Himmlische Leidenschaft
Idiot bin, warum wohl sonst?« fauchte sie.
»Unsinn, du bist genausowenig ein Idiot, wie ich einer bin. Laß mich mal sehen.«
Mißtrauisch beugte und streckte sie ihre Finger, aber sie hielt sie ihm nicht hin, damit er die Brandwunde inspizieren konnte.
»Mir geht’s gut«, erklärte sie. »Die Haut ist nur ein bißchen angesengt, das ist alles.«
Case sah die tiefen Linien der Anspannung um ihren Mund und fühlte sich hilflos, was ihn nur noch wütender machte. Seine linke Hand schoß vor und schloß sich um ihr Handgelenk.
»Du bist so verdammt dickköpfig, daß du es mir nicht sagen würdest, selbst wenn du dich bis auf die Knochen verbrannt hättest«, knurrte er, während er ihre Hand an seine Brust zog. »Ich möchte lieber selbst einen Blick darauf werfen.«
»Wer hat dir das Recht gegeben, mich ...«
»Du«, unterbrach er sie schroff.
»Wann?«
»Als du mich in deinen Körper eingeladen hast.«
Ihre Wangen färbten sich brennend rot, dann erbleichte sie. Sie versuchte zu sprechen.
Kein Ton kam über ihre Lippen.
Mit einer Zärtlichkeit, die neue Tränen in ihren Augen aufsteigen ließ, öffnete Case ihre Hand. An der Wurzel jedes ihrer Finger war ein hellrotes Brandmal zu erkennen.
Er gab einen schmerzlichen Laut von sich, als ob er derjenige wäre, der sich verbrannt hätte. Dann hob er ihre Hand an seine Lippen und drückte einen behutsamen Kuß auf jede kleine Wunde.
Sarah erschauerte und stöhnte unterdrückt. Das Gefühl seines warmen Atems und das sanfte Streicheln seines Bartes über ihre Handfläche beschwor wieder all die intimen Erinnerungen herauf, die sie so angestrengt zu vergessen versucht hatte.
Besonders jene eine Erinnerung an das Ende, als er es noch nicht einmal mehr ertragen konnte, sie anzusehen.
Zieh dich an, bevor du dir eine Erkältung holst.
»Nicht«, murmelte sie heiser. »Tu mir das nicht an.«
Case blickte überrascht auf. Seine Augen waren wie grüne Flußteiche, klar und glitzernd und dennoch von Schatten dicht unter der Oberfläche erfüllt.
»Tue ich dir weh?« fragte er.
»Jetzt nicht.«
»Habe ich dir früher schon einmal weh getan?«
»Ja«, erwiderte sie schroff.
»Als ich in dir war?«
Sie schloß die Augen und wandte das Gesicht ab.
»Liebste?« fragte er besorgt. »Habe ich dich verletzt, als ich in dir war?«
»Nicht... in dem Moment.«
Er beugte sich über ihre Hand und hauchte Küsse auf ihre Haut.
»Wann habe ich dich verletzt?«
»Danach. Als du es gar nicht erwarten konntest, mich wieder loszuwerden.«
Er hob mit einem Ruck den Kopf. Sarah sah ihn nicht an. Sie starrte auf den Fußboden, zutiefst beschämt und gedemütigt.
»Ich weiß wirklich nicht, was ich getan habe, um dich so anzuwidern«, flüsterte sie.
»Du hast...«
Nein«, unterbrach sie ihn verzweifelt. »Sag es mir nicht! Es ist nicht wichtig. Es wird nie wieder passieren.«
»Das sollte es nicht«, stimmte er zu.
Und dennoch - noch während Case die Worte aussprach, rebellierte etwas tief in seinem Inneren erbittert gegen den Gedanken, niemals wieder in Sarahs süßem, verzehrendem Feuer zu versinken.
Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter und blieb in ihrem Mundwinkel hängen.
Case beugte sich vor und stahl die Träne mit einem Kuß.
»Tu das nicht«, sagte sie, am ganzen Körper zitternd. »Ich kann es nicht noch einmal ertragen.«
»Sarah«, flüsterte er dicht an ihren Lippen. »Meine süße, leidenschaftliche, unschuldige Sarah. Du hast mich nicht angewidert. Ich würde meine Seele dafür verkaufen, wieder in dir zu sein.«
Sie schnappte keuchend nach Luft.
»Warum hast du dann ... ?« flüsterte sie.
»Weil das der Preis wäre, den es mich kosten würde, dein Geliebter zu sein - meine Seele. Das wenige, was noch davon übrig ist.«
»Ich verstehe nicht.«
Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. Dann küßte er sie mit einer Zärtlichkeit und einem Hunger, der sie beide atemlos machte.
»Ich weiß nicht, ob ich es dir erklären kann«, sagte er.
Sie betrachtete ihn nur schweigend mit Augen, die all die Gefühle widerspiegelten, die auch ihn bewegten. Schmerz und Verlangen, Leidenschaft und bittere Reue.
»Ich war fünfzehn, als ich in den Krieg zog«, begann Case. »Zusammen mit Hunter. Ich habe ihn damals förmlich mitgeschleppt.«
Sie biß sich auf die Lippen. Die Selbstverachtung in seiner Stimme war so stark, daß sie fast greifbar war.
»Mein Bruder war mit einem nichtsnutzigen kleinen Flittchen verheiratet«,
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