Himmlische Leidenschaft
Frage hoch.
»Er sagte, du wärst der einzige Mann, der es jemals geschafft hätte, sich nach einer Schießerei mit den Culpeppers aus eigener Kraft fortzubewegen«, erklärte Conner.
»Ich hätte es beinahe nicht geschafft. Deshalb werde ich dir mehr als nur Schießen beibringen. Ich werde dir alles über die Culpeppers beibringen. All ihre üblen Tricks, von Überfällen aus dem Hinterhalt bis hin zu ihrer Angewohnheit, Geiseln zu nehmen und sie als Sklaven an die Comancheros zu verkaufen.«
»Hast du viel Erfahrung mit den Culpeppers?« wollte Conner wissen.
»Mein Bruder und ich jagen sie seit dem Ende des Krieges.«
Conner wollte fragen, warum, sah den Ausdruck in den Augen des anderen Mannes und überlegte es sich anders.
»Wie viele von ihnen hast du erwischt?« fragte er statt dessen.
»Nicht genug.«
Conner stellte keine weiteren Fragen.
17. Kapitel
»Könntest du ihm sein Essen raufbringen?« fragte Lola.
Sarah warf einen Blick auf den Teller mit Maisbrot und Hirschgulasch, den die ältere Frau ihr hinhielt. Sie versuchte angestrengt, sich eine Entschuldigung einfallen zu lassen, um Case nicht sein Abendessen bringen zu müssen.
Er hielt Wache auf dem Felsrand.
Allein.
In den vergangenen drei Tagen war Sarah sehr gut darin geworden, ihm aus dem Weg zu gehen, um zu verhindern, daß sie allein mit ihm war. Vor zwei Tagen hatte sie sich sogar heimlich davongeschlichen, um auf eigene Faust Silber zu suchen.
Ihre Ohren glühten noch immer, wenn sie an Cases Reaktion auf jenen einsamen Ausritt dachte.
Störrisch zu sein ist eine Sache. Eine verdammte Närrin zu sein ist eine andere. Wenn du es noch einmal wagst, allein auf Schatzsuche
zu gehen, werde ich dich aufspüren und dich an Händen und Füßen gefesselt zurückschleppen.
Sarah war nicht wieder hinausgeritten, um mutterseelenallein nach spanischem Silber zu suchen.
Sie konnte sich aber auch nicht dazu überwinden, gemeinsam mit Case auf Schatzsuche zu gehen. Allein der Gedanke an das, was beim letzten Mal geschehen war, als sie allein gewesen waren, reichte schon, um heiße und kalte Schauer über ihren Rücken rieseln zu lassen.
Sie redete sich ein, daß es Verlegenheit war.
Aber sie war sich nicht sicher, ob sie es glaubte.
»Ich vermisse eine meiner Ziegen«, erklärte Lola. »Die kleine schwarz-weiße mit dem besonders weichen Fell.«
Sarah vergaß augenblicklich ihre eigenen Sorgen. »Wie lange ist sie schon verschwunden?«
»Sie war nicht bei dem Rest der Herde, als Ghost sie vor ein paar Minuten in den Hof getrieben hat.«
Sarah griff nach dem Teller.
»Ich werde Case sein Essen hinaufbringen«, sagte sie. »Geh du ruhig und such nach der Ziege. Sie war die Beste von allen.«
Lola schenkte Sarah ein zahnlückiges Lächeln und eilte davon.
»Aber wenn Case mich anbrüllt, weil ich allein auf den Felsrand gegangen bin, dann hetze ich ihn auf dich«, rief sie der anderen Frau nach.
Ein Lachen war Lolas einzige Antwort.
Sarah machte sich nicht erst die Mühe, einen grasenden Mustang für den Ausflug zum Felsrand einzufangen. Es ging schneller, einfach zu Fuß zu gehen. Und genau das war es, was sie wollte - die unangenehme Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Als sie den Felsrand erreichte, stand die Sonne bereits tief am Horizont. Wie immer rührte die immense Ruhe und Gelassenheit des in goldenes Licht getauchten Landes etwas in ihrem Inneren an. Reglos stand Sarah einen Moment lang da und blickte hinaus auf das endlose Netzwerk von schattigen Canyons, gesäumt von sonnenüberfluteten Granitpfeilern, schroffen Felsformationen und Hochplateaus.
Für sie waren die harten Linien und krassen Kontraste der Landschaft schöner und atemberaubender, als es jemals irgendwelche wiegenden grünen Hügel sein konnten. Die unglaubliche Vielfalt und Leuchtkraft der Farben der Steinwüste, der Wind, der einen Hauch von Kälte und Geheimnis mit sich brachte, die unendliche Weite des Landes - all das weckte ihre Lebensgeister.
In der Nähe schwebte ein Habicht auf dem Aufwind, erzeugt von den Felsen, die das Lost River Valley umschlossen. Der Flug des Raubvogels war kraftvoll und mühelos zugleich, ein wildes, betörendes Lied, das in der Stille von Sarahs Seele ertönte.
Lächelnd schloß sie halb die Lider und gab sich ganz dem Frieden des Augenblicks hin.
Mit zu Schlitzen verengten Augen, als ob er Schmerzen litte, beobachtete Case sie von seinem Versteck in einem nahe gelegenen Gebüsch aus. Es kostete ihn all die
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