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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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fünfzehn war ich ein verrückter Heißsporn, bereit, vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang und bis zum Morgengrauen Yankees zu töten.
    Mit fünfzehn war ich ein richtiger Pferdearsch.
    Es war kein Zorn in seinen Gedanken, nur nüchterne Akzeptanz. Er hatte Hunter von seiner Familie weggelotst und in den Krieg geschleppt, hatte die kleinen Kinder der Obhut ihrer Mutter überlassen, einer Frau, die noch nicht einmal in der Lage gewesen war, ein junges Hündchen aufzuziehen, geschweige denn ein Kind.
    Niemand war dagewesen, als die Culpeppers über Ted und Klein Emily hergefallen waren.
    Quäl dich nicht ständig mit Selbstvorwürfen, sagte er sich energisch. Das ist Vergangenheit. Oder wird es sein, wenn ich Erde auf das letzte Culpepper-Grab geschaufelt habe.
    »Je eher ich anfange, desto eher werde ich fertig sein«, sagte Case laut. »Dann kann ich endlich aufhören, Abschaum zu begraben, und mit dem weitermachen, was wichtig ist - den richtigen Ort für eine Ranch zu finden.«
    Er trank den letzten Schluck Wasser aus seiner Blechtasse, befestigte sie an seinem Gürtel und erhob sich.
    Die Morgenröte ergoß sich über die Landschaft in einer lautlosen goldenen Woge. Steinsäulen, schroffe Felsblöcke, zerklüftete Berggipfel, Hochebenen und Plateaus aus massivem Granitgestein kristallisierten sich in jeder nur denkbaren Schattierung von Rot und Dunkelheit aus dem morgendlichen Dunst heraus.
    Wie vom Tagesanbruch herbeigerufen, erhob sich ein leichter Wind. Saubere, kalte Luft umschmeichelte Case wie eine Geliebte, zerzauste sein schwarzes Haar und liebkoste sein Gesicht. In der Luft schwang ein Hauch von Ewigkeit und Ferne, Stein und längst vergangenen Sonnenaufgängen mit.
    Der Kojote rief wieder.
    Der Wind antwortete.
    »Ich werde meine Ranch an einem Ort wie diesem erbauen«, murmelte Case vor sich hin. »Diese steinernen Zinnen waren schon vor Anbeginn der Zeit hier. Und sie werden auch noch hier sein, lange nachdem der letzte Mensch nicht mehr als der Geschmack von Asche im Munde Gottes ist.«
    Er stand noch eine Weile länger da und beobachtete schweigend, wie die bizarre Felslandschaft aus dem Mutterschoß der Nacht geboren wurde. Etwas, was fast an inneren Frieden grenzte, milderte die harte Linie seines Mundes.
    »Das Land hält aus«, sagte er. »Ganz gleich, wie dumm oder böse die Menschen sind, das Land wird jeden Tag aufs neue in all seiner Reinheit geboren.«
    Wieder heulte der Kojote und verstummte dann.
    »Amen, Bruder. Amen.«
    Nachdem sein Entschluß feststand, wandte Case sich von der atemberaubenden Schönheit der Morgenröte ab. Mit raschen, geschickten Handgriffen, die von langer Übung darin zeugten, aus Satteltaschen zu leben, rollte er seinen Schlafsack in eine Ölhaut, band sie zusammen und legte sie beiseite.
    Der Sattel lag umgedreht auf einem Felsblock, damit die mit Schaffell gefütterte Unterseite trocknen konnte. Daneben lüftete die Satteldecke, die Case als zusätzliche Bettdecke diente, wenn das Wetter zu ungemütlich war.
    Sobald er nach dem Sattel griff, begann Cricket, schneller zu grasen. Der Hengst wußte, daß sie bald wieder unterwegs sein würden. Und an Gras war in dieser Steinwüste nur sehr schwer heranzukommen.
    Cricket hielt auch nicht im Fressen inne, während Case ihn rasch striegelte, seine Hufe säuberte und ihm dann den Sattel auflegte.
    Wie immer überprüfte Case erst sein Repetiergewehr und seine Schrotflinte, bevor er aufsaß. Wie immer stellte er fest, daß sie in kampfbereitem Zustand waren. Er schob sie in ihre jeweiligen Sattelscheiden.
    Seinen sechsschüssigen Revolver brauchte er nicht erneut zu kontrollieren. Das hatte er in dem Moment getan, als er aufgewacht war.
    Schnell band er die Satteltaschen und die Bettrolle hinter dem Sattel fest, griff nach Crickets Zaumzeug und sah sich noch ein letztes Mal suchend nach irgendwelchen Dingen um, die er möglicherweise einzupacken vergessen hatte.
    Der Boden war nackt, bis auf die Spuren, die er und Cricket hinterlassen hatten. Case war kein vergeßlicher Mann.
    Als er sich Cricket näherte, das Zaumzeug in der Hand, rupfte, kaute und schluckte der Hengst mit beeindruckender Schnelligkeit Gras.
    »Du liebst es einfach, deine Trense mit dem grünen Zeug vollzusabbern, stimmt’s?«
    Der Hengst hob den Kopf, um die Trense zu empfangen. Lange grüne Speichelfäden hingen zu beiden Seiten seines edlen Mauls herab.
    Case gab einen empörten Laut von sich. »Ich weiß, du lachst mich aus, du verwöhnter

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