Conner die Waffen der Banditen ausprobiert hatte. Genausowenig, wie es ihn überraschte, daß der Junge den handlichsten Revolver aus dem Haufen gewählt hatte.
»Er liegt zwar gut in der Hand«, erwiderte Case ausdruckslos, »aber in einem Sturm zielt er so schlecht, daß er keinen Furz wert
ist.«
Conner betrachtete stirnrunzelnd die Waffe in seiner Hand.
»Was meinst du?« fragte er.
»Hast du damit geschossen?«
»Ute würde mich skalpieren, wenn ich auf die Idee käme, wertvolle Kugeln zu verschwenden.«
»Lernen ist
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