Himmlische Leidenschaft
Hunters Gesicht.
»Sie ist schöner als je zuvor«, antwortete er. »Du wirst übrigens im Spätsommer wieder Onkel.«
Der Ausdruck auf Cases Gesicht war unbeschreiblich, eine Mischung aus Schmerz und Freude und der Art von quälender, unablässiger Reue, die die Seele eines Mannes zu einem Schatten verkümmern läßt.
»Noch ein Kind?« fragte er in neutralem Ton. »Du bist ein sehr viel mutigerer Mann als ich.«
»Oder ein größerer Narr«, gab Hunter zurück. »Aber wie auch immer, ich bin ein verdammt glücklicher Mann. Mit Elyssa zu leben gibt einem das Gefühl, daß die Sonne doppelt so hell scheint.«
Sarah fiel wieder ein, was Case ihr gesagt hatte - daß eine gewisse Art von Liebe zwischen einem Mann und einer Frau die Sonne strahlender machte.
Er hat von Hunter und Elyssa gesprochen, dachte sie.
Conner ließ seinen Blick zwischen den beiden Männern hin und herschweifen.
»Aber warum muß ein Mann mutig sein, um Kinder zu haben?« fragte er. »Es sind doch die Frauen, die die Entbindung durchmachen.«
»Kinder können sterben«, sagte Case.
Mehr sagte er nicht.
Hunter schwieg.
Sarah räusperte sich.
»Iß dein Abendbrot, bevor es kalt wird«, sagte sie, während sie Conner einen Teller unter die Nase schob.
Er brauchte keine zweite Aufforderung. Er stand gegen die Wand gelehnt und schaufelte sein Essen mit beeindruckender Schnelligkeit in sich hinein.
Wieder stieß Hunter geräuschlos den Atem aus. Es war eines der wenigen Male, die er seinen Bruder offen über den Tod seiner Nichte und seines Neffen hatte sprechen hören.
Sarah vermied es, Case anzusehen, als sie einen Teller mit Fleisch und Brot vor ihn auf den Tisch stellte. Er und Hunter begannen zu essen. Sie waren zwar nicht so hastig wie Conner, leerten ihre Teller jedoch ziemlich schnell.
Als Sarah ihnen erneut auftat, ohne sich zu setzen und selbst etwas zu essen, blickte Case auf.
»Wo ist dein Abendbrot?« fragte er.
»Ich habe schon gegessen.«
Er glaubte ihr nicht. Mit überraschender Schnelligkeit packte er ihr Handgelenk und schob ihr seinen Teller in die Hand.
»Iß«, befahl er brüsk. »Wenn du noch dünner wirst, brauchst du die Tür nicht mehr aufzumachen, um hinauszugehen. Dann kannst du einfach durch die Ritzen in den Balken schlüpfen.«
Sie versuchte, ihm den Teller zurückzugeben.
»Ich muß noch Mais mahlen«, sagte sie.
»Ich werde ihn mahlen.«
»Du hast schon mehr als genug damit zu tun, auf dem Felsrand Wache zu halten und Conner Schießunterricht zu erteilen und Kugeln zu gießen und Feuerholz herbeizusch ...«
»Iß!«
Sarah öffnete den Mund, um zu protestieren.
Case schob ihr energisch eine Gabel voll Fleisch zwischen die Lippen.
Sie gab seltsame Laute von sich und versuchte, trotzdem zu sprechen.
»Es gehört sich nicht, mit vollem Mund zu sprechen«, sagte er ruhig. »Wie oft muß man dir das noch sagen?«
Conner hustete geräuschvoll, als ob er sich an etwas verschluckt hätte. Beim Frühstück hatte Sarah ihm eine Strafpredigt über das gleiche Thema gehalten, mit exakt denselben Worten.
Case klopfte dem Jungen kräftig auf den Rücken.
»Du solltest jetzt besser ins Bett gehen«, sagte er zu Conner. »Du mußt Ute um Mitternacht auf dem Felsrand ablösen.«
»Laß ihn schlafen«, sagte Hunter schnell. »Morgan und ich können abwechselnd eine Wache übernehmen.«
»Danke, das ist nett von Ihnen, aber das kommt nicht in Frage«, erwiderte Conner schnell. »Sie haben einen anstrengenden Ritt hinter sich. Wir können morgen nacht anfangen, die Wachen unter uns aufzuteilen.«
Während des Sezessionskrieges hatte Hunter gelernt, junge Soldaten zu beurteilen, die in Conners Alter gewesen waren oder sogar noch jünger. Obwohl der Junge dunkle Ringe unter den Augen hatte, war sein Blick klar und aufmerksam. Er machte eindeutig nicht den Eindruck, als ob er am Ende seiner Kräfte wäre.
»In Ordnung«, sagte Hunter. »Danke.«
»Keine Ursache, Sir.« Conner grinste und warf seiner Schwester einen verschmitzten Blick zu. »Na, wie mache ich mich?«
Lächelnd, obwohl ihr eher nach Weinen zumute war, sah Sarah ihren Bruder mit großen, feuchten Augen an.
»Sehr gut«, sagte sie mit leicht rauher Stimme. »Du machst deine Sache immer gut. Ich brauche nur eine Weile, um es zu bemerken.«
»Du hast wichtigere Dinge zu tun, als mir lobend den Rücken zu tätscheln, weil ich mich meinem Alter entsprechend benehme«, erwiderte er sachlich.
»Du irrst dich«, flüsterte sie. »Es gibt nichts
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