Himmlische Leidenschaft
in ihren Schoß. Sarah betrachtete den Lederbeutel mit gequältem Blick.
Reiz mich nicht so lange, bis ich mich vergesse und dich schwängere. Ich würde uns beide dafür hassen. Willst du das?
»Was, wenn es nicht funktioniert?« flüsterte sie.
»Was, wenn morgen früh die Sonne nicht aufgeht?«
»Ist es sicher?« fragte Sarah störrisch.
»Nichts ist sicher auf dieser Welt außer dem Tod. Bei einigen wirkt es besser als bei anderen.«
»Hat es bei dir zuverlässig gewirkt?«
»Ich hab’ nie Junge in die Welt gesetzt. Bin ein paarmal schwanger geworden, hatte aber jedesmal eine Fehlgeburt. Danach habe ich nie wieder empfangen. Vielen Huren ergeht es ähnlich.«
Mit zitternden Fingern nahm Sarah den Lederbeutel in Empfang und schob ihn in ihre Hosentasche.
»Gut«, sagte Lola mit einem knappen Kopfnicken. »Jetzt können wir aufhören, wie auf rohen Eiern um Case herumzugehen. Du weißt noch, wie du die Schwämme benutzen mußt?«
»Ja.«
»Wenn du zu etepetete bist, das Ding richtig fest hineinzuschieben, bitte ihn darum. Er hat hübsche lange Finger.«
»Lola!« protestierte Sarah, während sie blutrot wurde.
Die ältere Frau grinste breit.
»Na ja, die hat er aber doch«, erwiderte sie. »Und erzähl mir nicht, daß dir das noch nie aufgefallen wäre.«
Ärgerlich hob Sarah ihre Spindel auf und machte sich wieder an die Arbeit.
Lola leerte einen weiteren Sack mit schimmerndem Ziegenhaar neben Sarahs Stuhl und lachte den ganzen Weg zur Haustür über.
»Das Maisbrot brennt an«, rief sie gleich darauf von draußen.
Erschrocken sprang Sarah auf, um das Brot zu retten. Sie kippte es aus der Pfanne auf ein Gitter zum Abkühlen, dann füllte sie neuen Maisbrotteig in die Pfanne, schürte das Feuer und kehrte zu ihrem Platz zurück, um mehr Wolle zu spinnen und sich zu fragen, wie sie auf Schatzsuche gehen sollte, wenn Case ihr verbot, allein hinauszureiten, und er sie auch nicht begleiten wollte.
»Ma’am?« rief eine Stimme von draußen vor dem Haus. »Wir sind’s, Morgan und Hunter. Wenn Sie uns einfach etwas Brot und einen Teller mit Bohnen herausreichen, brauchen Sie sich unseretwegen keine großen Umstände zu machen.«
Hastig legte sie ihre Spindel beiseite und öffnete die Tür.
Hunter und Morgan nahmen ihre Hüte ab. Beide Männer waren frisch gewaschen und rasiert.
Sie lächelte.
»Aber ich bitte Sie, es macht mir überhaupt keine Umstände«, erklärte sie. »Kommen Sie doch herein und setzen Sie sich. Ich bringe Ihnen Ihr Frühstück.«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Morgan. »Wir sind es gewöhnt, zu improvisieren und uns schnell eine Mahlzeit zusammenzubrutzeln.«
»Du vielleicht«, sagte Hunter. »Ich für mein Teil habe mich in den letzten Monaten an Kochkunst in höchster Vollendung gewöhnt.«
Morgans Zähne blitzten weiß in seinem kaffeebraunen Gesicht.
»Elyssa verwöhnt dich wie ein Schoßhündchen«, sagte er zu seinem Gefährten.
Hunter grinste nur, ohne zu widersprechen.
Sarah beobachtete Hunters Lächeln mit wehmütigen Augen.
Hat Case auch so gelächelt, bevor Klein Emily gestorben ist? fragte sie sich. So voller Wärme und Herzlichkeit...
»Ich fürchte, Sie werden sich hier mit unseren bescheidenen Mahlzeiten begnügen müssen«, sagte sie. »Maisbrot, Maismehlbrei, Paprika und Bohnen und was immer irgendein Tier von dem Gemüse übriggelassen hat, das ich im Keller eingelagert habe.«
»Klingt himmlisch für mich«, meinte Morgan inbrünstig.
Hunter zwinkerte ihr belustigt zu.
»Achten Sie nicht auf Morgan«, sagte er. »Er übt nur für das Mädchen, das in Texas auf ihn wartet.«
»Gewisse Leute mögen vielleicht Übung nötig haben«, erwiderte Morgan. »Ich ganz bestimmt nicht.«
Lächelnd stellte Sarah zwei zerbeulte Teller aus Zinnblech auf den Tisch, füllte zwei Zinnbecher mit Wasser aus einem Krug und begann, Bohnen auf die Teller zu schöpfen.
»Hast du nicht noch Kaffee in deiner Satteltasche?« fragte Hunter Morgan.
»Jesus, natürlich! Entschuldigen Sie mich, Ma’am. Setzen Sie schon mal einen Topf Wasser auf, und ich werde wieder zurück sein, bevor Sie mich vermissen.«
»Kaffee?« fragte Sarah, nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Sie haben Kaffee mitgebracht?«
»Ja, Ma’am«, erwiderte Morgan. »Wir haben auf dem Weg hierher nur nie lange genug Rast gemacht, um welchen zu kochen.«
»Sie sollten ihn besser mit einer Schrotflinte in der Hand bewachen«, rief sie Morgan nach, als er zur Tür hinauseilte. »Wir
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